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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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Tötung eines anderen Lebewesens am Leben zu erhalten. Das war Naturgesetz, das hatte nichts mit gut und böse zu tun. Und ihre Opfer waren zum Ausgleich von der Natur mit schützenden Waffen oder tarnenden Farben versehen.
    Mir stieg etwas in die Kehle, das ich nicht hinunterschlucken konnte.
    »Kommen Sie, Billy«, krächzte ich heiser. »Machen wir weiter. Wir müssen diesen Bestien auf die Spur kommen. Wir müssen. Und das können wir nur durch Arbeit. Unsere Gefühle müssen wir zurückstellen. Nur sachliche Arbeit kann uns voranbringen. So grausam es klingen mag, wir müssen so nüchtern denken, als berührte uns die ganze Geschichte innerlich überhaupt nicht.«
    Billy sah mich an. Seine Lippen hatten sich fest aufeinander gepresst.
    »Stimmt«, gab er zu. »Sie haben recht, Jerry. Also weiter!«
    Er nahm ein neues Blatt.
    »Befund aus Washington über den eingereichten ersten Erpresserbrief.«
    Ich wurde lebhaft.
    »Lesen Sie vor, Billy!«, drängte ich. »Das ist vorläufig noch unsere sicherste Spur, Billy. Marshall hat uns schon einmal in die Irre geführt, auf seine Aussagen können wir nichts geben.«
    »Augenblick, ich überfliege kurz… Ah ja. Damit können wir etwas anfangen. Hören Sie zu, Jerry:… Das eingereichte Briefpapier wird in Henderson’s Papiermühle in Lexington hergestellt. Qualitätsuntersuchungen ergaben, dass es sich um Papier aus einer Produktionsserie handelt, die in der Firma unter der Bezeichnung C 14a lief. Telefonische Rückfragen mit der Geschäftsleitung ergaben, dass diese Serie Briefpapier über den Alleinvertrieb B. G. Morsfield in Lexington in den Handel gebracht wurde. Art und Aufmachung des Papiers dürfte vor allem weibliche Käufer anreizen… Soweit der Befund aus Washington, Jerry.«
    Ich rieb mir die Hände.
    »Damit kann man etwas anfangen. Es wird vielleicht eine mühselige Kleinarbeit, aber wir haben keine andere Wahl. Gibt es in Lexington eine FBI-Station?«
    »Ja, eine kleine. Drei oder vier G-men, mehr sind es dort bestimmt nicht.«
    »Okay, sie müssen uns helfen. Wie kann man sie anrufen?«
    »Nehmen Sie einfach den Hörer ab und wählen Sie die Drei. Dann meldet sich unsere Zentrale. Lassen Sie sich verbinden.«
    »Okay.«
    Ich nahm den Hörer, wählte und sagte: »Eine Verbindung mit der FBI-Station Lexington, bitte.«
    »Einen Augenblick, Kollege.«
    »Okay.«
    Ich wartete. Nach neunzig Sekunden meldete sich eine Männerstimme: »FBI Lexington. Was wünschen Sie?«
    »FBI Louisville. Jerry Cotton aus New York mit Sonderauftrag in Sachen Heddy Marshall. Ich berufe mich auf die Dienststelle.«
    »Okay, Kollege Cotton. Was können wir für Sie tun?«
    »Es gibt in Lexington eine Papiermühle namens Henderson, stimmt das?«
    »Stimmt.«
    »Gut. Diese Paniermühle hat irgendwann einmal unter der Firmenbezeichnung C 14a ein Briefpapier in den Handel gebracht. Den Vertrieb des Papiers übernahm ausschließlich die Firma B. G. Morsfield. Wir brauchen eine genaue und umfassende Liste aller Einzelhandelsgeschäfte, die dieses Papier bezogen haben.«
    »Die Sache ist dringend?«
    »Ziemlich«, sagte ich ruhig. »Es geht höchstens um das Leben eines oder gar mehrerer Kinder.«
    Ich hörte einen scharfen Pfiff durch die Leitung. Dann kam die zufriedenstellende Zusicherung: »Okay, Cotton. Ich werde diese Sache mit absolutem Vorrang behandeln lassen.«
    »Schön. Geben Sie mir oder einem FBI-Kollegen hier Bescheid, sobald Sie die Liste haben.«
    »In Ordnung. So long.«
    »So long, Kollege.«
    Ich legte den Hörer auf.
    Billy stieß mich an.
    »Ich habe noch etwas übersehen bei dem Befund aus Washington«, sagte er.
    »Nämlich?«
    »Hier steht ein Zusatz. Ich lese ihn vor: Kidnappersache Marshall erhält absoluten Vorrang vor allen anderen Fällen. Zentrale Weisung ergeht von hier aus an alle FBI-, State- und City Police-Stationen, dass Diensthilfe in Sachen Kidnapper Marshall absolut vorrangig behandelt wird. John Edgar Hoover.«
    Wir sahen uns an.
    »Donnerwetter«, murmelte ich.
    Billy nickte nur.
    Wir wussten beide, was das bedeutet, wenn der höchste Boss des FBI in Washington selbst die Entscheidung traf, die Sache gelte als ,absolut vorrangig’.
    ***
    »Hören Sie zu, Billy«, sagte ich, während ich nachdenklich mit einer Zigarette spielte. »Glauben Sie, dass wir von diesem Marshall, den ich von der Tanne mitbrachte, noch irgendeinen brauchbaren Hinweis kriegen werden?«
    Billy schüttelte den Kopf.
    »No«, sagte er. »Der Kerl mag stupide sein, aber

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