0068 - Todeswalzer
die Hände…
Es war ein Buch über Teufelsbeschwörung. Als Rhodes noch Geld ausreichend besaß, hatte er in einem Antiquariat gleich eine ganze Kiste alter Bücher gekauft.
Er hatte die Kiste auf den Dachboden gestellt und lange Zeit nicht angesehen. Erst kürzlich hatte er, als er krank gewesen war, in einigen alten Schmökern geblättert.
Jenes seltsame Buch war dabei gewesen.
Rhodes glaubte, sich erinnern zu können, daß er das Buch in den Schlafzimmerschrank gelegt hatte.
Er sah sofort nach. Tatsächlich, da lag es auf alten, zerschlissenen Hemden. In Schweinsleder gebunden. Mit Goldprägung.
WIE MAN DEN TEUFEL BESCHWÖRT stand darauf. Der Autor war unbekannt.
Ein brennendes Prickeln durchrieselte den süchtigen Maler. Dieses Buch schien ihm mit einemmal der Schlüssel zum lange ersehnten Erfolg zu sein.
Wenn es ihm gelang, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen, hatte er ausgesorgt. Asmodis würde dafür sorgen, daß sein Name innerhalb kürzester Zeit weit über die Grenzen England hinaus bekannt sein würde.
Wie einen wertvollen Schatz preßte Rhodes das Buch an seine Brust. Er fragte sich, warum er erst heute auf den Gedanken gekommen war, den Teufel zu beschwören.
Er hätte sich viel Kummer ersparen können, wenn er es schon früher getan hätte.
Vor innerer Erregung bebend kehrte Chris Rhodes mit dem Buch ins Wohnzimmer zurück. Er setzte sich in einen Sessel, knipste die Stehlampe an und begann zu lesen.
Immer wieder verschwammen ihm die Buchstaben, denn er war ziemlich high. Aber er las weiter, denn er wollte wissen, was zu tun war, um den Teufel für seine Seele zu interessieren.
Mit Hilfe des Buches traf Rhodes die nötigen Vorbereitungen. Er entwickelte dabei einen Eifer, wie er ihn noch nie aufgebracht hatte.
Sobald die Vorbereitungen abgeschlossen waren, löschte er das elektrische Licht. Im Schein von Kerzen, die in einer bestimmten Anordnung aufgestellt waren, las Chris Rhodes dann die Beschwörungsformeln.
Sie waren in einer Sprache abgefaßt, die Rhodes nicht kannte. Manche Worte waren die reinsten Zungenbrecher.
Rhodes konnte nur hoffen, daß er sie richtig aussprach, sonst würde die Beschwörung wahrscheinlich nicht klappen.
Nachdem er die letzten Worte gesprochen hatte, sank er auf die Knie, wie es im Buch verlangt wurde.
Er senkte das Haupt und wartete.
Nichts geschah. Rhodes schluckte schwer. Er biß sich auf die Unterlippe. Hatte er irgend etwas falsch gemacht?
Hatte es einen Fehler bei der Vorbereitung gegeben? Oder während des Aufsagens der Beschwörungsformel? Wo war der Haken?
Rhodes’ Enttäuschung wuchs von Sekunde zu Sekunde.
So sehr hatte er darauf gehofft, mit dem Teufel ins Geschäft zu kommen, doch es hatte nicht funktioniert.
Vermutlich war das Rauschgift, das durch seine Adern jagte, daran schuld. Er hoffte, den Mut zu einer neuerlichen Beschwörung aufzubringen, wenn er wieder bei klarem Verstand war.
In dem Augenblick, wo Chris Rhodes sich erheben wollte, vernahm er plötzlich ein geisterhaftes Knistern im Raum.
Rhodes stockte der Atem.
Klappte es nun doch?
Vage glaubte er, erkennen zu können, daß hinter dem Kerzenschein die Luft flimmerte. Sekunden später wußte er mit absoluter Sicherheit, daß außer ihm noch jemand im Raum war.
Er nahm eine Bewegung wahr.
Aus dem Nichts trat auf einmal jemand hervor!
Eine hagere Gestalt, die schwarze Kleidung trug. Chris Rhodes blieb beim Anblick des Unheimlichen die Luft weg.
Das war nicht der Teufel, der ihm gegenübertrat. Von vielen Gemälden her kannte Rhodes die zahlreichen Gestalten, derer sich der Höllenfürst bediente, wenn er sich den Menschen zeigte.
Dies hier mußte jemand anders sein.
Ein Dämon!
Rhodes begann vor Furcht zu zittern und zu schwitzen. Er glaubte, einen gefährlichen Fehler gemacht zu haben. Wenn er eines der fremden Worte während der Beschwörung falsch ausgesprochen hatte, konnte das Ganze einen anderen Sinn bekommen haben.
Dann war die Beschwörung nicht mehr an den Teufel, sondern an jemand anders gerichtet…
Der Unheimliche trat näher.
Chris Rhodes schauderte. Ein grauenerregender schwarzer Totenschädel grinste ihn an. Helle Augen leuchteten aus den Höhlen. Ihr Blick bohrte sich in die Augen des Malers.
Er rang nach Luft und nach Fassung. Plötzlich hoffte er, daß diese Erscheinung nur ein Gebilde seiner rauschgiftverseuchten Fantasie war.
»Wer… wer bist du?« fragte er krächzend.
Würde seine Fantasie so weit gehen, den Unheimlichen antworten zu
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