0068 - Todeswalzer
deutlich erkennbar in ihrer Stimme mit.
»Bill im Krankenhaus? Wieso? Was ist passiert?« wollte Suko wissen.
Sheila berichtete ihm, was sie wußte. Ein Penner hatte Bill in einem Wagen auf einem Schrottplatz in der Nähe des Themseufers entdeckt. Bill war bewußtlos gewesen. Und so arg verletzt, daß der Penner unverzüglich die Polizei verständigte.
»Ich wollte gerade das Haus verlassen«, sagte Sheila. »Ich muß zu Bill.«
Suko fragte, in welches Krankenhaus Bill eingeliefert worden war. Sheila sagte es ihm.
»Ich werde hinkommen«, sagte der Chinese daraufhin und legte auf. Er verließ das Pub und schwang sich auf sein Motorrad.
Siebzehn Minuten später trabte er den langen Krankenhausgang entlang, auf Sheila Conolly zu.
Sie war kreidebleich. »Er befindet sich noch im OP«, sagte die hübsche Frau. In ihren Augen schimmerten Tränen. »Oh, Suko, mußtest du ihn da mit hineinziehen? Er hat eine Familie…«
Der Chinese hob abwehrend beide Hände. »Moment, Sheila. Ich habe Bill in nichts hineingezogen. Er selbst machte das Angebot…«
»Du hättest es ablehnen müssen, Suko.«
»Du weißt anscheinend nicht, worum es geht…«
»Ich will meinen Mann nicht verlieren!«
»Und John? Opferst du John Sinclair, damit du deinen Mann behalten kannst?«
Sheila Conolly blickte Suko mit großen Augen verwirrt an.
Suko erklärte: »John und Jane sind spurlos verschwunden. Als Bill davon hörte, bot er mir an, mir bei der Suche nach den beiden zu helfen. Ich konnte nicht wissen, daß das für Bill so gefährlich werden würde, sonst hätte ich ihm gesagt, er solle sich aus der Sache heraushalten. Wobei aber höchst fraglich bleibt, ob Bill auf mich gehört hätte. Du weißt, wie er zu John steht. Wenn John in der Klemme steckt, ist Bill bereit, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um ihn herauszuboxen. John würde dasselbe für dich, für Bill, für mich – für alle seine Freunde tun…«
Sheila senkte beschämt den Kopf. »Verzeih, Suko. Ich glaube, ich habe vorhin zu unüberlegt gesprochen. Ich wußte nicht, daß es so schlimm um John steht. Meine Sorge um Bill…«
Suko winkte ab. »Geschenkt, Sheila. Ich habe vollstes Verständnis für deine Sorge.« Der Chinese blickte auf seine Uhr.
Er war voll brennender Ungeduld. Die Zeit brannte ihm auf den Fingernägeln. Er wollte wissen, wie es um Bills Gesundheitszustand bestellt war. Er wollte aber auch so schnell wie möglich bei Rhodes aufkreuzen, um mit dessen unfreiwilliger Hilfe – zu der er ihn zwingen wollte – reinen Tisch zu machen.
Beides auf einmal ging aber nicht.
Nach fünfzehn Minuten öffnete sich endlich die Tür des Operationssaales. Bill Conolly wurde herausgefahren.
Er sah aus, als würde er schlafen. Totenblaß war er. Kein Wunder, daß Sheila bei diesem Anblick die Tränen nicht mehr zurückhalten konnte.
Sie war eine reiche Frau, hatte von ihrem Vater einen großen Chemiekonzern geerbt, deshalb konnte sie es sich leisten, Bill den Krankenhausaufenthalt so angenehm wie möglich zu machen.
Die besten Ärzte würden sich um ihn kümmern. Nur gesund mußte er allein werden. Dabei konnte ihm keiner helfen.
Sheila bestürmte den Arzt, der Bill operiert hatte. »Wie geht es ihm, Doktor? Wie geht es meinem Mann?«
»Machen Sie sich um ihn keine Sorgen. Er ist zäh.«
»Wir wissen, daß Bill zäh ist, Doc«, sagte Suko ungehalten. »Was wir nicht wissen, ist, wie arg seine Verletzungen sind.«
»Er wird in drei Wochen das Krankenhaus verlassen können.«
»Auf Krücken, oder auf seinen eigenen gesunden Beinen?« fragte Sheila.
»Er wird nicht gleich Bäume ausreißen können, aber er wird mit der Zeit wieder so gut wie neu werden, das kann ich Ihnen versprechen, Miß Conolly.«
Sheila fiel ein Stein vom Herzen. »Dem Himmel sei Dank«, seufzte sie.
Suko machte sich auf den Weg.
Er mußte sich jetzt endlich Chris Rhodes kaufen!
***
Als der hünenhafte Chinese das Krankenhaus verließ fühlte er, daß ihn schwarzmagische Kräfte attackierten. Sie versuchten seinen Geist zu verwirren. Er kämpfte verbissen dagegen an.
Sein Gesicht war verzerrt. Er preßte die Kiefer fest zusammen. Ein glühender Schmerz breitete sich in seinem Kopf aus.
Schrille Dissonanzen folterten ihn. Er bekam Gleichgewichtsstörungen. Sein Blick war auf die Harley Davidson gerichtet. Er konnte nicht gerade auf sie zugehen. Er torkelte wie ein Betrunkener. Wie würde das erst werden, wenn er auf dem Motorrad saß?
Durfte er es wagen, in diesem Zustand zu
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