Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0069 - Im Halbraum lauert der Tod

Titel: 0069 - Im Halbraum lauert der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
noch niemals in seinem Leben ein solches Schimpfwort zu hören bekommen hatte. Er sah, wie der Gewappnete zusammenzuckte, den Schild hob und die Lanze senkte.
    „Schurke", donnerte es hinter dem Visier hervor. „Wart, ich will dich lehren, mich einen Lump zu nennen! Wehr dich, du Taugenichts!"
    Er hatte den Schild oben, und die Lanze gesenkt. Er wollte seinem Pferd die Sporen geben und auf Atlan losreiten, aber in diesem Augenblick warf der Arkonide die Arme in die Luft und begann lauthals zu lachen. Llandrindod schien unsicher zu werden. Der Schild sank wieder ein Stück herab.
    „Guye of Llandrindod!" brüllte Atlan lachend. „Was für ein Narr du bist! Oder haben die Jahre deine Augen so mitgenommen, daß du deinen besten Freund nicht mehr erkennst?"
    Das Visier schob sich in die Höhe. Mißtrauische, zusammengekniffene Augen kamen zum Vorschein. Sie musterten den Arkoniden, der für ihre Begriffe völlig närrisch gekleidet sein mußte, und ein erster Funke des Erkennens leuchtete auf.
    „Gott soll mich schützen!" rief Llandrindod. „Wenn du Peyrefitte of Sherwood bist, mein Freund, dann hast du dich aber angezogen wie ein Zigeuner, die unser guter König vergiften oder aus dem Land jagen möchte. Sherwood - bist du das wirklich?"
    Atlan trat aus der Schleuse. „Ich bin's!" versicherte er. „Steig von deinem Gaul herunter und begrüß mich, wie man einen Freund begrüßt!"
    Llandrindod ließ Schild und Lanze fallen, rutschte vom Pferd und kam mit steifen, langsamen Schritten auf den Arkoniden zu. Je näher er kam, desto sicherer wurde er, daß er wirklich seinen Freund vor sich hatte. Die Schritte wurden größer, und schließlich stolperte er, aber glücklicherweise fiel er dabei dem Arkoniden geradewegs in die Arme.
    „Gütiger Himmel, Sherwood!" staunte er. „Ich dachte nicht, daß ich dich altes Schlachtroß noch einmal sehen würde. Wo hast du dich herumgetrieben?"
    „Überall", lachte Atlan. „Ich war hier und dort, bei den Türken, bei den Franzosen, bei den Moskowitern ..."
    „So weit!" staunte Llandrindod. „Und das hast du von dort mitgebracht?" Dabei deutete er auf die Gazelle. „Ja", bestätigte Atlan. „Es kann sich durch die Luft bewegen."
    „Durch die Luft!" ächzte Llandrindod. „Ja. Eine Kraft wohnt ihm inne, die es ihm ermöglicht, wie ein Vogel durch die Luft zu schweben. Aber die Kraft ist jetzt verschwunden. Deshalb kann es sich nicht mehr vom Boden erheben."
    Llandrindod begann zu lachen. Er lachte herzhaft, wie über einen guten Scherz. Dann schien ihm plötzlich ein Gedanke zu kommen. Er hörte auf zu lachen und sah Atlan verblüfft an. „Eine geheimnisvolle Kraft, wie?"
    „Genau, mein Freund." Llandrindod kratzte sich am Kopf. „Deine Kraft habe ich gesehen, Sherwood", behauptete er. Atlan war verwundert. „Die Kraft? Gesehen? Man kann sie nicht sehen!"
    „Das dachte ich auch. Sie war auch nicht sehr deutlich, aber, der Teufel soll mich holen, ich habe sie gesehen. Sie schwebte über das Wiesenland. Erst sah sie aus, wie ein dünner Nebel. Man erkannte sie nur, wenn man lange hinsah. Dann schien sie mich zu entdecken. Sie begann sich zu ballen, und im Nu sah sie aus wie ich mit meinem Pferd. Sie galoppierte gegen mich an. Ich war nicht faul, hob den Schild, legte die Lanze ein und sprang ebenfalls los. Sie traf mich nicht, dafür ich sie um so besser. Aber das half nichts. Die Lanze fuhr durch sie hindurch und kam hinten wieder heraus, als wäre sie durch Luft gestoßen. Als ich das Pferd wieder anhielt und mich umsah, war von dem Fremden nichts mehr zu sehen. Es war, als hätte ihn der Teufel geholt. Na, kann das deine Kraft gewesen sein?"
    Atlan überlegte. Es mochte sein, daß Llandrindod einem andern von den Geschöpfen begegnet war, die Es nach Wanderer geholt hatte und von denen Llandrindod selbst eines war. Noch wahrscheinlicher aber war, daß Nathan Llandrindods Weg gekreuzt hatte.
    „Wir müssen sie wieder einfangen, Guye!" stieß er heftig hervor. „Wo war es, wo du sie gesehen hast?"
    Llandrindod deutete nach rückwärts. „Dort hinten. Nicht weiter als eine gute Stunde von hier. Auf dem halben Weg nach Llandrindod Castle."
    Er musterte Atlan aufmerksam und ein wenig mißtrauisch. Man konnte ihm am Gesicht ablesen, wie wenig ihm die Sache mit der geheimnisvollen Kraft gefiel.
    „Sag, Sherwood", begann er zögernd: „Hast du dich da in eine Sache eingelassen, die vielleicht des Teufels ist?"
    Atlan schüttelte den Kopf. „Ich erkläre es dir ein

Weitere Kostenlose Bücher