Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0064 - Die Mühle der Toten

0064 - Die Mühle der Toten

Titel: 0064 - Die Mühle der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
Vom Netzwerk:
doppelt soviel kosten«, antwortete Zamorra. »Die Franzosen sind ein sehr nationalstolzes Volk.«
    Er schloß seine Zimmertür auf und trat ein. Der Raum war mit hellen Möbeln eingerichtet, die im Stil zu dem massiven alten Gebäude paßten. Dusche und WC, später eingebaut, befanden sich in einem abgeteilten Extraraum, der der Größe nach mehr eine Zelle war.
    Zamorra stellte seinen Koffer neben das Bett und schaute sich um.
    Für ein paar Tage konnte er es hier aushalten. Er ging zum Fenster, zog die Gardine zur Seite und warf einen Blick nach draußen.
    Zamorra konnte über die Dächer von Bresteville schauen, bis weit über den Fluß. Am anderen Ufer sah er sie.
    Die Geistermühle!
    Dunkel und verwittert stand sie da und irgendwie drohend. Die Holzflügel der Mühle reckten sich in den trüben, bewölkten Himmel. Zamorra sah, wie ein Vogelschwarm, den er kaum wahrnehmen konnte, auf die Mühle zuflog.
    Ein Stück davor änderte er plötzlich die Richtung und machte einen Bogen um das Gebäude. Zamorra hatte vor, sich die Mühle und das Grab des Müllers Armand Garascon noch am selben Tag anzusehen.
    ***
    Eine halbe Stunde später kamen Zamorra, seine hübsche Sekretärin Nicole Duval und sein Freund und Kampfgenosse Bill Fleming in die Gaststube, um die Schlüssel abzugeben. Zamorra und seine beiden Begleiter hatten sich erfrischt, ihre Sachen eingeräumt und eine kurze Beratung abgehalten.
    Raoul Morgand stand noch immer am Tresen, in ein Gespräch mit Roger Defils vertieft. Er grinste Zamorra unverschämt an.
    »Ah, der große Geistermeister ist schon auf der heißen Spur. Sie gestatten, daß ich mich anschließe, Monsieur le professeur?«
    »Tun Sie, was Sie wollen«, antwortete Zamorra abweisend.
    Er hatte eine heftige Abneigung gegen Morgand. Nicole teilte diese.
    »Haben Sie nicht etwas vergessen, Monsieur Morgand?« fragte sie.
    »Was denn?«
    »Zu fragen, ob Ihre Begleitung auch erwünscht ist.«
    Morgand lachte schallend.
    »Ein so hübsches und knuspriges Mädchen wie Sie wird doch gegen einen stattlichen Kerl wie den guten Raoul Morgand nichts einzuwenden haben. Dann ist wenigstens ein richtiger Mann bei Ihnen und nicht nur Ihr Parapsychologieprofessor und dieser Mister Fleming, der mir nicht so aussieht, als wäre er eine große Kanone.«
    »Hören Sie mal, Freundchen«, begann Bill.
    Zamorra winkte ab.
    »Laß ihn, Bill. Monsieur Morgand möchte uns gern provozieren. Wahrscheinlich, weil er bei dem Spuk mit seinem Latein schon am Ende ist, bevor er überhaupt angefangen hat. Sollen wir Ihnen vielleicht auch noch Tips geben, wie Sie gegen die Geister vorzugehen haben, Monsieur Morgand?«
    An Raoul Morgand prallte dieser Hohn ab. Er zahlte und schloß sich Zamorra, Bill Fleming und Nicole an, die den Gasthof verließen.
    Als die drei in den Wagen stiegen, setzte sich Morgand in seinen roten Renault.
    Er fuhr hinter Zamorras Citroën her und blinkte zweimal mit der Lichthupe auf, damit man auch ja merkte, daß er da war.
    »Der Kerl ist mir so sympathisch wie Schmierseife in der Suppe«, sagte Bill. »Wenn dieser Stümper hier herummurkst, kann wer weiß was passieren. Man sollte ihm den Frack vollhauen und ihn davonjagen.«
    »Das ist nicht mein Stil«, sagte Zamorra. »Aber ich werde Morgand schon auf die richtige Größe zurechtstutzen, wenn er allzu unverschämt wird. Momentan habe ich nichts dagegen, daß er sich an uns anhängt. Da haben wir ihn wenigstens unter Kontrolle.«
    Das hatte etwas für sich. Zamorra fuhr durch das Dorf und zu der kleinen Steinbrücke, die den Fluß überspannte. Ein schlecht asphaltierter Weg führte in die Weinberge an den Talhängen. Ein unbefestigter Weg zweigte von ihm zur Mühle ab.
    Die beiden Wagen fuhren hin und hielten bald vor der Gebäuderuine. Unkraut und Gestrüpp wuchs um die Mühle herum. Kleine Bäume standen da, seltsam verbogen und verkrüppelt, als habe etwas ihr Wachstum beeinträchtigt.
    Die verwitterte Eingangstür der Mühle stand halb offen. Die Fenster waren leere Höhlen ohne Glas und ohne Rahmen. Aus der Nähe betrachtet, wirkten die Mühlenflügel noch sehr fest und dauerhaft.
    Vier waren es, die ein großes Kreuz bildeten. An einem dieser Mühlenflügel mußte der Müller Armand Garascon sich erhängt haben. Bürgermeister Brissac hatte das in seinem Brief kurz erwähnt.
    Zamorra wußte, was ein gewaltsamer Tod unter unnatürlichen Umständen bewirken konnte.
    Kräfte wurden dabei frei, die noch nicht erforscht, ja, kaum erahnt waren. Sie

Weitere Kostenlose Bücher