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007 - Die Nacht mit dem Teufel

007 - Die Nacht mit dem Teufel

Titel: 007 - Die Nacht mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Jay
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nackt. Er trug nur eine Maske in der Form eines Widderschädels. Schwefelgelbe Augen glühten hinter der Maske.
    „Wer kann das sein?“ fragte Dan.
    „Das möchte ich lieber nicht wissen“, antwortete der Professor.
    Inzwischen hatten sich die Gäste vor dem Thron zusammengedrängt.
    Der Mann erhob sich jetzt, drehte der Menge seine Rückseite zu und streckte seinem Gefolge das nackte Hinterteil entgegen.
    Mit ungläubigem Staunen verfolgten Line und Dan, wie sich der erste Vasall näherte, den After des Widderköpfigen küsste und dann rasch dem nächsten Platz machte. Der Vorgang wiederholte sich.
    „Der Belialskuss“, erläuterte der Professor. „Eine Ehrenbezeigung, mit der der Kuss des Bischofsringes verhöhnt wird. Alles, was diese Leute tun, ist eine obszöne Parodie auf kirchliche Zeremonien. Statt zu fasten und in sich zu gehen, veranstalten sie üppige Gelage. Auf die schwarze Messe folgt die zügellose Orgie.“
    Line sah, dass Andy an der Reihe war, den Meister zu küssen.
    „Sollen wir ihn nicht daran hindern?“ fragte er aufgebracht.
    „Vor aller Augen? Ausgeschlossen! Außerdem hat der Kuss nichts zu bedeuten. Die Taufe ist es, die wir vereiteln müssen.“
    „Sehen Sie doch, sie reißen das Kreuz herunter!“ rief Dan gepresst.
    Mehrere Männer waren die Wände hochgeklettert. Sie rissen das Kreuz aus seiner Verankerung und warfen es einem Untenstehenden zu.
    Nachdem die ganze Gruppe dem Mann auf dem Thron mit dem Belialskuss gehuldigt hatte, wurde ihm das Kreuz überbracht. Dan und der Professor hielten entsetzt den Atem an, als der Mann sein Glied umfasste und frech auf das Kreuz urinierte. Anschließend wurde das besudelte Kreuz mit der Spitze nach unten aufgehängt.
    Damit war das Fest eröffnet. Die Versammelten stürzten sich wie die Geier auf die vollbeladenen Tische. Sie aßen nicht wie zivilisierte Menschen, sondern fielen wie Bestien über die Gerichte her, griffen mit bloßen Händen zu und stopften sich riesige Fleischbrocken in den Mund. Um jeden einzelnen Knochen und Bissen balgten sie sich und verspritzten dabei das Essen nach allen Seiten. Man konnte sich kaum vorstellen, dass diese Leute sonst ein geordnetes bürgerliches Leben führten.
    Mehrere Männer, offenbar Priester, trugen unterdessen große Schüsseln zum Kessel, füllten sie mit der widerlichen Suppe und schleppten dann die Schüsseln an die Tische. Jeder Gast musste zugreifen.
    „Was schwimmt denn Ihrer Meinung nach in dieser unappetitlichen Brühe?“ fragte Line.
    „Menschenfleisch“, antwortete der Professor trocken.
    „Großer Gott!“ rief Dan entsetzt. „Sie machen doch wohl einen Witz?“
    „Keineswegs. Ich würde jede Summe wetten. Zumindest enthält diese Suppe Menschenblut. Ein Symbol des Lebens und der Tatkraft, verstehen Sie?“
    „Aber woher haben sie es?“ fragte Line.
    Der Professor schüttelte den Kopf. „Vielleicht haben sie einen ihrer Leute geopfert. Möglich auch, dass sie schon früher irgendein armes Wesen für diesen Zweck entführt haben. Wir werden morgen die Vermisstenmeldung in der Zeitung lesen. Vielleicht war es sogar ein Kind. Diese Leute haben kaum noch etwas Menschliches an sich. In ihrem jetzigen Zustand sind sie richtige Dämonen – wie die aus der Hölle. Sie stehen unter dem Einfluss ihres Führers, der auf dem Thron sitzt. Er gehört ganz bestimmt zu den höheren Höllenfürsten. Vielleicht ist er sogar der Teufel in Person.“
    „Und mit dieser Messe soll das Böse zelebriert werden?“ fragte Dan.
    „Ja. Jeder Anwesende wird einen Teil der Teufelsmacht mit sich heimtragen.“
    „Sie glauben doch nicht im Ernst an diese Macht?“ fragte Line.
    „Die Katholiken glauben an die Macht der Sakramente“, antwortete der Professor. „Und für jene, die vorbehaltlos daran glauben, besitzen die Sakramente ganz bestimmt wirklich eine besondere Kraft. Dass oft schon Wunder geschehen sind, bezweifelt niemand, aber die wenigsten wissen, dass Wunder auch im Namen des Teufels vollbracht werden können.“
    Die Schlemmerei dauerte an. Andy entfernte sich leider keine Minute lang von den übrigen Festgästen. Die Zeit schlich zäh dahin. Einige Gäste verließen die Tafel und steckten sich ein paar Schritte weiter weg den Finger in den Rachen, um zu erbrechen; dann kehrten sie zurück und setzten das unterbrochene Mahl fort. Es war ein widerlicher Anblick.
    Line wollte nicht daran denken, dass Andy sich genauso scheußlich benahm wie der Rest. Er wusste, dass sein Freund in

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