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0066 - Todesgeister der Sahara

0066 - Todesgeister der Sahara

Titel: 0066 - Todesgeister der Sahara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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den Wagen. »Zum Hotel Mirage«, sagte ich zu Hassan. »Ich möchte morgen früh aufbrechen und mir diese ›Zähne des Scheitans‹ ansehen. Besorgen Sie uns einen Landrover und die nötige Ausrüstung?«
    »Besser zwei Landrover«, antwortete Hassan. »Wenn ein Wagen steckenbleibt, hilft noch immer der andere.«
    Wir besprachen einige Einzelheiten und waren zehn Minuten später vor dem Hotel. Hinter uns hielt ein zweites Taxi.
    Eine hübsche blonde Frau stieg aus, die ich verblüfft anstarrte. Ich wollte Jane Collins begrüßen, als von zwei Seiten uniformierte Polizisten auf uns zutraten. Sekunden später waren wir alle verhaftet.
    ***
    Die Verhaftung störte mich nicht sonderlich, da ich mir meiner Sache sicher war. Ein kurzes Gespräch mußte die Lage bereinigen. Doch Janes Aussehen machte mir Sorgen. Sie wirkte erschöpft und mitgenommen. Irgend etwas war geschehen.
    Sie versuchte, mir Zeichen zu machen, doch die Polizisten verboten es.
    Suko warf mir einen bezeichnenden Blick zu. Uns beiden war klar, worum es ging. Die Leiche in der Abstellkammer. Der Tote, den wir aus Bills Zimmer hatten verschwinden lassen.
    Kommissar Mahmud war klein, dick und gemütlich. Seine flinken, scharfen Augen straften sein Äußeres Lügen. Ich merkte, daß er auch sehr unangenehm sein konnte. Jetzt allerdings strahlte sein rundes Gesicht unter dem Fes. Er strich sich über den riesigen Schnurbart und betrachtete Suko und mich mit sichtlichem Vergnügen.
    »Messieurs, ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte er in stark gefärbtem Englisch. »Sie haben sicher nichts dagegen, mir ein paar Fragen zu beantworten. Übrigens, Sie haben nicht zufällig eine Leiche gesehen?«
    Ich lächelte unbefangen zurück. »Ich habe in meinem Leben schon unzählige Leichen gesehen«, erwiderte ich und zog meinen Ausweis aus der Tasche. Kommissar Mahmud nahm ihn mit spitzen Fingern und warf einen Blick hinein. Seine Augen wurden immer größer. Und er selbst immer verlegener.
    »Pardon, tut mir schrecklich leid«, entschuldigte er sich schließlich und gab mir den Ausweis zurück. Seine Leute scheuchte er mit einer herrischen Handbewegung weg. »Hätte ich das geahnt… tut mir unendlich leid, Messieurs!«
    Ich überlegte nicht lange. Dieser Kommissar machte auf mich einen vernünftigen Eindruck. Es war besser, er ließ uns in Ruhe. Andererseits wollte ich ihn nicht irreführen. Lieber ein paar Aussagen machen und etwas Zeit verlieren.
    »Begleiten Sie uns, Monsieur le Commissaire«, forderte ich ihn auf. »Wir werden Ihnen etwas erklären. Danach haben Sie bestimmt weniger Probleme.«
    Er kniff die Augen zusammen und zog heftig an seinem Schnurrbart. »Davon bin ich überzeugt«, antwortete er. »Vermutlich beginnen die Schwierigkeiten erst. Sie machen ein so ernstes Gesicht.« Er bewies damit, daß er ein guter Menschenkenner war, und ich war froh, daß ich mich zum Sprechen entschlossen hatte.
    Jetzt konnte ich Jane begrüßen. Sie fiel mir um den Hals und schilderte überstürzt, was sie alles erlebt hatte. Kommissar Mahmud war ein aufmerksamer Zuhörer, obwohl die Worte gar nicht für ihn bestimmt waren.
    Unterdessen waren wir in meinem Zimmer angekommen. Ich erklärte Jane, wer die alte Frau war. Damit hatte ich wenigstens eine ihrer Fragen beantwortet, was allerdings noch nicht erklärt, woher Fatme, die Bettlerin aus dem Basar, von Janes Lage gewußt hatte.
    Anschließend schilderte ich Kommissar Mahmud in allen Einzelheiten, was sich seit unserer Ankunft in Tunis ereignet hatte. Ich verschwieg allerdings, welchen Verdacht die alte Fatme gegen unsere Dolmetscherin Alia ausgesprochen hatte.
    »Sie sehen«, schloß ich, »es war für uns die beste Lösung, den Toten in der Abstellkammer verschwinden zu lassen. Und Sie brauchen nicht weiter nach einem Mörder zu suchen. Entweder finden wir ihn und machen ihn unschädlich oder er findet uns und macht uns unschädlich.«
    Der Kommissar strich eine Weile gedankenverloren seinen Schnurrbart. Ich wartete gespannt auf seine Entscheidung.
    »Sie sind Oberinspektor bei Scotland Yard«, sagte Mahmud endlich. »Das schließt in meinen Augen nicht aus, daß Sie mich belügen. Aber dann hätten Sie sich sicher eine einfachere und glaubwürdigere Geschichte ausgedacht. Ihre Geschichte klingt aber so verlogen, daß sie bestimmt wahr ist.«
    Ich atmete bereits erleichtert auf, als das dicke Ende kam. Der Kommissar lächelte undurchsichtig. Ich hatte ihn richtig eingeschätzt. Er konnte trotz seiner

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