0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf
dafür zu suchen.
Die drückende, schwüle Luft, in der er sich seltsamerweise so wohl fühlte, schlug ihm wie eine Feuermauer entgegen. Der rasche Übertritt von den wohltemperierten Räumen seiner Villa in die subtropische Hitze schien ihm nichts auszumachen.
Er überlegte einen Augenblick lang, ob er das Propellerboot nehmen sollte, dann entschied er sich jedoch für das Motorboot mit dem Fünfzig-PS-Motor, den er hier nur selten ausfahren konnte. Die Boote lagen am Landungssteg. Daneben stand wie selbstverständlich ein Helicopter, den Warner selbst fliegen konnte.
Er wollte sich schon über den Rand des Kahnes schwingen, da glitt sein Blick an seinem Körper hinunter. Im Seidenanzug konnte er wirklich nicht fahren. Er marschierte ins Haus zurück, um sich umzuziehen. Er war heilfroh, daß ihm dabei Betty nicht in die Quere kam. Als er wieder nach draußen trat, trug er einen grünen, maßgeschneiderten Tropenanzug mit dazu passendem Helm.
In seiner Rechten hielt er ein großkalibriges Jagdgewehr.
Er warf noch einen letzten Blick auf das riesige Glashaus, das sich einige Yards entfernt von der Villa befand. In ihm hatte Warner eine prächtige Orchideenzucht, nebst anderen tropischen Gewächsen, die ihm viel Freude bereiteten, angelegt. Und noch ein Bau zog seine Aufmerksamkeit auf sich.
Er sah aus wie ein römischer Tempel, nur etwas kleiner. Ein Säulengang führte rundherum, auf dem Dach prangten römische Götterköpfe. Hätte das Bauwerk nicht so neu ausgesehen, hätte man es für ein Relikt aus antiker Zeit halten können, so naturgetreu war es nachgebildet worden. Den Plan dafür hatte ein berühmter Historiker gemacht. Sein Name war Bill Fleming.
Es war die Gruft, in der Robert Warner, der allmächtige Industrieboß, begraben werden sollte! Obwohl er das Kunstwerk bewunderte, haßte er es gleichermaßen. Der Gedanke an den Tod schreckte ihn immer mehr.
Er wandte sich hastig ab, stieg in das Boot und setzte sich auf die weiche Sitzbank. Prüfend warf er einen Blick auf das armaturenbestückte Cockpit. Der Benzintank war randvoll. Dann startete er.
Warner konnte losbrausen, mußte aber mit der Geschwindigkeit heruntergehen, denn das flache Gewässer ließ eine rasante Fahrt nicht zu.
Hätte er gewußt, was ihm bevorstand, hätte ihn keine Macht der Welt dazu veranlassen können, seine prächtige Villa zu verlassen.
Da er aber nicht in die Zukunft sehen konnte, tuckerte er dem Verderben in die Arme.
Denn Hata, die Sumpfhexe, lauerte schon auf ihre Beute.
Sie konnte den Industriellen bereits sehen, obwohl er noch einige Meilen entfernt war. Das Grinsen, das ihr entstelltes Gesicht noch scheußlicher erscheinen ließ, hatte nichts Gutes zu bedeuten.
Die Dämonenhexe hockte mit verschränkten Krummbeinen auf einer schwimmenden Insel. In ihrer schmutzigen Hand, von der lange, spindeldürre Finger mit krallenartigen Nägeln ausgingen, hielt sie ihr eigenes rechtes Auge. Das Weiße des Augapfels war verschwunden, die merkwürdig rote Pupille um ein Vielfaches vergrößert, in der Hata mit ihrem anderen Auge, das tief in der knochigen Höhle saß, alle Vorgänge auf der Insel beobachten konnte.
Das war nicht einmal etwas Besonderes für sie! Sie konnte noch viel mehr, wenn es galt, Unheil wie ein Spinnennetz um Menschen zu weben. Ihre Nahrung bestand nicht aus Lebensmitteln oder gar vielleicht aus Blut, nein bei ihr war alles viel komplizierter.
Und das sollte Robert Warner bald erfahren, denn sie war mächtig, die Sumpfhexe!
***
Professor Zamorra war ein Mann in den besten Jahren und eine bedeutende Persönlichkeit auf dem Gebiet der Parapsychologie, wenn nicht überhaupt die Bedeutendste.
Und es war keine gewöhnliche Arbeit, der der Wissenschaftler nachging. Seine Hauptaufgabe bestand darin, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen. Dieser Tätigkeit hatte er sich mit Haut und Haaren verschrieben, besonders aber von dem Tag an, als er von seinem Onkel ein prächtiges Schloß, das Château de Montagne hieß, und im gespenstischen Loiretal in Frankreich lag, geerbt hatte, und in dessen wechselvoller Geschichte auch Geister und Dämonen eine nicht unwesentliche Rolle gespielt hatten. Schließlich war er auf Château de Montagne auf jenes geheimnisvolle Silberamulett, das er seitdem meistens bei sich trug, gestoßen. Es hatte eine bannende und vernichtende Wirkung auf alles Böse, hätte Zamorra aber nicht allzuviel geholfen, wäre da nicht ein sechster Sinn für Gefahren, besonders übersinnlicher
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