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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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angelaufen und blieben in respektabler Entfernung stehen, als sie meine Kanone entdeckten. Ein paar Frauen schrien gellend nach der Polizei, aber ich hatte keine Zeit, mich mit ihnen zu befassen.
    Ich lauschte durch die offen stehende Tür in die Wohnung hinein.
    Plötzlich drückte sich mir eine verdammt harte Sache ins Genick.
    »Wenn Sie nicht wollen, dass ich abdrücke, dann lassen Sie Ihre Kanone fallen«, sagte eine sehr männliche Stimme.
    Ich ließ die Pistole los. Gegen Mündungen im Genick habe ich eine starke Abneigung. Langsam drehte ich mich um, als ich spürte, dass der Druck der Mündung aus meinem Genick verschwand.
    Ich sah zwei baumlange Cops der Stadtpolizei mit gezogenen Schießeisen grinsend hinter mir stehen.
    »Das war für lange Jahre das letzte Mal, dass du am helllichten Tag Schießereien in den Häusern anstellen konntest«, sagte einer der Cops und zog ein Paar Handschellen aus der Hosentasche, während sich der zweite nach meiner Pistole bückte.
    Es war zum Lachen! Die Stadtpolizei verhaftete einen Kollegen von der Bundespolizei.
    »Hallo, Sie da drinnen!«, rief der Cop in Hawkins Wohnung hinein. »Kommen Sie raus, wir haben den Burschen unschädlich gemacht!«
    Sie hätten hören sollen, in welch stolzgeschwelltem Ton er das sagte. Sämtliche Helden der Vorzeit mussten sich vor diesetn tollkühnen Recken der Gerechtigkeit verstecken.
    »Sehen Sie doch mal auf den Prägestempel meiner Dienstpistole«, schlug ich dem Cop vor, der meine Waffe aufgehoben hatte.
    »Hast du das gehört, Joe!«, brüllte er wiehernd. »Dienstpistole! Jetzt haben sogar die Gangster schon Dienstpistolen!«
    Er tat mir trotzdem den Gefallen und sah auf den Prägestempel. Er schluckte und wurde blass.
    »FBI!«, stammelte er.
    »Kaum zu glauben, was?«, grinste ich und nahm ihm meine Kanone aus der Hand.
    Hawkins erschien auch endlich und brachte meinen Dienstausweis mit. Außerdem hielt er ein Ungetüm von einem Revolver in der Hand. Er musste noch aus der Zeit der Indianerkriege stammen, soviel Rost hatte sich am Lauf festgesetzt.
    Innerhalb weniger Minuten war alles aufgeklärt. Hawkins gehörte selber zu den Leuten, die von der Kidnapperbande unter Druck gesetzt wurden. Allerdings hatte man bei ihm eine neue Methode angewandt: Das Kind war nicht entführt. Man drohte die Entführung nur an, wenn er nicht bis morgen Abend zehntausend Dollar an die Tanne brächte.
    Das ging aus einem Erpresserbrief hervor, den man Hawkins mit der Post 32 geschickt hatte. Es war einer in der gleichen Art, wie wir sie bereits bei Averson und bei den Marshalls gesehen hatten.
    Hawkins Kind war also noch nicht entführt worden. Das gab zu denken. Was sollte der plötzliche Wandel in der Strategie der Kidnapper?
    ***
    Nachmittags gegen drei Uhr waren wir wieder in Louisville. Wir setzten uns in Billys Zimmer zusammen und ließen uns aus der Kantine ein paar Hotdogs kommen, die wir mit ziemlichem Heißhunger verzehrten. Eine starke Tasse Kaffee im Anschluss mit einer Zigarette machte unsere Lebensgeister wieder soweit mobil, dass wir an weiteres Arbeiten denken konnten.
    Zunächst sichteten wir die Papiere, die sich auf Billys Schreibtisch gestapelt hatten. Billy las sie durch und informierte mich.
    »Die Untersuchung des ermordeten Sohnes von Averson«, sagte er, während er sich in den Befund vertiefte.
    »Todesursache?«, fragte ich.
    »Tod durch Erwürgen«, murmelte Billy.
    »Wann trat der Tod ein?«
    »Gestern Nachmittag zwischen vier und acht etwa.«
    »Dann hat man also das Kind bereits ermordet, als man den Erpresserbrief noch gar nicht geschrieben hatte«, wandte ich ein.
    Billy sah auf.
    »Tatsächlich! Oh, oh!«
    Ich wusste, was er meinte. Wenn die Kinder sofort nach ihrer Entführung umgebracht wurden, dann standen die Chancen für die kleine Heddy verdammt schlecht.
    Billy spuckte in einen Napf, der in einer Ecke seines Zimmers stand.
    »Pfui Teufel«, knurrte er. »Das ist das verdammt dreckigste Geschäft, das ich mir überhaupt vorstellen kann. Geschäft mit der Angst von Eltern! Himmel und alle neunundneunzig Höllen! Dass es so etwas gibt! Dass solche Leute überhaupt wie Menschen aussehen können! Sie müssten wie - wie - ach, es gibt unter sämtlichen Tierarten kein Vieh, das so gemein sein könnte…«
    Was sollte man dazu sagen? Er hatte absolut recht. Eine Raubkatze, ein Geier, eine Ratte - sie alle gehorchten nur ihrem natürlichen Instinkt. Sie töteten, weil es das Gesetz ihrer Natur war, sich durch die

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