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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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oder das ist wirklich ‘ne Hexe.«
    »Wieso?«
    »Wie ich da hinter ihr stehe… Mann, Sie werden es mir nicht glauben.«
    »Nun reden Sie schon!« forderte Bill.
    » Bon! Also wie ich so hinter ihr stehe, da sehe ich auf einmal, wie sich ihre Haare verändern. Plötzlich hatte sie lauter Federn auf dem Kopf. Grüne, rote, blaue!«
    Federn! Das Wort ließ eine Alarmglocke in Bills Gedächtnis läuten.
    Hatte er nicht vorhin den Eindruck gehabt, dass ein Geierkopf über ihr schwebte?
    »Und dann?«
    »Hat nicht lange gedauert – das mit den Federn, meine ich«, sagte der Bärtige, »’ne Sekunde später war alles wieder normal. Wie finden Sie denn das?«
    »Sie haben wohl geträumt«, antwortete Bill schnell. »Die Sonne… Sie verstehen schon. Aber nun sagen Sie mir mal, was sie an dem Schalter gewollt hat.«
    »Ja, das war auch ganz komisch. Zuerst wollte sie ein Ticket nach Paris. Dann kam die Sache mit den Federn. Anschließend sagte sie dem Ticketfräulein, dass sie es sich anders überlegt habe und ging rüber ins Restaurant. Wenn sie sich nicht auf ‘nen Besen geschwungen hat und weggeflogen ist, müsste sie noch drin sein.«
    In Gedanken vertieft bedankte sich Bill bei dem Bärtigen. Dessen Ratschlag, sich ein Silberkreuz und ein paar Knoblauchzehen zu besorgen, ignorierte er allerdings.
    Vorsichtig, um nicht von Nicole gesehen zu werden, betrat er ebenfalls das Restaurant. Nicole saß, glücklicherweise mit dem Rücken zur Tür, allein an einem Tisch.
    Etwa zehn Meter weiter, an einem anderen Tisch, entdeckte Bill noch ein anderes bekanntes Gesicht.
    Raymond Marcellin, der glatzköpfige Börsenmakler, las scheinbar interessiert die neueste Ausgabe des Playboy.
    ***
    Eine ganze Weile war vergangen.
    Weder Duval noch Marcellin hatten Anstalten gemacht, sich von ihren jeweiligen Tischen zu entfernen. Keine Frage für Bill, dass beide auf etwas ganz Bestimmtes warteten. Um was es sich dabei allerdings handeln mochte, war ihm nach wie vor völlig schleierhaft.
    Mehr als einmal war er drauf und dran gewesen, einfach zu Nicole hinüberzugehen und sie nach ihrem seltsamen Verhalten zu fragen.
    Aber er hatte diesen Gedanken immer wieder fallen lassen. Manchmal erreichte man mit Abwarten mehr als mit der direkten Methode.
    Mehrfach hatte er jeweils für kurze Momente den Eindruck gehabt, dass das spukhafte Vogelspiel an Nicoles Tisch eine Fortsetzung fand. Nicht er allein schien diesen Eindruck gewonnen zu haben. Einmal war ein Kellner an Nicoles Tisch getreten und hatte ein mit Gläsern und Flaschen voll gepacktes Tablett zu Boden fallen lassen. Die Scherben waren wie Gummibälle über den Boden gehüpft.
    Die schreckgeweiteten Augen des Kellners hatten eine deutliche Sprache gesprochen.
    Schließlich gerieten die Dinge in Bewegung.
    Per Lautsprecher kam die Durchsage, dass eine Maschine aus Paris in wenigen Minuten zur Landung ansetzen würde.
    Diese Ankündigung schien ein Signal für Nicole gewesen zu sein.
    Sie winkte den Kellner herbei und zahlte. Es überraschte Bill nicht, dass Marcellin kurz darauf dasselbe tat. Nach dem Motto: ›Lasst mich sein in eurem Bunde der Dritte‹ legte Bill eine Fünf-Dollar-Note auf den Tisch, um gleichfalls startbereit zu sein.
    Er hatte sich einen Platz in der Nähe des Ausgangs gesucht. Als Nicole sich erhob und das Restaurant verließ, war er bereits draußen. Achtlos ging sie an dem Stützpfeiler vorbei, hinter dem er sich verbarg. Zu seiner Überraschung schlug sie eine Richtung ein, die aus dem Flughafengebäude wieder hinausführte.
    Bill folgte ihr nicht sofort, denn er wollte zuerst das beinahe zwangsläufige Erscheinen des angeblichen Börsenmaklers abwarten.
    Und da kam Marcellin auch schon. Bill schloss sich ebenfalls an.
    Die seltsame Dreierprozession bewegte sich tatsächlich wieder aus dem Terminal hinaus. Bill verstand nicht, was das ganze sollte. Die ganze Zeit über hatte es so ausgesehen, als wollte Nicole jemanden abholen. Und nun auf einmal kehrt, marsch? Da sollte sich noch einer auskennen.
    Auf der anderen Seite des Flughafenvorplatzes lag eine Reihe von flachgestreckten Gebäuden. Garagen, Lagerhäuser für Frachtgut, Geräteschuppen. Stirnrunzelnd erkannte Bill, dass diese Gebäude Nicoles Ziel zu sein schienen. Nicole schlüpfte in eine Lücke zwischen zwei Bauten, in kurzem Abstand gefolgt von Marcellin. Vorübergehend waren beide Bills Blicken entzogen.
    Schnell huschte der Amerikaner über den Vorplatz, um den Anschluss nicht zu verlieren. Er

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