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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Nicht gerade die ideale Aufmachung, um einen Jahrtausende alten Schatz zu heben. Er ging, um sich einen leichten Hausanzug überzuziehen.
    Kaum war er in die Hose geschlüpft, als im Vestibül auch schon die Türglocke anschlug.
    Seymour war tief beeindruckt, ja sogar leicht geschockt. Dieser Madhvakrishna schien wirklich ein Hexenmeister zu sein. Eigentlich konnte er es in dieser kurzen Zeitspanne nur geschafft haben, indem er durch die Luft geflogen war.
    Es war gar nicht der Guru. Als Seymour die Haustür öffnete, stand eine junge Frau vor ihm. Eine hübsche junge Frau, deren Anblick ihm allerdings dennoch wenig Vergnügen bereitete.
    »Sie, Miß Duval?«
    »Duval«, berichtigte das Mädchen. »Würden Sie mir Gelegenheit geben, ein paar Worte mit Ihnen zu sprechen?«
    Der Millionär war ganz auf Abwehr eingestellt. Argwöhnisch betrachtete er die Französin. Sie machte nicht unbedingt den Eindruck, als würde sie ihm gleich den Schädel spalten, aber er war dennoch äußerst mißtrauisch. Mit Sicherheit führte die Sekretärin dieses heimtückischen Professors irgendeine Gemeinheit im Schilde. Nun, er würde auf der Hut sein.
    »Was wollen Sie?« knurrte er unwirsch.
    »Mit Ihnen sprechen, Mr. Seymour.«
    »Ich glaube nicht, daß wir irgend etwas zu besprechen haben, Miß! Wenn Sie meine Meinung hören wollen – ich betrachte es als ausgesprochene Unverschämtheit, daß Sie nach all dem, was geschehen ist, die Stirn haben, mich hier zu belästigen.«
    Die Frau ließ sich nicht beeindrucken.
    »Deshalb bin ich hier, Mr. Seymour«, sagte sie. »Ich möchte ein großes Mißverständnis aus der Welt schaffen.«
    Seymour zog die Mundwinkel nach unten.
    »Ich mache Ihnen einen anderen Vorschlag, Miß!« erklärte er.
    »Ja?«
    »Schaffen Sie sich selbst aus der Welt!«
    Mit dieser ultimativen Aufforderung schlug ihr der Millionär unmißverständlich die Tür vor der Nase zu.
    ***
    Madhvakrishna, der in Wirklichkeit Gopal Garuduppa hieß, was sich allerdings nicht sehr werbewirksam anhörte, war in der Tat bei einer Seance gestört worden, die seinem ganz persönlichen Seelen-und Körperheil diente. Sie hieß Gloria und war erst siebzehn, sah aber aus wie eine prächtig entwickelte Zwanzigerin. Und sie war ganz wild darauf gewesen, ihre Jungfernschaft einem Mann zu opfern, den der Hauch des Himmels gestreift hatte.
    Schweren Herzens hatte sich der Guru von eigenen Gnaden von ihr losgerissen. Aufgeschoben war ja nicht aufgehoben. Und einem runden, hübschen Sümmchen sollte man grundsätzlich den Vorzug geben, zumal wenn die Aussicht bestand, noch einen Bonus nebenbei zu kassieren. Nach all dem, was ihm dieser Ölmensch erzählt hatte…
    Madhvakrishna fuhr ganz profan mit einer Taxe nach Richmond.
    Vor Seymours Villa angekommen, wies er den Fahrer an, auf ihn zu warten, und marschierte dann auf den Hauseingang zu.
    Plötzlich blieb er stehen. Irgend jemand beobachtete ihn. Nicht vom Haus, sondern vom gegenüberliegenden Vorgarten aus. Er drehte sich um, starrte angestrengt hinüber. Niemand war zu sehen, aber das linderte nichts an seiner Gewißheit. Sein nicht ganz in herkömmlichen Bahnen arbeitendes Wahrnehmungsvermögen, das ihn befähigte, ein außerordentlich erfolgreicher Guru zu sein, trog ihn nur sehr selten.
    Er schloß die Augen und konzentrierte sich. Die Konturen einer Frau zeichneten sich vor seinem geistigen Auge ab. Er sah sie jetzt ganz deutlich, als sphärenhafte Geistergestalt, die er wie mit einer Art Röntgenblick wahrnahm.
    Dann öffnete er die Augen wieder. Die Frau bedeutete keine Gefahr für ihn, wollte anscheinend nur nicht gesehen werden. Sekunden später hatte er sie aus seinem Gedächtnis gestrichen und sich wieder der Haustür zugewandt. Er betätigte den Klingelzug in Form eines kleinen Bronzelöwen.
    Schnell wurde die Tür geöffnet. Der Millionär der ihn engagiert hatte, stand vor ihm, bat ihn unverzüglich ins Haus.
    »Was zu trinken, Mr. Madhvakrishna? Oder hat Ihnen Ihr Prophet das verboten?«
    Der Guru antwortete mit unbewegtem Gesicht: »Ich bin mein eigener Prophet, und ich habe mir den Alkohol nicht verboten. Trotzdem möchte ich jetzt lieber nicht. Mir wäre es lieb, wenn wir gleich anfangen könnten. Erzählen Sie mir bitte noch einmal alles, was ich wissen sollte, um meine Aufgabe zu Ihrer Zufriedenheit lösen zu können.«
    »Sicher, Mr. Madhvakrishna.«
    Der Millionär erzählte. Dinge, die er bereits am Telefon berichtet hatte. Dinge, die neu hinzugekommen waren. Der

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