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0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Abmachung. Der bucklige Müller hat dich gezwungen, an seiner Seite zu leben, seine Frau zu sein. Dafür muß er bezahlen.«
    Der junge Mann schloß das rothaarige Mädchen in die Arme, küßte sein Gesicht, seinen Hals. Paulette legte den Kopf zurück, schloß die Augen und seufzte leidenschaftlich.
    Sie hatte nie daran gedacht, sich mit Roger Defils einzulassen.
    Aber jetzt war sie nicht mehr sie selbst.
    »Martin«, seufzte sie, »komm mit auf mein Zimmer. Ich habe mich so nach dir gesehnt, während er da war.«
    Roger Defils führte Paulette Martier über die Treppe, die nicht hätte existieren dürfen, nach oben.
    ***
    Nicole Duval schaute aus dem Fenster. Sie hatte ihr Zimmer im Gasthofhotel ›Grappe blanc‹ aufgesucht und hielt ein Buch in der Hand, auf das sie sich nicht konzentrieren konnte. Professor Zamorra, Bill Fleming und auch der widerliche Raoul Morgand waren unten in der Gaststube, um mit den Einheimischen zu sprechen.
    Nicole gähnte. Da sah sie, daß die Geistermühle drüben über dem Fluß seltsam schimmerte. Wie Zamorra aus seinem, konnte auch Nicole aus ihrem Zimmer über die Dächer hinweg weit ins Land blicken.
    Jede Kontur der Mühlenruine war deutlich zu erkennen. Nicole dachte daran, was sie am Nachmittag in der alten Mühle erlebt hatten, und es lief ihr eiskalt über den Rücken.
    Sie konnte sich nicht von dem Anblick losreißen. Sie sah, wie zwei Personen, ein Mann und eine Frau, auf die Mühle zugingen und darin verschwanden. Die Einwohner von Bresteville wagten es längst nicht mehr, sich auch nur in die Nähe der Mühle zu begeben.
    Wer konnte das sein?
    Nicole war nur einen Augenblick unschlüssig. Dann legte sie das Buch weg und stand auf. Sie war noch vollständig angezogen, bis auf die Schuhe, in die sie nun schlüpfte.
    Sie wollte Professor Zamorra Bescheid sagen, daß sich zwei Menschen in die Geistermühle begeben hatten. Es würde ihn sehr interessieren.
    ***
    Roger Defils führte Paulette in ein modriges, düsteres Zimmer. Er legte Jacke, Hut und Schal ab und zog ihr den Mantel aus. Die Baskenmütze warf er auf einen staubbedeckten Stuhl.
    Der junge Mann zog dem Mädchen den Pullover aus, nestelte an ihrem Büstenhalter. Er flog in die Ecke. Paulette hatte einen großen festen Busen mit stark entwickelten Knospen. Roger küßte ihre Brüste, kniff sie zärtlich mit den Zähnen.
    »Martin!« stammelte Paulette, und ihr Atem ging stoßweise. »Oh Martin, Martin, Martin!«
    »Yvette«, sagte der junge Mann und drängte sie zu dem staubigen, vermoderten Bett hin.
    Da flog die Tür krachend auf. Eine gedrungene, bucklige Gestalt stand im Türrahmen. Die Augen glosten gelb und loderten wie Feuer in dem unnatürlichen Zwielicht.
    Der junge Mann und das Mädchen schrien auf. Plötzlich wich der Bann von ihnen. Sie wußten noch, daß sie einen Abendspaziergang hatten machen wollen. Aber sie hatten nicht die geringste Ahnung, wie sie hierher in diesen Raum und in diesen Zustand geraten waren.
    Paulette erkannte ihre Nacktheit, schrie auf und bedeckte die Brüste mit den Händen. Der Mann und das Mädchen betrachteten den Unheimlichen.
    »Jetzt habe ich euch auf frischer Tat ertappt«, sagte der Bucklige dumpf. »Das sollt ihr mir büßen. Betrogen, bestohlen und zum Gespött gemacht habt ihr mich. In den Tod getrieben. Meine Seele habe ich verkauft in meiner Verblendung. Jetzt ist die Zeit der Rache gekommen, Yvette und Martin.«
    »Das sind wir nicht«, ächzte der junge Mann. »Ich heiße Roger Defils, und das ist Paulette Martier. Hören Sie, wir haben Ihnen nichts getan. Lassen Sie uns gehen, bitte!«
    »Ihr seid von ihrem Blut. Erst seid ihr an der Reihe, dann das Dorf Bresteville. Zweihundert Jahre hat es gedauert, bis die Zeit erfüllt war. Bei Luzifer und seinem Diener Beau Gunod, folgt mir!«
    So zwingend war der Blick der flammenden Augen, daß Roger und Paulette gehorchen mußten. Das rothaarige Mädchen zog den Pullover über. Paulette glaubte, vor Grauen sterben zu müssen oder zumindest jeden Augenblick ohnmächtig umzusinken.
    Aber sie blieb auf den Beinen. Hinter Roger ging sie an der buckligen Gestalt vorbei, von der ein unheimlicher kalter Hauch ausströmte. In der Nähe des Geistes roch es intensiv nach Grab und Verwesung.
    »Wir sind nicht…« begann Paulette schwach und ohne Nachdruck.
    »Das spielt keine Rolle«, sagte der bucklige Geist. »Für mich seid ihr es! Rache! Racheee!«
    Schaurig gellte sein Heulen. Vor ihm her stiegen Paulette und Roger die Treppe

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