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0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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zu erledigen. Und Zamorra hatte dem Dämon nichts anhaben können. Der Kampf ging weiter.
    Raoul Morgand brummte wegen seiner Luger, die irgendwo unter den Trümmern der Wendeltreppe lag. Er hatte aber keine Lust, danach zu suchen. Die vier brachten ihr ramponiertes Äußeres in Ordnung so gut es ging.
    »Wie kommt der Beau Gunod, der Dämon, ins Spiel?« fragte Nicole Duval. »Ich denke, wir haben es hier mit dem Geist des Müllers Armand Garascon zu tun.«
    »Das würde ich auch gern wissen«, sagte Zamorra. »Wir fahren jetzt zum Friedhof und sehen uns Armand Garascons Grab an.«
    ***
    Es dämmerte schon, als die beiden Wagen am Friedhof von Bresteville anlangten. Der Wind rauschte in den hohen Ulmen. Als Zamorra, Nicole Duval, Bill Fleming und Raoul Morgand über den Totenacker gingen, kam der Friedhofswärter angerannt.
    »Messieurs!« rief er schon von weitem. »Messieurs! Warten Sie auf mich. Ich muß Ihnen wichtige Dinge sagen.«
    Der dürre Alte, dem die schwarze Jacke am Leib schlotterte, keuchte heran.
    »Ich bin Alain Faber, der Friedhofswärter und Totengräber. Ich dachte mir schon, daß Sie früher oder später herkommen würden, und ich habe Ausschau gehalten. Sie sind doch diese Spezialisten, die Bürgermeister Brissac wegen des Spuks herbestellt hat?«
    Zamorra fragte: »Woher wissen Sie das?«
    »Niemand anders würde sich nach Einbruch der Dämmerung noch auf den Friedhof wagen.«
    Der alte Faber erzählte umständlich und wichtigtuerisch, wie er die Grabeshand zum erstenmal entdeckt hatte. Er schilderte, wie er den Bürgermeister im Bistro aufgesucht hatte, was er und was dieser und jener gesagt hatte. Er sagte auch, was er sich alles gedacht und was seine Frau später dazu gemeint hatte.
    Zamorra unterbrach die umständliche Rede schließlich, weil er noch vor Mitternacht zu dem Spukgrab kommen wollte. Er ging los, zu dem hintersten Winkel des Friedhofs. Zu jener Gräberzeile, die als ungeweihter und verrufener Boden galt.
    Da war das Grab des Müllers mit dem schrägstehenden, verwitterten Grabstein und der eingesunkenen Umrandung. Auf dem von dürrem Unkraut überwucherten Grabhügel sah man etwas Bleiches.
    Die Grabeshand.
    »Vorhin war sie noch nicht da«, wisperte Faber. »Sie muß sich gerade erst aus der Erde geschoben haben.«
    Zamorra nickte. Entschlossen ging er auf das unheimliche Selbstmördergrab zu. Bill Fleming ließ sich nicht lumpen und kam mit.
    Zuerst berührte Zamorra die Grabeshand. Sie war eiskalt und starr.
    Auch Bill Fleming griff die Geisterhand an.
    »Wie eiskalt ist dies Händchen«, sagte er, um sein Entsetzen zu verbergen betont schnoddrig. »Was meinst du, Zamorra, sollen wir den Knaben einmal herausziehen, der daran hängt?«
    Fast wäre es umgekehrt gekommen. Bill Fleming wurde plötzlich mit Urgewalt von den Beinen gerissen. Sein rechter Arm verschwand in der Grabeserde. Die Hand riß ihn nach unten, zerrte ihn tiefer.
    »Zamorra!« heulte Bill. »Er reißt mir den Arm aus.«
    Professor Zamorra reagierte sofort. Er beschrieb mit dem Amulett Zeichen in der Luft und murmelte Bannsprüche. Ein Schmerzensschrei erscholl, hallte dumpf aus der Tiefe des Grabes.
    Die Geisterhand ließ Bill Flemings Rechte los. Bill zog den Arm aus dem Grab, rieb sich das Schultergelenk und ächzte. Vergebens versuchte er, den Arm zu bewegen.
    »Zamorra, ich glaube, der Kerl hat mir den Arm ausgekugelt«, sagte er kläglich.
    »So, so, das Händchen«, konnte Zamorra sich nicht verkneifen zu sagen. »Ich will jetzt einmal sehen, ob ich ihm nicht zuleibe rücken kann.«
    Bill trat zurück. Sein rechter Arm hing schlaff herab. Zamorra blieb bei dem Grab stehen. Er studierte die Inschrift, soweit er sie noch erkennen konnte, kratzte Moos und Flechten vom Stein.
    Was Zamorra nicht erkennen konnte, ergänzte er im Geist.
    ›Hier ruht der bucklige Müller Armand Garascon‹, stand da. ›Geboren am 1. Mai 1741, gestorben am 6. Juli 1776 von eigener Hand‹.
    Zamorra fragte sich, warum der bucklige Müller sich erhängt hatte. Vielleicht lag hier die Lösung des ganzen Rätsels. Der Professor hatte den Bürgermeister am frühen Nachmittag im Rathaus danach gefragt.
    Aber Brissac hatte nichts gewußt. Die alte Geschichte war vergessen. Zuviel war geschehen in den letzten zweihundert Jahren.
    Zamorra bemerkte jetzt, daß weiße Dämpfe von dem Grabhügel aufstiegen. Er mußte husten. Es preßte seine Kehle zusammen wie eine eiskalte Hand.
    Nach Luft ringend schwang der Professor sein Medaillon.

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