Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
wurde diese Frisur, zu der ein Meisterfigaro Nicole verholfen hatte, respektlos als Scheuklappen bezeichnet. Der gute Bill fläzte sich auf dem Rücksitz.
    »Wann kommt denn jetzt endlich dieses Kaff, dieses Pestville oder wie es heißt?« fragte er. »Wenn du mich fragst, hätten wir lieber nach Indien fahren sollen, wo angeblich ein Wertiger sein Unwesen treiben soll, Zamorra.«
    »Wir können immer nur einen Fall zur gleichen Zeit lösen, Bill. Um den indischen Wertiger werden wir uns später kümmern, wenn ihm bis dahin nicht schon mit Silberkugeln der Garaus gemacht worden ist.«
    Bill schnaubte verächtlich durch die Nase.
    »Nach dem Brief dieses Dorfbürgermeisters zu urteilen, scheint es sich nicht gerade um einen brisanten Fall zu handeln. Eine Hand, die aus einem Grab ragt, ein paar klappernde Fensterläden und ein Feuerchen an den Flügeln einer Windmühle. Darin kann ich nichts Bedrohliches erkennen. Wahrscheinlich handelt es sich um einen dummen Ulk.«
    »Abwarten, Bill. Die meisten Sachen fangen klein an.«
    Der Fluß und die Straße, die seinem Verlauf folgte, machten einen Bogen. Man sah nun das Dorf Bresteville. Es bot ein friedliches Bild unter dem grauen Himmel am Fluß, umgeben von Weinbergen und kahlen Äckern.
    Auf einem Acker fuhr ein Traktor und zog eine Egge hinter sich er.
    »Finsterste Provinz«, sagte Bill. »Hier klappen sie abends um sieben die Bürgersteige hoch, und wer nicht mit den Hühnern ins Bett geht, gilt als unmoralisch.«
    »Immer noch besser als New York«, sagte Nicole. »Dort kann man nach Einbruch der Dämmerung nicht mehr um die Ecke gehen, ohne Gefahr zu laufen, eins auf den Kopf zu bekommen und ausgeraubt zu werden.«
    Bill war ein überzeugter New Yorker.
    »Lieber lasse ich mich von einem Gangster umbringen, als mich zu Tode zu langweilen«, brummte er. »Also gut, wir sind hier. Schütteln wir dieses eiskalte Friedhofshändchen und sehen wir uns die Mühle an. Daß wir die klappernden Fensterläden auch noch reparieren, wird ja wohl niemand verlangen.«
    Ein paar Minuten später hielt der Citroën auf dem Platz vor der Bürgermeisterei. Zamorra stieg aus und ging hinein, während Nicole und Bill im Wagen warteten. Nach einer knappen Viertelstunde kam Zamorra wieder heraus.
    Er setzte sich ans Steuer.
    »Die Friedhofshand war noch ein paarmal zu sehen«, sagte er.
    »Manchmal nur für wenige Minuten, manchmal für eine Stunde. Zwei Polizisten haben versucht, das alte Grab zu öffnen. Sie fielen bewußtlos um. Beide behaupten, eine eiskalte unsichtbare Hand habe sie gewürgt. Sie hatten noch Tage nachher Schüttelfröste, Fieber und Schwächeanfälle. Seither wagt es niemand mehr, an dem Grab etwas zu machen.«
    »Hm«, sagte Bill. »Sonst noch etwas?«
    »Die Mühlenflügel haben dreimal gebrannt. Neuerdings hört man Flüche und Stöhnen aus der Mühlenruine. Stimmen sprechen in allerlei Sprachen. In altertümlichem Französisch wird den Einwohnern von Bresteville allerlei angedroht.«
    »Bisher ist aber noch nichts passiert, oder?«
    »Wie man es nimmt. Ein Mann, der sich um Mitternacht in die Nähe der Mühle wagte, hat einen schweren Schock erlitten. Er liegt vollkommen apathisch im Krankenbett, muß gefüttert und versorgt werden wie ein kleines Kind und kann sich nicht mehr vernünftig verständlich machen. Eine Frau ist die Treppe hinuntergestürzt, während etwas Unsichtbares an den Fensterläden rüttelte, und hat sich beide Beine gebrochen.«
    »Hm«, sagte Bill, noch langgezogener und nachdenklicher. »Sind Behörden verständigt, irgendwelche Schritte eingeleitet, abgesehen davon, daß wir verständigt wurden?«
    »Nein. Man wagt es nicht. Bei allen Versuchen, schriftlich, telefonisch oder telegraphisch und sogar persönlich, kam nichts heraus. Die Leute, die etwas übermitteln wollten, erlitten grauenvolle Angst- und Erstickungsanfälle. Es sieht ganz so aus…«
    »Wie, Zamorra?«
    »… als habe etwas, ein böser Geist oder eine dämonische Gewalt, Bresteville isoliert, um ungestört mit den Dorfbewohnern abrechnen zu können.«
    Bill Fleming schaute sich um. Er sah Bresteville jetzt mit ganz anderen Augen.
    ***
    Der Postbus hielt auf dem Rathausplatz, als es vom Kirchturm fünf Uhr schlug. Paulette Martier nahm ihre Reisetasche und stieg aus.
    Mit ihr stiegen ein paar Frauen aus dem Bus, die in der nicht allzu weit entfernten Stadt Angoulême Einkäufe gemacht hatten.
    Und ein junger Mann mit gelbem Hemd und saloppem Anzug. Er trug einen mit allen

Weitere Kostenlose Bücher