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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Verbissen setzte er nach.
    Es kam zum Nahkampf. Und hier hatte Bill klare körperliche Vorteile. Der Glatzkopf war ein zu schwerer Mann, konnte nicht die Beweglichkeit und Geschmeidigkeit Bills bringen. Ineinander verkrallt rollten die Kämpfenden über das Dach. Bill lag dabei jedoch meistens oben. Dennoch – sie bewegten sich in bedrohlicher Nähe des Dachrandes. Die Erde lag immerhin ein beträchtliches Stück tiefer.
    Ein Absturz würde höchstwahrscheinlich sehr fatale Folgen für beide haben.
    Schließlich gelang es Bill, endgültig die Oberhand zu gewinnen. Er hatte den Glatzkopf halb über den Dachrand gedrängt, so dass sein Kopf über der Tiefe hing.
    »So mein Freund«, sagte er grimmig, »können wir uns nun endlich unterhalten?«
    Er fand nicht mehr die Zeit, eine eventuelle Antwort Marcellins abzuwarten. Aus dem Inneren des Schuppens drangen plötzlich Laute an sein Ohr, die sein Blut beinahe erstarren ließen: Das Gebrüll eines Raubtiers, das blutgierig inmitten einer Schafherde wütet.
    Nicole! , schoss es ihm durch den Kopf.
    Marcellin war zu einer Belastung geworden, die er nicht länger hinnehmen konnte. Mit der Linken hielt er den Hals des vorgeblichen Börsenmaklers umklammert. Er ballte die rechte Faust, holte aus und versetzte dem Gegner einen mörderischen Kinnhaken, in den er alle Kraft hineinlegte. Marcellin erschlaffte augenblicklich. Er hatte das Bewusstsein verloren.
    Bill zog ihn hoch und zerrte ihn ein Stück vom Rand weg. Dann eilte er so schnell wie möglich zu der Dachluke und blickte hindurch.
    Der Anblick, der sich ihm bot, ließ ihm die Haare zu Berge stehen.
    Und dies obwohl er wegen der schwachen Beleuchtung im Inneren des Schuppens gar nicht einmal allzu viel erkennen konnte. Was er jedoch sah, genügte vollauf, ihn in sofortige Handlungsbereitschaft zu versetzen.
    Eine schaurig anzusehende Zwittergestalt, halb Mann, halb pervertierter Säbelzahntiger, beugte sich über eine andere Gestalt, verdeckte sie fast völlig. Bill konnte von der zweiten Figur nur einen blauen Kleiderfetzen wahrnehmen. Nicole hatte vorhin eine blaue Baumwollbluse getragen. Und so kam nur eine einzige Schlussfolgerung in Frage: Die bestialische Kreatur war im Begriff, die Frau zu zerfleischen.
    Bill zögerte keine Sekunde. Wie von selbst schlüpfte die Pistole, die er immer bei sich trug, in seine Hand.
    Mit einer schnellen Bewegung zerschlug er mit dem Lauf das schmutzige Glas der Dachluke. Die Bestie da unten nahm hiervon allerdings keine Notiz. Er sah, wie eine tatzenartige Hand zum tödlichen Fangschlag erhoben wurde und…
    Bill feuerte – einmal, zweimal, dreimal. Mit gewohnter Präzision traf er jedes Mal genau ins Ziel. Die Alptraumfigur richtete sich steil auf, schwankte und brach dann zusammen. Reglos blieb sie liegen.
    Bill hielt den Atem an.
    Die andere Gestalt!
    Das war gar nicht Nicole! Das war ein vogelartiges Fabelwesen, ein buntgefiederter Geier mit menschenähnlichen Körperformen.
    Für eine Sekunde schloss er die Augen.
    Als er sie wieder aufmachte, war der Geier verschwunden. Nicole Duval rappelte sich langsam vom Boden auf.
    Sie blickte nach oben und sagte: »Hallo, Bill!«
    ***
    Bill Fleming fegte mit dem Pistolenlauf die letzten Glassplitter aus der Luke, zwängte sich hindurch und ließ sich nach unten fallen.
    Mit federnden Knien landete er.
    Er war sofort wieder auf den Füßen und lief auf Nicole zu.
    Sein anfängliches Misstrauen legte sich schnell. Keine bunten Federn, kein spitzer Schnabel, keine Krallen. Es war Nicole, wie sie leibte und lebte. Aber sie sah nicht gut aus. Blutbeschmiert und mit zerrissener Kleidung, die an vielen Stellen die nackte Haut hervortreten ließ. Müde und abgekämpft, aber sonst anscheinend wohlauf.
    Bill warf einen schnellen Blick auf das Tigerungeheuer, das er erlegt hatte.
    Tigerungeheuer?
    Fehlanzeige! Da lag ein Mann, ein ganz alltäglich aussehender Mann. Mitte fünfzig, dunkles, schon stark gelichtetes Haar, leicht schwammiges Gesicht und ebensolche Figur. Und der Mann war tot.
    Erschossen! Erschossen von ihm, Bill Fleming aus New York.
    Ein eisiger Schrecken fuhr in Bills Glieder.
    Wer würde ihm glauben, dass er seine Pistole nicht auf einen Menschen, sondern auf ein raubtierähnliches Ungeheuer gerichtet hatte?
    Kein Mensch! Man würde ihn allenfalls für verrückt erklären, wenn er diese Geschichte präsentierte. Es sei denn, Nicole war in der Lage, eine Erklärung abzugeben.
    Er fuhr herum.
    »Nicole, sag was! Was hat das hier

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