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0066 - Ich folgte dem roten Wagen

0066 - Ich folgte dem roten Wagen

Titel: 0066 - Ich folgte dem roten Wagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich folgte dem roten Wagen
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Mercury, der sehr ramponiert aussah. Langsam schälte er sich aus der Reihe der geparkten Fahrzeuge heraus und fuhr auf die Ausfahrt zu. Ich ließ einen grünen Packard zwischen uns und fuhr hinter diesem durch die Ausfahrt.
    Der Mercury bog gerade links um eine Straßenecke.
    Ich setzte nach. Wenn man etwas Übung darin hat, ist es in einer Großstadt nicht allzu schwierig, einen Wagen zu verfolgen, ohne dass man auffällt. Je mehr Fahrzeuge auf den Straßen sind, desto leichter ist es.
    In Lexington war es etwas schwieriger. Die Straßen waren nicht so breit, wie ich sie von New York her gewöhnt bin, und der Verkehr war nicht halb so dicht. Trotzdem schaffte ich es. Er schien überhaupt nicht damit zu rechnen, dass er verfolgt werden könnte.
    Es ging ungefähr zwanzig Minuten lang um Straßenecken, durch Unterführungen und über Brücken hinweg, dann lag ein Highway vor uns. Ich ließ ihn einen größeren Vorsprung gewinnen, damit er sich ganz sicher fühlen sollte, und hielt dann mit gleichbleibendem Abstand seine Geschwindigkeit.
    Die Gegend rechts und links lag in undurchdringlicher Finsternis. Der Himmel hatte sich bezogen, und es war so schwül, dass man jeden Augenblick mit einem Gewitter rechnen musste.
    Ich tupfte mir gelegentlich den Schweiß von der Stirn und kümmerte mich im Übrigen nur um die roten Schlusslichter des Mercury.
    Weit außerhalb von Lexington, nach meiner Schätzung waren es gut fünfzehn Meilen, fuhr der plötzlich nach rechts auf einen schmalen Feldweg ab. Ich verfluchte das Schicksal. Nachfahren konnte ich ihm nun nicht mehr. Auf dem Feldweg hätte ich ihm auffallen müssen. Auf der Landstraße konnte ich ein Fahrer sein, der eben zufällig die gleiche Richtung fuhr, aber auf dem Feldweg ging das nicht.
    Ich mäßigte mein Tempo und blickte angestrengt in die Gegend, wo er abgebogen war. Keine hundert Yards vom Highway entfernt begann ein kleines Wäldchen. Wenn mich die Dunkelheit nicht täuschte, stand vor dem Wäldchen eine ziemlich große Hütte. Aber ich sah nur einen schwarzen Umriss von ihr, und es war gut möglich, dass auch der Umriss nur ein Spiel der Finsternis war.
    Aber der Mercury hatte vor diesem schwarzen Umriss gestoppt. Ich sah die Standscheinwerfer zwei junge Birkenstämme anstrahlen.
    Ich gab Gas und fuhr zwei Meilen weiter. Dann schaltete ich die Scheinwerfer aus und wendete. Ich musste höllisch aufpassen, denn die Dunkelheit war so schwarz geworden, dass man kaum die Hand vor den Augen sehen konnte. Nach einiger Zeit hatten sich meine Augen aber etwas an die Finsternis gewöhnt, und ich konnte die Straße vor mir wie ein dunkelgraues Band in der Schwärze der Nacht erkennen.
    Ganz langsam ließ ich den Wagen ungefähr eine Meile zurückrollen. Dann stieg ich aus und untersuchte die Gegend. Rechts von der Straße begann ein ausgedehntes Weizenfeld. Das Getreide stand kurz vor der Ernte und war übermannshoch.
    Einen Straßengraben gab es nicht, nur eine Grasböschung, die nicht viel höher als drei oder vier Zoll war. Ich fuhr den Wagen in das Weizenfeld und ließ ihn so tief darin stehen, dass man ihn von der Straße unmöglich sehen konnte.
    Mit ein paar raschen Handbewegungen versuchte ich, wenigstens soviel von dem niedergefahrenen Getreide wieder aufzurichten, dass nicht jeder, der an der Straße vorbeikam, die breite Einfahrtsschneise auf den ersten Blick sehen konnte.
    Im Laufschritt spurtete ich die letzte Meile zurück bis zum Beginn des Feldweges, wo der Mercury eingebogen war.
    Ich lauschte.
    Nächtliche Stille herrschte ringsumher. Irgendwo schrie ein Käuzchen. Sacht rauschten die Ähren des Getreides in einem leichten Wind, der leise über die Felder strich.
    Die Hitze war beinahe unerträglich geworden. Eine lähmende, bleierne Schwüle lag fast greifbar über der ganzen Gegend.
    Die Luft schien förmlich vor Elektrizität zu knistern. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis das Gewitter losbrach.
    Ich ging geduckt den Feldweg entlang. Finsternis war günstig für mich, denn man konnte mich unmöglich sehen, während ich mich auf dem Feldweg entlang schlich. Als ich mich dem Mercury bis auf ungefähr zwanzig Yards genähert hatte, sah ich im Lichtschein der Standscheinwerfer, dass es tatsächlich eine große Blockhütte hier gab. Neben der schweren Tür waren zwei Fenster in die Stämme eingelassen, die mit roh zurechtgezimmerten Läden verschlossen waren.
    Aber hinter diesen Fensterläden brannte Licht. Es fiel in hellen Streifen aus den Ritzen.

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