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0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf

0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf

Titel: 0065 - Hata, die Hexe aus dem Sumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
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hellblauen Hemd und der dezent gemusterten Krawatte bildete. Hastig wischte er über sein Gesicht.
    Elizabeth war die Wandlung ihres Mannes nicht entgangen. Sie konnte sich nur zu gut in seine Lage hineindenken.
    Zögernd trat sie näher.
    »Ist dir nicht gut? Deine Tabletten stehen dort drüben auf dem Tisch!«
    »Ich werde eine davon nehmen!« Warner ging bis zur Couch und ließ sich in die weiche Lederpolsterung fallen. Er drehte eine Zeitlang an seinem Brillantring herum, dann schenkte er ein Glas, das neben ihm auf dem Tisch stand, mit Whisky randvoll.
    »Bob! Medikamente vertragen sich nicht mit Alkohol!« warnte seine Frau mahnend.
    »Das hast du mir schon hundertmal gesagt, verdammt noch mal!«
    Warner steckte sich zur Nervenberuhigung eine dicke Zehn-Dollar-Zigarre an, nachdem er das Glas mit einem Zug geleert und somit die Pille hinuntergeschluckt hatte.
    Er biß die Spitze der Zigarre ab, spie sie achtlos in eine Zimmerecke, wo sie den schneeweißen Teppich befleckte.
    Robert Warner pflegte seine Zigarren direkt aus Havanna zu beziehen. Er griff nach dem goldenen Feuerzeug. Es dauerte einige Sekunden bis er das Ding in Brand gesetzt hatte. Genüßlich paffte er die Rauchwölkchen vor sich hin. Elizabeth beobachtete ihn angestrengt. Er schien schon wieder vergessen zu haben, daß sie sich überhaupt hier befand. Mißmutig schüttelte sie ihren lockenbedeckten Kopf.
    Warner blies den Rauch in kleinen Ringen vor sich her, ließ ihn zur Decke hochsteigen.
    »Was stehst du da herum, Betty?« herrschte er seine Frau an, als er den Kopf ein wenig hob und ihr einen giftigen Blick schenkte.
    »Entschuldige, daß es mich überhaupt gibt!« murmelte sie und verließ den Raum.
    »Betty?«
    Warner eilte ihr nach. Auf dem langen Korridor holte er sie ein.
    »Verzeihung, es war nicht so gemeint! Du weißt doch, daß ich in letzter Zeit so nervös bin!«
    »Ja, seitdem du hier auf dieser gräßlichen Insel lebst. Du hast dich sehr verändert! Früher hast du dich nicht um mich gekümmert, deine Geschäfte ließen dir ja kaum Zeit dazu, heute bin ich deine Gefangene!« schluchzte die zierliche Frau. Ihre Augen wurden feucht.
    »Weine doch nicht! Ich mache mir in letzter Zeit viele Sorgen. Ich habe nicht mehr lange zu leben und…«
    »Das Klima und die Umgebung hier verkürzen dir die Zeit noch«, fiel sie ihm ins Wort.
    »Wahrscheinlich hast du recht!« gestand er und fuhr fort: »Aber es ist mir egal. Lieber ein Jahr lang das machen, was mir Freude bereitet, als zwei Jahre spartanisch zu leben, um nur das zu tun, was sich die Ärzte ausdenken! Verstehst du denn nicht, über fünfzig Jahre lang habe ich nichts anderes gekannt als Arbeit, und nun will ich hier sein, bis ich sterbe, weil es mir auf meiner Insel gefällt! Es gibt nirgends einen schöneren Platz auf der Welt!« setzte er dann hinzu.
    Betty Warner schwieg einen Augenblick lang, senkte den Kopf.
    »Du hast es nicht umsonst getan!«
    »Nicht umsonst, ha? Soll ich alles dir vermachen? Alles nur dir? Du bist eine gierige Bestie geworden! Und erst deine Söhne! Der eine ist ein Taugenichts, ein Herumtreiber und Angeber, der meine Millionen verprassen will und mehr im Gefängnis sitzt, als frei herumläuft. Der andere ein Feigling, der kleinkariert denkt und sich nicht um meine Fabriken kümmert, weil er dazu unfähig ist!« Warner donnerte los, obwohl ihm gleich darauf leid tat, was er gesagt hatte.
    »Es sind nicht meine Söhne, sondern unsere Söhne, Bob!« verbesserte sein Gegenüber schneidend.
    »Ich will von ihnen nichts mehr wissen, sie sind für mich gestorben, ein für allemal tot!« brüllte er sie an.
    Warner fuhr wie von der Tarantel gestochen herum. Er hatte sich aufgeregt, sich provozieren lassen. Nur jetzt keine Attacke! raste es in ihm. Er gönnte Betty das Vermögen nicht. Warner konnte sich des Gefühles nicht erwehren, daß seine Frau nur auf seinen Tod wartete, um das Geld verschleudern zu können.
    Weg von hier, nur weg! Hinaus in die Weiten des Dschungelsumpfes, alleine sein, nur von der Natur umgeben!
    Robert Warner hastete die Marmortreppe hinunter. Er nahm zwei Stufen auf einmal. Unten eilte er durch die riesige Empfangshalle.
    Reich verzierte Säulen des römischen Baustils stützten die Decke.
    Warner war vernarrt in die Antike. Wenn es nach ihm ginge, würden sogar Wolkenkratzer die Merkmale römischer Tempel haben.
    Er öffnete die wuchtige Tür, die sich auch elektrisch betätigen ließ.
    Warner nahm sich aber nicht die Zeit, den Knopf

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