0067 - Die Teufelssekte
vorher anrufen?« fragte Glenda Perkins. »Wenn Donna doch zu Hause ist, dann…«
Ich nickte. »Ja, es ist besser.«
Die Telefonnummer hatte Glenda im Kopf.
Es wurde auch schnell abgehoben.
»Hallo, Donna, ich bin’s«, sagte Glenda Perkins. »Bist du mir jetzt sehr böse?«
Ich hatte mich so neben Glenda gestellt, daß ich mithören konnte. Ihr Parfüm kitzelte meine Nase. Himmel, war das ein aufregender Duft. Da konnte man direkt auf Nachtischgedanken kommen. Gewaltsam riß ich mich zur Ordnung.
Donna Summers hatte nichts dagegen, daß Glenda vorbeikam. »Wann?« fragte sie.
»Gleich.«
»Ist gut. Ich freue mich.«
»Und entschuldige noch einmal, Donna. Ich habe mich wirklich dumm benommen.«
Die Frau lachte. »Aber das macht doch nichts. Du bist immer bei mir willkommen…«
Glenda legte auf.
Wir schauten uns an. Ich nickte. »Okay, Freunde, gehen wir. Bin gespannt, was uns die gute Donna Summers zu erzählen hat…«
Mit einer langsamen, fast zeitlupenhaft wirkenden Bewegung legte Donna Summers den Hörer auf.
»Was ist?« fragte Ruth.
Ein teuflisches Lächeln umspielte die Lippen der Frau. »Es war Glenda.«
»Ja, das habe ich gehört.«
Hastig drehte sich Donna Summer um. »Stell dir vor, sie will herkommen. Zu uns, zu mir. Sie – sie hat sich entschuldigt für das, was sie gestern getan hat.« Donna kicherte. »Entschuldigt, das ist gut – wirklich.«
»Was willst du mehr?« fragte Ruth.
»Bist du so naiv oder tust du nur so?«
»Traust du ihr nicht?« stellte Ruth die Gegenfrage. Die Frauen trugen jetzt nicht ihre Kutten, sondern normale Kleidung. Um Donnas Körper hing ein hellbraunes Wollkleid. Ruth trug eine Hose und einen Pullover. Das weißblonde Haar wirkte fahl. Die schmalen Lippen machten das herbe Gesicht auch nicht schöner.
Donna kicherte wieder. »Was heißt hier trauen? Glenda spielt falsch.«
»Woher weißt du das?«
»Das fühle ich.«
»Aber du hast sie mitgebracht«, hielt ihr Ruth entgegen.
»Ja – leider.«
»Und was willst du jetzt machen? Sie hat dir gesagt, daß sie herkommt. Wir stehen kurz vor dem Ziel und können uns keine Extratouren erlauben. Denk daran.«
»Das weiß ich auch.«
»Ich könnte Serena Bescheid geben«, meinte Ruth. »Sie schläft zwar noch, um Kräfte zu sammeln, aber unter diesen Umständen könnten wir sie wecken.«
»Meinst du, wir werden mit ihr nicht allein fertig?«
Ruth hob die Schultern. »Vielleicht hat sie sich abgesichert. Vergiß nicht, für wen sie arbeitet. Bis jetzt haben wir uns im Verborgenen halten können. Von dem Women’s Circle ist kaum etwas an die Öffentlichkeit gedrungen. Ich war von Beginn an skeptisch, als ich hörte, wen du da an Land gezogen hast.«
»Ach, hör auf.«
»Du gefährdest unsere Sache, Donna!«
»Nein, verdammt, ich gefährde sie nicht. Ich werde das Problem schon aus der Welt schaffen. Laß sie nur kommen.«
»Darf ich fragen, wie du das machen willst, meine Liebe?« erkundigte sich Ruth spöttisch.
»Ja, die Antwort kannst du haben.«
Donna Summers drehte sich um, ging zu einem Schrank und zog die oberste Schublade heraus. Sie war angefüllt mit allerlei Krimskrams. Unter anderem fand sich dort auch eine Fotografie. Donna hatte sie mit einer Sofortbild-Kamera geschossen.
Das Bild zeigte Glenda.
Donna nahm es in die linke Hand und ließ die rechte wieder in der Schublade verschwinden. Als sie sie dann wieder hervorzog, hielten ihre Finger den Griff eines langen Messers umklammert.
Zusammen mit Messer und Bild trat sie an den viereckigen Tisch im Livingroom. Mit spitzen Fingern legte sie die Fotografie auf die Platte.
»Was hast du vor?« fragte Ruth.
Donna hob die rechte Hand mit dem Messer. Dann stieß sie die lange Klinge blitzschnell nach und rammte sie in das Holz.
Sie deutete auf das Bild. »Reicht das als Antwort?«
Ruth schaute nach.
Die Spitze des Messers hatte sich in das Bild gebohrt und das Gesicht der schwarzhaarigen Frau in zwei Hälften geteilt…
***
Ich fuhr. Glenda Perkins saß neben mir, und Bill Conolly hatte es sich im Fond bequem gemacht.
Meine Sekretärin hatte mir eine Adresse in Holborn angegeben.
»Eine vornehme Gegend«, hatte ich gesagt.
»Sie wohnt in einem Penthouse.«
Woher Donna Summers das Geld für diese Luxusbude besaß, wußte Glenda Perkins auch nicht. Ich aber konnte mir nicht vorstellen, daß sie als Buchhalterin so viel verdiente, um dieses Penthouse zu unterhalten. Sie mußte demnach andere Einnahmequellen besitzen. Vielleicht
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