0066 - Todesgeister der Sahara
inzwischen kräftig aufgeräumt. Von den elf Angreifern standen nur mehr vier auf den Beinen, und sie zogen sich ein Stück zurück.
Die Dämonen, die diese seelenlosen Körper antrieben, hatten eingesehen, daß sie uns auf diese Weise nicht beikommen konnten.
Doch da war noch Jane Collins! Sie hatte uns fast erreicht, als sich die lebenden Toten in Bewegung setzten. Sie griffen Jane an!
Jane reagierte blitzschnell. Sie wechselte die Richtung und hielt auf die Landrover zu. Ich hetzte los, um den Leichen den Weg abzuschneiden. Mein linker Arm war nicht voll einsatzfähig. Ich steckte mitten im Laufen die leergeschossene Beretta in die Halfter zurück und wechselte den Dolch in die rechte Hand.
Die lebenden Leichen konzentrierten sich ganz auf Jane. Ich sprang die erste von hinten an und stach zu. Das geweihte Silber unterbrach sofort die Verbindung zu den Todesgeistern der Sahara. Der Körper rollte schwer in den Sand.
Ich sprang über ihn hinweg und fällte den zweiten Angreifer, während Suko sich auf den dritten stürzte, ihn mit seinem Gewicht zu Boden riß und ihn mit der Gnostischen Gemme ausschaltete.
Der vierte Leichnam jedoch holte Jane ein. Sie schrie schrill auf, als sich die Arme von hinten um sie schlangen.
Trotz ihres Entsetzens behielt Jane einen kühlen Kopf. Sie ließ sich fallen, riß damit den Untoten zu Boden und wand sich, daß sich die Hände der Leiche erst nach Sekunden um ihren Hals legten. Vergeblich versuchte sie, den Leichnam mit einem Judogriff abzuwerfen.
Janes Gesicht lief blau an, doch die wenigen Sekunden retteten ihr das Leben. Ich erreichte sie rechtzeitig und stieß mit dem silbernen Dolch zu.
Der Untote bäumte sich noch einmal auf, seine Hände glitten von Janes Hals. Endlich lag auch er unschädlich im Sand.
Ich half Jane auf die Beine, und sie fiel mir erschöpft aber erleichtert um den Hals. Ich hielt sie fest und sah mich nach den anderen um.
Suko stand grinsend neben mir. Sein Gesicht war schweißüberströmt, und er war genauso erleichtert wie ich. Kommissar Mahmud lehnte leichenblaß an einem Landrover. Er stand unter einem schweren Schock. So etwas hatte er in seinem Leben noch nie erlebt.
»Alia!« schrie ich auf.
Jane riß sich von mir los und fuhr herum. Sukos Grinsen war wie ausgelöscht.
Alia war nirgends zu sehen.
Wir suchten sofort nach ihr, fanden sie jedoch nicht mehr. Ihre Fußspuren führten deutlich sichtbar ein Stück in die Wüste hinaus und endeten wie abgeschnitten.
Alia war und blieb verschwunden. Damit mußten wir uns abfinden.
Es blieb allerdings offen, ob sie freiwillig zu den Todesgeistern gegangen oder von ihnen entführt worden war.
***
Ich drängte auf einen raschen Aufbruch. Es gelang uns, Kommissar Mahmud so weit aus seiner Lethargie zu wecken, daß er uns bei der Fertigstellung des Grabes half. Auch Jane faßte mit an.
Wir bestatteten die elf Unglücklichen, die nun endgültig nicht mehr unter dem Bann der Todesgeister standen. Ich machte mir Sorgen um Alia, obwohl sie möglicherweise zur Gegenseite gehörte.
Und ich hatte einen gewaltigen Respekt vor der Macht der Todesgeister der Sahara bekommen. Erfahrungsgemäß wuchs diese Macht mit Einbruch der Dunkelheit. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie sie dann wüteten.
»Wir werden nicht bis morgen früh warten«, sagte ich zu Suko und Jane. Die beiden saßen jetzt in meinem Landrover, während Kommissar Mahmud das zweite Fahrzeug mit seinen drei bewußtlosen Männern steuerte. »Sobald wir die ›Zähne des Scheitans‹ erreicht haben, machen wir uns auf die Suche nach den Geistern und nach diesem Magier.«
»Wer immer das sein mag«, fügte Jane hinzu.
»Wer immer das sein mag!« Ich nickte und holte alles aus dem Geländewagen heraus. Die Sonne stand schon bedrohlich tief. »Bevor wir diesen Magier nicht ausgeschaltet haben, werden die Todesgeister unbesiegbar sein.«
»Du siehst zu schwarz«, behauptete Suko. »Bisher haben wir noch jeden Dämon und jeden Geist geschafft.«
»Erinnere dich an diese überdimensionale Fledermaus«, sagte ich bitter. »Und stell dir vor, daß uns ein paar Dutzend dieser Bestien angreifen.«
»Hör auf!« rief Jane schaudernd. »Du hast recht, John, wir müssen den Magier treffen!«
Keiner von uns erwähnte Bill Conolly, und das war ein schlechtes Zeichen. Wir wußten, daß Bill sich in den Klauen dieser Bestie befand, und wir konnten uns seine Chancen ausrechnen. Bei dem Gedanken an Sheila in London schnürte sich mir die Kehle
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