0068 - Todeswalzer
fahren? Gefährdete er damit nicht sich und andere Verkehrsteilnehmer?
»Ich muß!« keuchte der Chinese verbissen. »Ich habe keine andere Wahl. John braucht meine Hilfe. Ich spüre es…«
Atemlos kämpfte er gegen die Macht des Bösen an. John Sinclairs Gnostische Gemme fiel ihm ein. Er holte sie aus der Hosentasche, preßte sich den flachen Stein an die Stirn.
Die glühenden Schmerzen waren sofort wie weggeblasen. Die schrillen Töne waren nicht mehr zu hören. Suko hatte keine Gleichgewichtsstörungen mehr.
Hastig legte er die restlichen Schritte bis zur Harley Davidson zurück. Die Gnostische Gemme nahm er nicht von der Stirn.
Erst als er die Maschine erreichte, steckte er den Stein weg. Sofort fiel dieser heiße Schmerz wieder über ihn her.
Suko handelte blitzschnell. Er riß das Motorrad vom Ständer, startete den Motor, schwang sich auf den Sattel und brauste los. Je weiter er sich vom Krankenhaus entfernte, desto schwächer wurde der Einfluß des Bösen. Die Schmerzen ebbten ab. Suko war wieder ganz klar.
Mit grimmiger Miene durchquerte er London.
Noch in dieser Stunde sollte Chris Rhodes dran sein. Irgendwie mußte Suko das schaffen. Er brauchte einen Erfolg.
Sonst würde er Jane Collins und John Sinclair nie mehr wiedersehen.
Suko stellte die Harley Davidson zweihundert Yard von Rhodes’ Haus entfernt ab. Den Rest des Weges legte er zu Fuß zurück.
Er pirschte sich von hinten an das schäbige Gebäude des Malers heran. Unbemerkt erreichte er die Hintertür.
Als er auf sie zutrat, vernahm er ein eigenartiges Knistern. Er wußte sogleich, daß die Tür mit einer magischen Sperre versehen worden war.
Rhodes hatte sich abgesichert, um ungestört zu sein.
Wozu? Was hatte Rhodes vor?
Der Chinese sprengte die magische Sperre mit Hilfe der Gnostischen Gemme. Es gab einen singenden Ton, wie wenn man mit einem Stein auf die zugefrorene Oberfläche eines Sees schlägt.
Dann existierte die Sperre nicht mehr.
Suko konnte die Hintertür öffnen. Vorsichtig betrat er das Haus.
Doch er kam nicht weit. Denn plötzlich trat ihm Jacko in den Weg…
***
Das Warten hatte ein Ende.
Als ich neben Rhodes die Luft flimmern sah, wußte ich es: da kam der Schwarze Tod. Ich begegnete ihm nicht zum erstenmal, doch noch nie war ich ihm so hilflos ausgeliefert gewesen wie an diesem Abend.
Mein Supergegner trat mit einem energischen Schritt aus dem Nichts hervor. Sein schwarzer Schädel mit den hellen Augen grinste uns triumphierend an. Kein Sieg war ihm wichtiger als dieser.
»Das ist also das Ende!« knurrte der Dämon. »Eines Tages hatte es dazu kommen müssen, Sinclair. Ich wußte es. Beharrlichkeit führt ans Ziel. Ich bin zwar in der Schattenwelt zur Zeit stark engagiert, weil Myxin, der Magier, entfesselt ist, aber den Augenblick dieses großen Triumphes konnte ich mir nicht entgehen lassen. Myxin ist mit seinen Heerscharen hinter mir her. Ich habe ihm eine falsche Spur gelegt, konnte ihn in die Irre leiten, so daß mir genügend Zeit bleibt, dich und deine Freundin zu vernichten! Erinnerst du dich, Sinclair? Ich habe dir deinen Tod angekündigt. Mir scheint aber, du hast nicht so recht daran geglaubt.«
Ich zerrte wütend an meinen Fesseln. »Wenn ich nicht an diesen Rost gebunden wäre…«
Der Schwarze Tod lachte höhnisch. »Du würdest dich auf mich stürzen. Ich weiß.«
»Warum stellst du dich nicht zu einem fairen Kampf?«
»Ich lehne es ab, mit dir zu kämpfen, John Sinclair. Ich will dich lediglich sterben sehen, und das wirst du in wenigen Augenblicken. Du mußt dich damit abfinden. Du hast keine Chance mehr!«
Die Augen des Dämons begannen zu strahlen. Sie waren auf das Brennholz gerichtet, das unter uns aufgeschichtet war.
Die Hitze, die der Blick des Schwarzen Todes entwickelte, entzündete den Scheiterhaufen. Ich hörte es knacken und prasseln.
Ich wandte den Kopf und blickte Jane Collins an. Jetzt weinte sie. Aber es kam kein Laut über ihre Lippen.
Sie schien sich damit abgefunden zu haben, daß sie mit mir sterben mußte.
***
Der Knochenmann setzte gegen Suko seine magische Kraft ein. Der Chinese schaffte es jedoch, einen Teil davon mit der Gnostischen Gemme aufzuheben. Dennoch gelang es Jacko, den Hünen auf der Stelle festzunageln.
»Du bist weit gekommen, Chinese«, spottete Jacko. »Aber nicht weit genug. Du konntest dich meiner Attacke vor dem Krankenhaus zwar entziehen, doch nun habe ich dich doch in meine Gewalt gebracht. Soll ich dir etwas verraten? Soeben ist der
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