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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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Jerry.«
    Mir kam ein Gedanke. »Chef«, sagte ich, »sind eigentlich an diesem Morgen Informationen an die Presse durchgesickert, dass ich wegen der Kidnappersache nach Louisville geschickt werden sollte?«
    »Sie werden sich wundern, Jerry: Ich bekam mitten in der Nacht von Washington aus den Einsatzbefehl für Sie per Fernschreiben. Morgens um zehn Uhr erschien ein Foto von Ihnen auf der Titelseite des Herald mit der Schlagzeile: New Yorks Gangsterschreck Cotton soll auch den Kidnappern in Kentucky das Handwerk legen. Der Himmel mag wissen, woher der Herald seine Informationen bezieht. Tatsache ist jedoch, dass ihm kaum etwas verborgen bleibt.«
    »Vielen Dank, Chef«, sagte ich. »Jetzt ist mir endlich klar geworden, wieso mich die Gangster bereits im Zug angreifen konnten. Sagen Sie mir noch eben den Namen des Käufers, der den roten Mercedes erstand.«
    »Es handelt sich um einen gewissen Hawkins, wohnhaft in Lexington. Die genaue Adresse wurde nicht aufgeschrieben, weil der Mann den Wagen sofort in barem Geld bezahlte. Aber vielleicht…«
    »Nicht nötig, Chef«, unterbrach ich. »Ich habe diesen Mister Hawkins bereits kennengelernt.«
    »Gehört er denn nun zu dieser Kidnapperbande?«
    »Bewiesen ist noch gar nichts, Chef. Aber die ganze Angelegenheit scheint enorm ins Rollen zu kommen. Wenn ich Glück habe, gibt es morgen früh nur noch eine Kidnapperbande, die hinter Schloss und Riegel sitzt.«
    »Seien Sie vorsichtig, Jerry, wenn Sie gegen die Leute direkt Vorgehen! Kidnapper brauchen auf nichts mehr Rücksicht zu nehmen, da sie durch das bloße Kidnappen schon die Todesstrafe erwirkt haben.«
    »Ich will versuchen, dran zu denken«, meinte ich.
    Dann verabschiedeten wir uns. Mister High wünschte mir vollen Erfolg und ich ihm eine gute Nacht. Meine Gedanken waren schon auf der Fährte.
    Jetzt hatte mich wirklich das Jagdfieber gepackt.
    ***
    Ich fuhr zu Hawkins. Der Besuch im Papiergeschäft war ergebnislos verlaufen. Der Besitzer des Geschäftes wohnte nicht im gleichen Gebäude, sondern außerhalb von Lexington, und ihn dort noch aufzusuchen, hielt ich in Anbetracht der späten Stunde nicht für angebracht.
    Bob brachte ich vorher zu seiner Dienststelle zurück. Er hatte noch Arbeit zu erledigen, und ich traute mir wohl zu, der Kidnappersache allein auf den Grund zu gehen.
    Für mich zeichneten sich jetzt deutlich die Umrisse dieser ganzen Sache ab. Bill Marshall war nur ein bezahltes Mitglied der Bande gewesen. Als wir ihn verhaftet hatten, war er für die Bande nur noch gefährlich, nicht mehr nützlich. Deshalb hatte man die erste Gelegenheit genutzt, um ihn zu beseitigen. Marshall sollte nicht zum Reden kommen.
    Es wäre klüger gewesen, er hätte uns von Anfang an die Namen seiner wirklichen Auftraggeber genannt, sodass wir diese rechtzeitig hinter Schloss und Riegel hatten bringen können. Aber er wollte ja auf jeden Fall dichthalten. Nun, er hatte es mit dem Leben bezahlt.
    Mir war jetzt auch klar, woher man überhaupt wissen konnte, dass Marshall verhaftet worden war. Er war von der Bande ausgeschickt worden, das Geld bei der Tanne abzuholen. Die Bande musste aber damit rechnen, dass Averson trotz der Gefährdung seines Kindes die Polizei benachrichtigte. Tat er das, dann lag es auf der Hand, dass die Polizei die Tanne schärfstens beobachten würde.
    Man musste also damit rechnen, dass Marshall verhaftet werden würde, wenn er kam, um das Geld zu holen. In diesem Fall hatte man ihm aufgetragen, als Mitglied der Bande Hawkins anzugeben. Dann würde die Polizei im Handumdrehen bei Hawkins auftauchen. Allein durch ihr Erscheinen bei Hawkins verriet sie der Bande, dass man Marshall festgenommen hatte.
    Hawkins andererseits hatte sich gegen jeden Verdacht, dass er tatsächlich zur Kidnapperbande gehören könnte, dadurch abgeschirmt, dass er sich selbst einen Erpresserbrief schickte. Sah die Polizei diesen Brief, so kalkulierten die Gangster erst einmal, dann würde die Polizei annehmen, Marshall habe sie absichtlich irregeführt, um für sich Zeit zu gewinnen. Inzwischen aber konnte die Kidnapperbande Schritte in die Wege leiten, um Marshall auszuschalten. Dem Gangster hatte man natürlich zugesichert, dass man ihn herausholen würde.
    Nachdem der Anschlag auf Marshall gelungen war, brachte man die verräterische Schreibmaschine in Marshalls Wohnung. Bei einer Haussuchung würde man die Maschine finden, spekulierten die Gangster, und vielleicht sogar glauben, Marshall wäre der Kidnapper allein.

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