0067 - Die Teufelssekte
außen und verließen den Lift. Glenda und ich gingen als letzte.
Wir wandten uns nach links. Glenda Perkins ist meine Sekretärin. Ihr Büro liegt neben dem meinen. Zwischen beiden gibt es eine Verbindungstür.
Bevor Glenda in ihrem Raum verschwand, bat ich sie um eine Tasse Kaffee.
»Natürlich.«
»Danke, Glenda.«
Immer wenn ich meinen Schreibtisch sehe, bekomme ich Magendrücken. Er wird nie leer. Auf der linken Seite meist die unerledigten Sachen, auf der rechten die sich in Arbeit befindlichen. Der linke Stapel hatte die dreifache Höhe vom rechten.
Das war nicht auf meine Faulheit zurückzuführen, sondern weil ich überhaupt nicht dazu kam, Akten aufzuarbeiten. Der Einsatz hielt mich zu sehr unter Streß.
Ehrlich gesagt, ich war froh dabei. Denn an einem Schreibtisch zu versauern, das ist nichts für mich.
Sir Powell, mein unmittelbarer Vorgesetzter, befand sich ebenfalls schon in seinem Büro. Ich rief ihn an und berichtete in Stichworten von dem neuen Fall.
»Lassen Sie die Sache nicht aus den Augen«, riet er mir. »Da kann einiges hinterstecken.«
»Meine ich auch, Sir.«
»Und Sie halten mich auf dem laufenden!« knarrte der Superintendent.
»Selbstverständlich.«
Damit war das Gespräch beendet. Zum Glück, denn Glenda Perkins kam mit dem Kaffee.
Mit dem linken Ellbogen drückte sie die Klinke der Tür nach unten. In der rechten Hand balancierte sie die Tasse mit dem Kaffee. Glenda machte das sonst sehr souverän, doch diesmal zitterte sie, und als sie die Tasse auf meinem Schreibtisch absetzte, schwappte etwas von der braunen Brühe über.
Glenda wurde rot. »Entschuldigen Sie«, sagte sie, »aber ich wische das sofort wieder weg.«
Ich lachte. »Sie brauchen sich doch nicht zu entschuldigen, Glenda. Das geht auch so.« Ich nahm Papier und sorgte dafür, daß der Kaffee aufgesaugt wurde.
Glenda war schon auf dem Weg in ihr Büro, als ich sie zurückhielt. »Warten Sie doch noch einen Moment.«
»Ja?« Sie drehte sich um.
Ich deutete auf einen Stuhl. »Bitte, Glenda, setzen Sie sich! Ich glaube, wir haben einiges zu bereden.«
Sie hob die Schultern und nahm Platz.
Ich trank einen Schluck Kaffee. Täuschte ich mich, oder schmeckte er wirklich anders als sonst. Auch egal. Ich bot Glenda eine Zigarette an, die sie mit einem dankbaren Kopfnicken nahm.
Dann gab ich Feuer.
Glendas Finger zitterten, als sie die Zigarette hielten. Die Frau war mit den Nerven ziemlich fertig, das sah ich jetzt. Sie trug einen bunten Rock und einen hellen, weit fallenden Sommerpullover, der viel von ihrer Figur verbarg.
»Wir kennen uns doch lange genug, um vernünftig miteinander reden zu können«, sagte ich. »Oder?«
»Glaube schon.«
»Okay, dann sind wir uns ja einig. Mir scheint, Glenda, Sie haben Sorgen. Schwere sogar.«
Sie schaute mich an. »Wie kommen Sie darauf?«
»Das sehe ich Ihnen an. Ich habe Sie auch in den letzten Tagen beobachtet. Sie haben sich verändert. Zum Negativen hin. Wenn Sie so weitermachen, bringen Sie sich noch um. Was haben Sie für Probleme, Glenda? Reden Sie.«
»Es ist nichts Besonderes!«
»Glenda, das können Sie mir doch nicht erzählen. Sie bedrückt doch etwas.«
Sie stäubte die Asche ab. Dann hob sie die Schultern. »Sie haben recht, Mr. Sinclair, aber ich möchte – na ja, es ist eigentlich meine Privatsache.«
»Schon, aber wir sind Kollegen und müssen zusammen arbeiten. Da macht sich der eine eben um den anderen Sorgen. Das würden Sie doch auch so sehen, wäre es umgekehrt.«
Sie nickte.
Ich merkte genau, daß sie kurz davor stand zu weinen. Und ich wußte, daß mir Glenda einiges erzählen konnte.
»Was ist geschehen?« fragte ich.
Sie hob die Schultern. »Es – es ist alles so schwierig«, sagte Glenda mit erstickter Stimme.
»Da gebe ich Ihnen recht. Aber es ist nur schwierig, wenn man alles allein trägt. Sie können Ihre Sorgen mit mir teilen, Glenda. Falls es allerdings persönlich ist, dann vergessen Sie unser Gespräch.«
Glenda schüttelte den Kopf, und ihre langen schwarzen Haare flogen. »Es ist nicht zu persönlich. Es geht Sie sogar auch an.«
»Mich?«
Sie nickte.
Ich war ahnungslos und dachte an irgendwelchen Liebeskummer, den sie vielleicht hatte. Glenda war ja in mich verliebt, das hatte sie mir mehrere Mal gezeigt, aber ich wollte keine Liebe im Büro. Außerdem war da noch Jane Collins, die mir die Augen ausgekratzt hätte, wenn etwas passiert wäre. Ich befand mich in einer Zwickmühle, denn Glenda war ein
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