0067 - Die Teufelssekte
die verdammten Teufelsanbeter.
Glenda Perkins lief mit weichen Knien den Weg zurück. Sie wollte so rasch wie möglich auf den Parkplatz gelangen. Vielleicht fand sie einen Wagen, bei dem der Schlüssel steckte, denn es war sicher, daß ihre Flucht nicht stundenlang unbemerkt bleiben würde.
Dann sah sie das Licht.
Es tanzte hin und her und flackerte auf dem Friedhof auf. Glenda blieb stehen.
Stimmen!
Männerstimmen!
Siedendheiß fielen Glenda Perkins die beiden glatzköpfigen Kerle ein, die sie auf der Bühne gesehen hatte.
Sie waren die Wärter.
War ihre Flucht bemerkt worden?
Glenda Perkins schaute sich verzweifelt um. Wohin sollte sie? Sie befand sich in einer fatalen Lage. Wenn sie jetzt weglief, würde das Geräusch ihrer Schritte sie verraten. Und die Chance, den Kerlen zu entkommen, war gleich null.
Also ein Versteck suchen.
Der Regen hatte aufgehört. Nur hin und wieder rann es noch von den Bäumen und Sträuchern. Glenda spürte die kalten Tropfen auf ihrem Gesicht.
Lange konnte sie nicht mehr warten.
Sie schaute den Weg entlang, der sich parallel zur Längsseite des Friedhofs hinzog, und den sie auch gekommen waren. Der Weg endete am Parkplatz.
Und – er war ihr verbaut!
Dort stand einer der Glatzköpfigen. Er hielt eine Taschenlampe in der Hand. Zum Glück reichte der Strahl nicht bis zu Glenda, und sie nutzte ihre Chance, in dem sie sich nach links wandte und in eine Buschreihe eintauchte.
Es war ihr egal, daß man sie hörte. Glenda wollte nur fliehen. Sie wußte auch wohin.
In die Kirche!
Dort fand sie Schutz. Sie war ein sicherer Hort, in den sich die Teufelsanbeter nicht hineintrauten.
Glenda Perkins stürmte durch die Büsche. Zweige peitschten ihr Gesicht. Nasses Laub klebte auf der Haut, die Füße versanken im Schlamm. Es war ihr egal. Sie dachte auch nicht daran, daß sie ihre Kleidung zurückgelassen hatte – sie wollte nur weg.
Endlich hatte sie die Rückseite der Kirche erreicht. Ein schmaler kiesbestreuter Weg verlief zwischen Kirchenmauer und dem Buschgürtel.
Glenda sah auch die kleine Hintertür.
Sie atmete auf. Kirchentüren waren so gut wie nie abgeschlossen. Die Gotteshäuser standen jederzeit für den Schutzsuchenden und Betenden bereit.
Glenda torkelte auf die Tür zu, drückte die Klinke und fiel praktisch mit der Tür in die Kirche hinein.
Augenblicklich ging es ihr besser.
Mit dem Ellenbogen drückte sie die schwere Tür wieder zu. In der Nähe befand sich eine kleine Bank, und Glenda taumelte darauf zu. Sie fiel förmlich in die Betbank hinein, kniete sich hin, vergrub das Gesicht in beide Hände und begann zu weinen.
Bis auf sie war die Kirche menschenleer. Links von ihr befand sich der Altar. Dort brannten einige Kerzen, und das Ewige Licht leuchtete wie ein rotes Auge.
Irgendwo knackte Holz. Das hohe Kirchenschiff strahlte eine unheimliche Ruhe aus, und nach wenigen Minuten legte sich das Schluchzen. Glenda fand wieder zu sich selbst.
Sie hob das tränenumflorte Gesicht.
Ihre Lippen murmelten ein Dankgebet. Hier in dieser Kirche hatte sie Schutz gefunden. Hier fühlte sie sich geborgen.
Es war ein katholisches Gotteshaus. Die Bilder des Kreuzwegs strahlten eine Kraft aus, die auch auf das Mädchen übergriff.
Dann hörte sie Schritte.
Glenda versteifte.
Hatten die Verfolger sie gefunden? Trauten sie sich doch in das Gotteshaus hinein?
Glenda schaute sich um. Sofort flackerte wieder die Panik in ihr hoch.
Eine Gestalt!
Glenda sah nur den Schatten, aber er bewegte sich genau auf sie zu. Das Mädchen fand nicht mehr die Kraft, wegzulaufen, starr und verkrampft blieb Glenda sitzen.
»Hab keine Angst, meine Tochter. Hier findest du Schutz und Sicherheit«, hörte sie eine sonore Stimme, und Glenda Perkins fiel ein Stein vom Herzen.
Sie fühlte eine Hand auf ihrer Schulter, die einen beruhigenden Druck ausübte.
Glenda wandte den Kopf. Sie schaute in das gütige Gesicht eines lächelnden Pfarrers, und dem Mädchen fiel ein zentnerschwerer Stein vom Herzen.
»Ich bin ja so froh, daß ich hier sein kann«, flüsterte Glenda Perkins.
Der Pfarrer nickte. Er hatte nur noch wenige Haare. Sie waren von rechts nach links quer über den Kopf gekämmt. Die Augen unter den buschigen Brauen wirkten klar und fest, man konnte zu diesem Mann Vertrauen haben.
»Ich glaube, Sie können jetzt ein kleines Gläschen vertragen«, meinte der Pfarrer. »Kommen Sie.«
»Danke.«
Glenda Perkins folgte dem Mann in die Sakristei. Dort öffnete der Pfarrer einen
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