0066 - Todesgeister der Sahara
jagten uns weg. Aber da waren zwei Männer, die die anderen nicht aus den Augen ließen. Einer von ihnen sprach kurz mit mir. Er bat mich, genau diese Worte aufzuschreiben und den Zettel einem Mann namens John Sinclair zu geben. Hier in Tunis in diesem Hotel.«
»Wer hat Ihnen diese Nachricht mitgegeben?« fragte Jane atemlos, obwohl sie sich die Antwort denken konnte.
»Er nannte sich Bill.« Der Beduine deutete auf den Zettel. »Dieser Mann hat ausdrücklich gesagt, daß Sie ihm nicht folgen sollten.«
»Wie hat er ausgesehen?« fragte Suko zähneknirschend. »Ich meine, in welchem Zustand befand er sich?«
Der Einheimische schüttelte den Kopf. »Als ob er schlafen würde. Er sah krank aus. Der zweite Mann auch. Der konnte sich kaum bewegen.«
Ich fragte ihn aus und erkundigte mich auch nach den Begleitern von Bill und Tom Turner. Viel erfuhr ich nicht. Es war ein Geländewagen gewesen, und drei Engländer hatten die beiden Gefangenen weiter in die Wüste verschleppt.
»Wo liegt diese Oase?« stellte ich endlich die entscheidende Frage. »Und wohin fuhr der Wagen?«
Der Beduine schüttelte den Kopf. »Ich mußte Monsieur Bill versprechen, es Ihnen nicht zu sagen, Monsieur Sinclair!« erklärte er entschieden.
Ich sah meine Freunde betroffen an. Das klang ganz danach, als habe Bill tatsächlich mit dem Leben abgeschlossen. Zuerst hatte er mich durch dieses wirre Telegramm alarmiert, hinterher jedoch alles darangesetzt, mich an einer Verfolgung zu hindern. Und nach der Schilderung des Beduinen hatte er das sogar freiwillig getan.
Ich dachte daran, daß ich Sheila und den kleinen John von Bill grüßen sollte, und ich war fest entschlossen, nicht locker zu lassen. Zu dritt redeten wir auf den Beduinen ein. Er schwieg beharrlich und wollte nicht verraten, wo dieses Zusammentreffen stattgefunden hatte.
Endlich entschloß ich mich dazu, ein schweres Geschütz aufzufahren. »Sie haben Angst vor den Todesgeistern der Sahara und vor dem Magier«, sagte ich leise. Der Mann prallte entsetzt zurück. »Sie haben von der Todeskarawane gehört, die in Tunis eingetroffen ist! Elf Männer sind verschwunden, die Begleiter der Karawane! Wollen Sie, daß es Ihnen und Ihren Verwandten auch so geht? Wenn nicht, dann sprechen Sie, damit wir die Geister vernichten können!«
Er sah uns der Reihe nach an. »Ich kann es nicht sagen, ich darf es nicht«, jammerte er. »Sie bringen uns alle um!«
Ich sah ein, daß er zu große Angst vor den Geistern hatte. »Also gut, dann werden wir ohne Ihre Hilfe zu den ›Zähnen der Scheitans‹ fahren«, sagte ich beiläufig. Der Mann zuckte so heftig zusammen, daß ich sofort Bescheid wußte. Er hatte den Geländewagen mit Bill Conolly und Tom Turner auf dem Weg zu diesem Gebirge gesehen.
Wir ließen den Beduinen gehen. Er lehnte jede Bezahlung für seinen Botenweg ab. An der Tür blieb er noch einmal stehen. Er sah uns an, als wären wir alle Todgeweihte.
»Gehen Sie nicht in die Wüste«, sagte er dumpf. »Sonst werden Sie sterben, und niemand kann Sie retten! Dieses Wesen in den Bergen ist eine Bestie, wie sie sich kein Mensch vorstellen kann! Aber wenn Sie sich in die Sahara wagen, dann wünsche ich Ihnen Glück! Befreien Sie diese armen Männer, denn im Moment leiden sie in der Hölle!«
Er verließ hastig das Zimmer. Wir blieben schweigend zurück. Nun hatten wir eine Spur der Verschollenen entdeckt, aber es sah nicht gut aus.
»Sehen wir zu, daß wir noch eine Handvoll Schlaf bekommen«, schlug ich vor. »Wir werden alle unsere Kräfte brauchen.«
Jane und Suko gingen in ihre Zimmer zurück. Als es an meiner Tür klopfte, hatte ich das Gefühl, erst zwei Minuten geschlafen zu haben. Es war jedoch bereits sechs Uhr morgens. Ich hatte verschlafen.
Alia stand auf dem Korridor, fertig angezogen für die Expedition in die Sahara. Alia, von der ich nicht wußte, auf welcher Seite sie stand, und die enge Beziehungen zu den Todesgeistern haben sollte.
»Sie sind spät dran, John«, sagte sie mit einem spöttischen Lächeln.
Ich lächelte zurück. »Aber noch nicht zu spät«, erwiderte ich und fügte in Gedanken hoffentlich hinzu.
***
Als Bill Conolly das nächste Mal aufwachte, ging alles von vorne los. Mühsam mußte er sich daran erinnern, in welcher Situation er sich befand und wie er in diese Klemme hineingeraten war.
Zuletzt erinnerte er sich an den Drachenkopf, der ihm giftige Gase ins Gesicht geblasen hatte. Entsetzt fuhr er hoch – und merkte, daß er sich bewegen
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