0065 - Gefangen in der Mikrowelt
beiden Tassen auch ein und wünschte einen guten Appetit.
Nicole Duval und Zamorra bedankten sich. Die aparte Französin teilte ein Hörnchen in er Mitte. »Was mich nur stutzig macht, ist, daß John Sinclair nicht angerufen hat. Ob er vielleicht zu stolz ist?«
Zamorra nahm einen Schluck Kaffee und schüttelte den Kopf. »Glaube ich nicht.«
»Dann ist ihm etwas zugestoßen!« vermutete Nicole.
»Das schon eher.« Zamorra wurde ernst.
Nicole bemerkte es, ließ ihr Hörnchen sinken und schaute ihn an. »Meinst du, daß etwas passiert ist?« fragte sie.
»Schon möglich.« Der Professor nahm eine Scheibe Toast und träufelte Honig darauf. »Vielleicht steckt John Sinclair in einer lebensgefährlichen Klemme, und wir wissen von nichts.«
Nicole Duval atmete tief durch. Eine V-förmige Falte erschien auf ihrer Stirn. »Mal den Teufel nicht an die Wand«, sagte sie. »In den letzten Tagen war es sehr friedlich.«
»Zu friedlich, Cherie.«
»Mir hat die Zeit gefallen«, meinte Nicole.
Zamorra lächelte. »Mir ebenfalls.«
Sie nahmen dann das Frühstück ein. Anschließend zündete der Professor sich eine Zigarette an, holte die Zeitung und blätterte darin. Vor allen Dingen die lokalen Nachrichten über Paris interessierten ihn, und er wurde stutzig, als er von den Morden las, die in einem kleinen Hotel passiert waren. Es gab widersprüchliche Zeugenaussagen. Einige Leute sprachen von Zwergen, von regelrechten Horrorwesen, doch die Reporter machten sich nur darüber lustig.
Zum Lachen war es dem Professor wirklich nicht zumute. Er las konzentriert und machte sich seine eigenen Gedanken.
»Hast du was?« erkundigte sich Nicole.
Zamorra berichtete.
»Da ist was dran«, sagte Nicole Duval sofort.
»Meine ich auch.« Zamorra blickte seine Sekretärin und Geliebte an. »Sind die Koffer schon gepackt?«
Nicole lächelte. »Schon längst.«
Da klingelte das Telefon. Es gab mehrere Apparate im Château, unter anderem auch im Frühstücksraum.
Zamorra nahm den Hörer ab. »Ah, Sie sind es, Miß Collins. Befinden Sie sich schon in Paris?«
Der Professor nickte, machte sich dann einige Notizen und sagte: »Okay, warten Sie auf uns im Hotel. Wir sind in ungefähr zwei Stunden bei Ihnen.«
Er legte auf.
Nicole räusperte sich.
»Ist was?« fragte der Parapsychologe.
»Ja. Es ist mir ein Rätsel, wie du in zwei Stunden von hier in Paris sein willst.«
Der Professor lächelte. »Ganz einfach, Cherie. Indem wir uns einen Hubschrauber nehmen.«
»Aja«, erwiderte Nicole staunend, »einen Hubschrauber.«
Zamorra lächelte. »Und er wird sogar so groß sein, daß du auch deine zahlreichen Koffer mitnehmen kannst. Der Wagen war dir ja fast immer zu klein. Und wie ich dich kenne, bringst du mehr Kleider mit zurück, als du vorher eingepackt hast.«
Nicole stemmte beide Fäuste in die Seiten. »Nun sag nur noch, daß du dir wegen mir einen Hubschrauber nimmst?«
»Genau, Cherie, nur wegen dir.«
***
Einigermaßen zufrieden legte die Privatdetektivin Jane Collins den Hörer auf. Zamorra hatte versprochen, in ungefähr zwei Stunden bei ihr zu sein. Wie er das anstellte, war seine Sache, doch Jane war sicher, daß er es irgendwie schaffen würde.
Jane Collins war im gleichen Hotel abgestiegen wie ich. Das Hilton Paris bot eben den Komfort, den ein verwöhnter Mensch brauchte. Nur lag Janes Zimmer zwei Stockwerke höher.
Die Detektivin zündete sich eine Zigarette an, dachte nach und griff dann wieder zum Telefon. Diesmal führte sie ein Gespräch innerhalb des Hauses.
Jane erkundigte sich bei der Rezeption, ob ein Mr. Sinclair eingetroffen war.
»Tut mir leid, Miß Collins, aber Mr. Sinclair ist noch nicht zurückgekehrt.« Die Stimme des Mannes am Empfang blieb gleichbleibend glatt und unpersönlich.
Da war nichts zu machen für die gute Jane.
Natürlich machte sie sich Sorgen, sonst wäre sie nicht in die Stadt an der Seine geflogen. Ein Vergnügungsbesuch war das sicherlich nicht, denn sie wußte mich in Gefahr. Caroline Potter, die sich fast zu einem Medium entwickelt hatte, gab Jane Bescheid. Und die Detektivin hörte auf das Mädchen, das einmal die Freundin eines grauen Riesen gewesen war und das man deshalb in eine psychiatrische Klinik gesteckt hatte. Ein grauenhaftes Schicksal, aber Jane hatte dem Mädchen versprochen, es aus der Anstalt zu holen.
Natürlich hatte die Detektivin auch mit Sir Powell über all die Dinge geredet. Der Superintendent jedoch hatte sich ziemlich stur gezeigt. Das heißt,
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