0065 - Schräge Töne - falsche Noten
aber verliere nicht zu viel Zeit damit, sie herbeizuzitieren. Die Sache ist verdammt eilig.«
»In Ordnung. Wir nehmen meinen Wagen.«
Ponchos zahlte, ließ sich seinen Mantel bringen und ging zu seinem Cadillac. Targo und McClean holten aus ihrem Fahrzeug einen mittelgroßen Koffer und stiegen dann in den Cadillac.
Eine Viertelstunde später befanden sich die drei Männer in Ponchos Wohnung. Der Gangster öffnete sofort den Koffer. Er erblickte Bündel von Fünfdollar-Noten, mit denen der Koffer bis an den Rand gefüllt war. Es mussten Scheine im annähernden Wert von einer runden Million sein. Obenauf lag ein Zettel.
Ponchos las.
»Geh vorsichtig damit um, sonst hast du nichts davon.«
Ponchos klappte den Deckel zu.
»Der Koffer gehört dir nur, wenn die Sache in unserem Sinn erledigt wird«, äußerte Targo, der sich in einen Sessel geflegelt hatte.
»Sie wird erledigt«, versicherte der Gangster. Er griff zum Telefon und verlangte eine Blitzverbindung mit einer Nummer in San Francisco.
»Was ist dort zu tun?«, fragte er, während er auf die Verbindung wartete.
»Im Hotel Golden Gate wohnt ein Mann mit Namen Reis Awall. Der Mann muss noch heute Nacht spurlos verschwinden. Wie es gemacht wird, ist unserem Chef einerlei.«
»Ihre Verbindung«, quäkte die Stimme des Fernsprechfräuleins im Apparat.
»Hallo!«, rief Ponchos. »Hallo! Hier spricht Al Ponchos aus New York. Sehen Sie nach, ob sich Roc Tanio in Ihrem Lokal befindet! Ist da? Schön. Holen Sie ihn sofort an den Apparat! Es ist dringend.«
Er wartete, bis er die Stimme des Mannes hörte, den er verlangt hatte.
»Gut, dass ich dich gleich erreiche, Roc«, freute er sich. »Hier spricht Al. Lange keine Geschäfte mehr miteinander gemacht, aber heute habe ich eine gute Sache für dich. Sie ist nur verdammt eilig. Kannst du ungestört sprechen? Hört uns niemand?«
»Niemand«, antwortete die raue Stimme von Tanio.
»Pass auf, Roc. Im Hotel Golden Gate hält sich ein Mann auf, der Reis Awall heißt. Ich buchstabiere dir den Namen. R-e-l-s A-w-a-l-l. Der Mann muss noch heute Nacht verschwinden. Verstehst du, Roc. Verschwinden. Er darf nicht gefunden werden.«
»Wie viel«, fragte Tanio; das Gleiche, das vor einer Viertelstunde Ponchos gefragt hatte.
»Zwanzigtausend, weil es eilig ist.«
»Einverstanden, wenn die Hälfte im Voraus gezahlt wird.«
Ponchos rang die Hände.
»Versteh doch, Roc, dass der Mann noch heute verschwinden muss! Wie kann ich dir da die Hälfte im Voraus schicken? Roc, du kennst mich doch. Wir haben immer prima miteinander gearbeitet. Pass auf, Roc! Du machst dich sofort auf die Socken, um den Auftrag zu erledigen, und ich packe hier ein Paket, in das ich zwanzigtausend Dollar in kleinen Noten lege, und ich bringe es noch heute Nacht zur Post. Das ist besser, als wenn ich es überweise. Einverstanden?«
Roc Tanio gab einen Laut von sich, den Ponchos als Zustimmung betrachten konnte.
»Also in Ordnung. Wirst du es allein erledigen können, Roc? Du weißt jemanden, der dir hilft? Gut, ruf mich an, sobald du es erledigt hast!«
Ponchos legte den Hörer auf.
»Das geht klar«, sagte er.
Targo grinste. »Wenn es nicht klargeht, holen wir den Koffer wieder ab. Sobald du Nachricht hast, dass dein Freund den Auftrag ausgeführt hat, sollst du den Chef anrufen. ’n Abend, Ponchos.«
Als die beiden Ganoven die Wohnung verlassen hatten, machte sich Al Ponchos sofort daran, die Summe im Koffer genau zu zählen.
***
Als Ponchos das Telefongespräch anmeldete, war es in New York Mitternacht, in Frisco hingegen war kaum die Dämmerung hereingebrochen.
Roc Tanio, ein schmaler Mann, in dessen an sich ausdruckslosem Gesicht nur die ungewöhnlich starken Kiefer auffielen, hing ein, öffnete die Zelle und schlenderte in das kleine, primitive Lokal zurück, in dem er aß, trank, Billard spielte und überhaupt seine meiste Zeit verbrachte.
Tanio hatte einen Bruder, einen gewissenlosen Jungen, der alles tat, was Geld brachte. Ihm fehlte zwar Tanios Brutalität, aber als Helfer war er zu brauchen. Zufällig befand er sich an diesem Abend ebenfalls in der Kneipe, obwohl er sonst Tanzlokale vorzog.
Tanio winkte ihn herbei. »Es gibt Arbeit, Lesly.«
»Was ist es?«
»Kümmere dich nicht darum! Tu, was ich dir sage! Du bekommst zweitausend.«
»Gefährlich?«, fragte der Jüngere.
»Ich glaube nicht. Wir werden sehen.«
Sie gingen zusammen in die Telefonzelle. »Ruf im Hotel Golden Gate an und erkundige dich nach Reis Awall.
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