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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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zwängte sich ebenfalls zwischen den beiden Lagerhäusern hindurch. Dann sah er Nicole wieder.
    Sie machte sich an der Tür eines rückwärtigen Schuppens zu schaffen, öffnete sie und verschwand im Inneren des flachen Gebäudes.
    Und wo war Marcellin geblieben?
    Bill konnte den Glatzkopf im Augenblick nirgendwo ausmachen.
    Vom Flugfeld auf der anderen Seite drang das ohrenbetäubende Getöse einer Maschine herüber, die die Bremsdüsen gezündet hatte.
    Das war wahrscheinlich die angekündigte Maschine aus Paris.
    Bill konzentrierte sich wieder auf den Schuppen, in dem Nicole aus ihm völlig unverständlichen Gründen verschwunden war.
    Und dann sah er auch den Glatzkopf wieder. Er war auf das Dach des Gebäudes geklettert und kroch darauf herum. Man musste schon ziemlich genau und bewusst hinblicken, um ihn überhaupt erkennen zu können.
    Bill hatte plötzlich ein ganz ungutes Gefühl. Nicole befand sich – aus welchen Motiven auch immer – im Inneren des Schuppens. Sie ahnte nicht das geringste von der Gegenwart Marcellins. Der Glatzkopf hatte sie, ebenfalls aus völlig unklaren Motiven, von Frankreich aus verfolgt. Hatte der Kerl jetzt vor, ihr gewaltsam zu Leibe zu rücken? Das musste er verhindern.
    Er löste sich aus der Deckung des Lagerhauses und schlich gebückt zu dem Schuppen hinüber. Marcellin achtete nicht auf ihn, sondern blickte angestrengt durch eine Dachluke ins Innere des Schuppens. Im toten Winkel angekommen, beschleunigte Bill seine Schritte. Er umrundete den Schuppen, um in den Rücken des Glatzkopfs zu gelangen.
    Vom Flughafenvorplatz aus konnte dieses Gebäude hier nicht beobachtet werden, da die Lagerhäuser dazwischenstanden. Ein Stück weiter rechts jedoch sah Bill ein paar Männer mit beladenen Sackkarren. Sie blickten aber nicht herüber, sondern beschäftigten sich ganz mit ihrer Arbeit.
    Auch gut , dachte Bill. Dann suchte er nach einer Möglichkeit, ebenfalls auf das Dach des Schuppens zu gelangen. Zufrieden nahm er eine Regenrinne wahr, die für seine Zwecke geradezu ideal erschien.
    Er spuckte in die Hände und machte sich dann möglichst lautlos an den Aufstieg. Blieb nur zu hoffen, dass die Rinne hielt. Immerhin gehörte er nicht unbedingt zu den Federgewichten.
    Bill schaffte es. Vorsichtig stützte er sich mit beiden Händen auf die Flachdachoberkante und machte einen Klimmzug.
    Ja, da war Marcellin. Er lag noch immer vor der Luke und blickte nach unten. Bill konnte auch seine Hände sehen. Keine von ihnen hielt eine Waffe umklammert.
    Wenn auch von Marcellins Seite aus im Moment keine akute Gefahr für Nicole zu bestehen schien, war Bill des Versteckspiels nun rechtschaffen müde. Er wollte jetzt endlich wissen, was hier eigentlich vorging.
    Lautlos zog er sich ganz nach oben. Dann schlich er in gebückter Haltung auf Marcellin zu. Er kam nicht ganz unbemerkt an ihn heran, denn die Kunststoffdachhaut knackte schließlich doch verräterisch.
    Marcellin drehte den Kopf zurück und sprang mit einer Geschmeidigkeit, die seinem bulligen Körper eigentlich gar nicht zuzutrauen war, auf die Füße. Lauernd und kampfbereit stand er da.
    Sekundenlang maßen sich die beiden Männer mit harten Blicken.
    Keiner von ihnen sagte ein einziges Wort.
    Bill war es, der das Schweigen brach.
    »Na, Freund, was gibt es denn da so Interessantes zu sehen?«
    Marcellin gab seine sprungbereite Haltung nicht auf. Und er antwortete auch nicht.
    Der Historiker trat zwei Schritte näher. »Wir sind wohl nicht sehr gesprächig, was?«
    In den Augen Marcellins glitzerte es gefährlich. Börsenmakler? Bill war bereit, seinen Kopf zu verwetten, dass es sich bei dem Kerl um eine professionelle Schläger- und Killertype handelte.
    Die Richtigkeit seiner Annahme bestätigte sich sehr schnell. Marcellin sprang plötzlich ohne erkennbaren Ansatz auf ihn zu.
    Im letzten Sekundenbruchteil konnte sich Bill wegdrehen, um dem mörderischen Karateschlag zu entgehen. Die verdrängte Luft summte in seinen Ohren.
    Bill ergriff seinerseits die Initiative. Mit der Linken täuschte er einen Schlag an, ließ aber die rechte Handkante vorschnellen. Der Gegner ließ sich durch diese Finte nicht ins Bockshorn jagen. Er pendelte Bills Angriff lässig aus und zielte mit einem Fuß gedankenschnell nach Bills Unterleib. Der Amerikaner konnte nicht vermeiden, am Oberschenkel getroffen zu werden. Der lähmende Schmerz raubte ihm jedoch nicht die Übersicht. Er setzte ebenfalls seinen Fuß ein und streifte das Knie Marcellins.

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