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0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Jetzt, am Nachmittag, saßen nur zwei Männer an einem Tisch im Gastraum.
    Ein dritter stand am Tresen, der auch als Rezeption diente, und die rundliche Wirtin schenkte ihm gerade einen Kognak ein. Der große Mann mit der Wildlederjacke und dem über den Kragen fallenden schwarzen Haar drehte Zamorra den Rücken zu.
    Trotzdem kam er ihm bekannt vor, und nicht auf eine angenehme Weise. Zamorra trat an den Tresen. Der Schwarzhaarige kippte seinen Kognak. Er wandte Zamorra das Gesicht zu.
    In seinem Mundwinkel baumelte eine Gauloise.
    Zamorra kannte dieses schmale, kantige Gesicht mit den dunklen, glänzenden Augen und dem schwarzen Schnurrbart, der dünn ausrasiert bis zur Kinnlade herunterlief.
    »Raoul Morgand«, sagte Zamorra. »Das ist ja eine Überraschung, daß wir Sie hier treffen.«
    »Ich bin sogar noch aus demselben Grund hier wie Sie, Zamorra«, sagte Morgand und grinste. »Sie wissen, die Geistermühle, der verfluchte Müller und der Spuk. Jetzt werden Sie feststellen, daß meine Methoden nicht so dilettantisch sind, wie Sie zu meinen belieben.«
    »Sie können mich ruhig Monsieur Zamorra nennen oder meinen Professorentitel gebrauchen, Monsieur Morgand. Wer mit seinen Methoden von uns Erfolg hat, wird sich in Kürze herausstellen.«
    Ohne sich weiter um Morgand zu kümmern, fragte Zamorra die Wirtin nach den reservierten Zimmern. Er bekam die Schlüssel.
    »Nun seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt, Professor«, sagte Morgand, als Zamorra sich von ihm abwandte. »Wir sind uns bei der Fernsehdiskussion ein wenig in die Haare geraten. Aber letzten Endes sind wir doch Kollegen. Da ist es besser, wenn wir uns zusammentun.«
    Morgand jagte Geister aus Sensationslust und aus Geldgier. Er verlangte saftige Honorare, wenn er einen Spuk beseitigen oder ihm auf die Spur kommen sollte. Mit seinen Mitteln war er nicht wählerisch, und es waren ihm auch schon böse Pannen passiert.
    So in einem Vorort von Paris, als ein von ihm beschworener Geist in einen Reporter gefahren war und drei Menschen umgebracht hatte.
    »Wir sind im gleichen Fach tätig«, sagte Zamorra, »aber ich bin nicht Ihr Kollege, Monsieur Morgand. Wenn die Bürger von Bresteville Sie zu Hilfe gerufen haben, ist das ihre Sache. Ich bin an einer Zusammenarbeit nicht interessiert.«
    Morgand machte ein Gesicht, als wolle er sich mit Zamorra anlegen. Aber dann schwieg er. Der Professor trug sich und seine beiden Begleiter ins Gästebuch ein. Morgand ertränkte seinen Zorn in einem weiteren Kognak.
    Als Zamorra mit Nicole und Bill Fleming auf die Zimmer gehen wollte, kamen zwei junge Leute in die Gaststube. Ein schwarzhaariger junger Mann mit gelbem Hemd und ein rothaariges Mädchen.
    »Mein Name ist Roger Defils«, sagte der junge Mann zu der dicken Wirtin hinter dem Tresen. »Für mich ist hier ein Zimmer mit Dusche bestellt. Das ist Mademoiselle Martier. Kann Sie ein Einzelzimmer haben, ebenfalls mit Dusche, wenn möglich?«
    Die Wirtin nickte und schob das Gästebuch hin.
    »Hier, tragen Sie sich ein, Monsieur. Mademoiselle auch. Haben Sie einen besonderen Grund, nach Bresteville zu kommen?«
    Sie fragte aus Neugierde. Der junge Mann reagierte heftig. Er war plötzlich so angespannt wie eine Bogensehne und schüttelte den Kopf.
    »Weshalb wollen Sie das wissen? Nein, ich habe keinen besonderen Grund. Sollte ich vielleicht einen haben?«
    »Wie soll ich das wissen, Monsieur?« fragte die Wirtin ein wenig verdutzt. »Es geht mich schließlich auch nichts an, oder?«
    Zamorra trat ins geräumige, nach Bohnerwachs riechende Treppenhaus des Gasthofs und Hotels ›Grappe blanc‹. Nicole und Bill Fleming folgten ihm. Sie stiegen die Holztreppe hoch. Zamorra dachte über die kleine Episode im Gastraum nach.
    Der junge Mann hatte auf ihn nicht den Eindruck eines nervösen und überspannten Typs gemacht. Daß er so reagiert hatte, bedeutete, daß ihn etwas beunruhigte. Es mochte etwas sein, das sich natürlich erklären ließ. Aber es konnte auch mit dem Spuk zusammenhängen.
    Zamorra beschloß, ein Auge auf den jungen Mann zu haben.
    Das Gasthofhotel war alt, wurde aber regelmäßig renoviert und war sauber. Der Hotelkorridor im zweiten Stock wurde von niederen, dunkelgebeizten Deckenbalken überspannt. Gerahmte alte Gemälde mit Tier- und Landschaftsbildern hingen an den Wänden.
    »Was ist denn das für eine Höhle?« fragte Bill Fleming. »Das sieht aus, als hätte schon Napoleon hier gewohnt.«
    »Wenn das der Fall wäre, würde die Übernachtung

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