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0063 - Der Hüter des Bösen

0063 - Der Hüter des Bösen

Titel: 0063 - Der Hüter des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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ein immer stärker werdendes Bedauern zu verspüren.
    Vielleicht hätte er es doch nicht zulassen sollen, dass sich der Schmierfink einfach so aus dem Staub machte. Eigentlich war es seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit gewesen, dem Kerl an Ort und Stelle, das Handwerk zu legen. Niemand konnte ermessen, welches Unheil durch seine Nachlässigkeit entstehen mochte. Und er trug die Verantwortung dafür.
    Teufel, wie er diesen Mouslin hasste!
    Die Verhandlungen mit den Iranern waren zwar noch nicht abgeschlossen, und es stand auch noch ein Besuch in Afghanistan auf dem Programm, aber darauf durfte er im Grunde genommen keine Rücksicht nehmen. Das Problem Georges Mouslin hatte absoluten Vorrang. Es war hoch an der Zeit, dem Mistkerl den Garaus zu machen.
    Dann jedoch geschah etwas Unerwartetes.
    Irgend jemand hatte ihm die Arbeit abgenommen!
    Der Verhasste hatte sein Lebenslicht ausgehaucht. Ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit für seinen Helfer durchströmte ihn. Nein, es war nicht nur Dankbarkeit, es war viel mehr. Eine seltsame Verbundenheit, die sich in Worten gar nicht beschreiben ließ.
    Aber er war immer noch nicht beruhigt und zufrieden. Da existierte noch ein Seelenverwandter von Georges Mouslin, ein Scheusal, das nicht minder gemeingefährlich war als der verhasste Staatssekretär.
    Auch diesem Unhold musste das verfluchte Handwerk gelegt werden. Zusammen mit seinem Helfer würde er es schaffen.
    Nein, er konnte nicht länger hier in Teheran bleiben. Die anderen Mitglieder der französischen Delegation konnten auch ohne ihn zurechtkommen.
    Und Afghanistan? Teufel, was war schon Afghanistan! Die meisten Menschen wussten nicht einmal, wo das auf der Landkarte zu suchen war. Was kümmerte ihn Afghanistan, wo große Aufgaben seiner harrten? Frankreich war viel wichtiger.
    Giraudoux läutete nach seiner Sekretärin, um sich über die Flugverbindungen informieren zu lassen.
    ***
    Im Polizeipräsidium bekam Nicole Gelegenheit, sich verarzten und neu einkleiden zu lassen. Ihre Verletzungen erwiesen sich als nicht sehr schwerwiegend. Sie waren bereits wieder dabei, zuzuheilen.
    Dann ging es ab zum Verhör, das gleich mehrere Beamte führten.
    Man hatte ihnen Handschellen angelegt und hielt sie ganz offensichtlich für äußerst gefährliche Elemente, bei denen man nicht vorsichtig genug sein konnte.
    Ein Kommissar namens de Witter führte das große Wort. Bill scharf ansehend, eröffnete er das Verhör.
    »Fangen wir ganz vorne an. Wer war der Mann, den Sie auf dem Hangardach niedergeschlagen haben?«
    »Warum fragen Sie ihn nicht selbst?«, gab Fleming zurück.
    Eine Unmutsfalte erschien auf de Witters Stirn. »Das können wir nicht, weil wir ihn nicht haben. Aber ganz davon abgesehen – die Fragen hier stelle ich, verstanden?«
    So ist das also , dachte Bill. Marcellin war offenbar aus seiner Bewusstlosigkeit erwacht und hatte anschließend das Weite gesucht und gefunden. Er überlegte kurz, ob er den Beamten sagen sollte, was er von dem Glatzkopf wusste, entschied sich dann aber, es im gegenwärtigen Stadium des Verhörs noch nicht zu tun. Marcellin stand irgendwie mit Nicole in Verbindung, und er wollte nichts sagen, was sie unter Umständen belasten konnte.
    Er zuckte also nur die Achseln.
    »In Ordnung, stellen wir diese Frage momentan zurück«, sagte der Kommissar. »Kommen wir zur Hauptfrage. Welcher Organisation gehören Sie an?«
    »Organisation?«
    »Sie haben mich verstanden, Monsieur Fleming. Oder wollen Sie ernstlich bestreiten, einer Terroristenorganisation anzugehören?«
    »Und ob ich das bestreiten will«, antwortete Bill. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Nur Anarchisten und Terroristen haben ein Interesse daran, Staatsmänner und Politiker zu ermorden. Und Georges Mouslin war ein bedeutender Politiker unseres Nachbarlandes Frankreich.«
    Die Sache wurde immer unerklärlicher. Bill konnte sich beim besten Willen keinen Reim darauf machen, dass ein bekannter Politiker
    … Na ja, und so weiter.
    Er warf Nicole einen schnellen Blick zu, den diese auch erwiderte.
    »Ich bin genauso überrascht wie du, Bill«, sagte sie.
    »Ich verbitte mir jede Privatunterhaltung«, redete Kommissar de Witter dazwischen. »Was glauben Sie eigentlich, wo Sie hier sind? Also los, erzählen Sie mit Ihren eigenen Worten, warum Sie Georges Mouslin umgebracht haben.«
    Bill nickte und begann. Zunächst einmal versuchte er, den Beamten klarzumachen, dass er als renommierter amerikanischer Historiker und Nicole als

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