007 - Die Nacht mit dem Teufel
und Amuletten gewappnet, aber ich weiß nicht, was uns dort bevorsteht und ob meine Schutzmittel ausreichen werden. Vertrauen Sie mir ein echtes Heiligtum an?“
Am anderen Ende der Leitung herrschte tiefes Schweigen. Endlich sagte der Bischof: „Fahren Sie bei mir vorbei! Ich bereite Ihnen etwas vor.“
Line und Dan blieben im Wagen sitzen, und Line ließ den Motor laufen. Es war beinahe neun Uhr. Sie mussten schon außerordentlich schnell fahren, um bis Mitternacht, wenn die eigentlichen Festlichkeiten beginnen würden, an Ort und Stelle zu sein.
Der Professor eilte in die Pfarre.
Der Bischof gab ihm ein Fläschchen mit Wasser.
„Weihwasser“, erläuterte er. „Aber keine gewöhnliches. Es stammt aus dem Brunnen von Cabrese und soll schon viele Wunder bewirkt haben. Außerdem hat der Heilige Vater selbst diese Phiole gesegnet. Sie müsste also ein wirksamer Schutz gegen teuflisches Blendwerk sein.“
Zusätzlich gab er dem Professor noch ein Skapulier, in dessen Mitte sich ein Medaillon befand, dass zwei winzige Holzsplitter hinter dem Glas enthielt.
„Dies ist unser kostbarster Besitz“, erklärte der Bischof. „Es heißt, dass dieses Holz vom Kreuz unseres Herrn stammt. Und das Skapulier hat St. Veit getragen. Sie wissen ja, dass er die Macht hatte, Besessene von ihren Dämonen zu befreien.“
Der Professor wickelte die Reliquien in ein Tuch und steckte das Bündel behutsam in seine Rocktasche.
„Ich werde sie gut verwahren“, gelobte er. „Und ich verspreche Ihnen, sie nur im äußersten Notfall zu verwenden.“
„Sämtliche irdischen Schätze der Kirche sind nicht annähernd soviel wert wie eine einzige Seele“, sagte der Bischof lächelnd.
Line fuhr so rasch, wie es sich mit der Sicherheit vereinbaren ließ.
„Es wäre dumm, wenn wir uns im letzten Augenblick durch einen Autounfall alle Chancen verderben würden“, meinte der Professor.
Sie fuhren in nordöstlicher Richtung. Nur wenige Meilen vom großstädtischen Getriebe entfernt, tat sich eine Wildnis auf, in der ein Ortsunkundiger leicht tagelang umherirren konnte, ohne zurück zur Zivilisation zu finden.
Merton war kaum ein Dorf. Ein paar einsame Häuser drängten sich um eine Tankstelle und einen Laden. Bei besseren Straßen hätte die Fahrt gar nicht so lange dauern müssen, da sie aber die Gegend nicht kannten, und der Weg in Zick-Zack-Linien durch die Berge führte, brauchten sie zwei volle Stunden, ehe sie die Ortschaft erreicht hatten.
Hinter dem Dorf gab es dann nur noch einen elenden Karrenweg. Angestrengt spähten sie durch die Windschutzscheibe. Zweimal verirrten sie sich und mussten wieder zurückfahren. Die Zeit wurde immer knapper. Es war fast elf Uhr.
„Wie lange dauert das Fest eigentlich?“ fragte Line.
„Bis zum Morgengrauen – oder genauer gesagt: bis zum ersten Hahnenschrei“, erwiderte der Professor. „Aber begonnen hat es bestimmt schon.“
„Ob Andy noch in Sicherheit ist?“
„Das ist er schon seit Wochen nicht mehr. Wichtig ist nur, dass wir vor seiner Taufe bei ihm sind. Danach können wir nämlich nichts mehr für ihn tun. Bis dahin gehört seine Seele aber noch ihm.“
Der Weg wurde fast unpassierbar. Der Mercedes klapperte und ratterte, und zweimal kratzte die Unterseite des Wagens mit dumpfem Geräusch über das Erdreich.
Im schwachen Licht des Armaturenbretts neigte sich der Professor über eine Landkarte. Der Bischof hatte ihm die ungefähre Lage des alten Pfarrhauses angezeigt.
„Wir müssen fast da sein“, sagte er.
Und wie auf ein Stichwort hin blitzten im gleichen Augenblick die Stoßstangen eines anderen Wagens im Scheinwerferlicht auf. Hinter dem Wagen parkten noch eine ganze Reihe von Autos auf einer Wiese, wie sie gleich sahen.
„Da ist es! Hier muss es sein“, flüsterte der Professor erregt. „Stellen Sie den Wagen neben den anderen ab und schalten Sie die Scheinwerfer aus.“
Langsam rollte der Wagen aus und kam zwischen einem neuen Cadillac und einem alten Packard zu Stehen. Sie stiegen aus und sahen sich um. Und plötzlich sprach sie aus der Dunkelheit heraus eine Männerstimme an.
Ein höllischer Schreck fuhr ihnen in die Glieder.
„Ihr kommt reichlich spät“, sagte der Mann und trat näher heran. „Die Festlichkeiten haben bereits begonnen.“
„Wir hatten unterwegs eine Panne“, antwortete der Professor geistesgegenwärtig. „Es ist wohl dort unten, nehme ich an, wie?“
„Geht den Weg da entlang, dann kommt ihr direkt hin.“
Sie
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