007 - Die Nacht mit dem Teufel
vorgenommen. Schade, dass Sie den jungen Mann nicht gleich nach der Entführung zu mir brachten. Ihn festzuhalten wäre bestimmt einfacher gewesen.“
„Ja, Exzellenz, das war mein schwerster Fehler und leider nicht mein einziger, wie mir scheint. Und jetzt stehe ich vor der schwierigen Aufgabe, den jungen Mann wieder zu finden. Ich halte es für ausgeschlossen, das Versteck dieser Leute rechtzeitig aufzustöbern. Es bleibt mir daher nichts anderes übrig, als alles auf eine Karte zu setzen. Ich muss den Schauplatz des Hexensabbats ermitteln.“
Der Bischof schüttelte nachdenklich den Kopf.
„Selbst wenn Ihnen das gelingen sollte, so bleibt es ein bedenkliches Wagnis, den jungen Mann erneut aus den Klauen dieser Teufelsbrut zu befreien. Nachdem sie ihn so mühselig eingefangen haben, werden sie nicht auf ihn verzichten wollen.“
„Ja“, bestätigte der Professor düster. „Einfach wird es bestimmt nicht sein. Übrigens hatte ich mir von Ihnen irgendwelche Anhaltspunkte erhofft, die zum Schauplatz der Hexenfeier führen.“
Der Bischof dachte angestrengt nach, schüttelte dann aber den Kopf.
„Leider nein. Natürlich gibt es besonders geeignete Plätze – eine leerstehende Kirche oder Friedhöfe sind sehr beliebt, aber auch ein entsprechend hergerichteter Keller erfüllt den Zweck. Nein, wirklich – ich kann Ihnen zu meinem größten Bedauern keinen Fingerzeig geben.“
Der Professor erhob sich. „Sollten Sie etwas Nützliches erfahren, Exzellenz, dann haben Sie doch, bitte, die Güte, mich zu verständigen. Ich werde inzwischen meine Suche fortsetzen.“
„Ja, ja. Und wenn Sie glauben, dass ich irgendetwas für Sie tun könnte, dann rufen Sie mich unbedingt an. Ich habe natürlich das größte Interesse an dem Fall.“
„Das werde ich gern tun“, versicherte der Professor.
Der Rest des Tages verlief ereignislos. Auf Vorschlag des Professors hin zogen Dan und Line zu ihm, um jederzeit einsatzbereit zu sein; aber nichts geschah, was ihren Einsatz erforderte.
„Irgendetwas müssen wir doch tun können!“ sagte Line verbittert und lief ungeduldig im Studierzimmer des Professors auf und ab.
„Ich wüsste nicht, was“, versetzte der Professor.
Auch er war bedrückt und nicht imstande, seinen jungen Freunden Mut zuzusprechen.
„Solange wir nicht wissen, wo der Sabbat stattfindet, können wir gar nichts unternehmen.“
„Und wenn wir uns an die Polizei wenden?“ schlug Dan vor.
Der Professor schüttelte den Kopf. „Selbst wenn man uns dort glauben würde, was nicht anzunehmen ist, hätte die Polizei genauso wenig Anhaltspunkte wie wir. Und obendrein könnten unsere Widersacher durch ein großes Polizeiaufgebot nur endgültig in die Flucht geschlagen werden.“
Line schnippte mit den Fingern.
„Moment mal! Warum ist uns das nicht schon längst eingefallen? Wir wissen doch, dass sie Andys Wagen mitgenommen haben. Den könnte die Polizei wenigstens suchen. Soll ich ihn gleich als gestohlen melden?“
Sie erwogen das Für und das Wider. Der Professor meinte, dass die Leute gewarnt würden, sobald ein Polizist den Wagen anhielt.
„Trotzdem glaube ich, dass wir es riskieren sollten“, fand er.
Mr. Forrests Tod hatten sie bereits gemeldet. Der Professor hatte auch bei der Polizei einen Freund. Ihn hatte er verständigt und gebeten, die Meldung anonym zu behandeln. Auf die eigentliche Todesursache Mr. Forrests war er kaum eingegangen.
Die Presse hatte natürlich ausführlich über den Todesfall berichtet, da Mr. Forrest ein bekannter Bankier gewesen war. In den Nachrufen hieß es, er sei einer Herzattacke erlegen.
Line setzte sich ans Telefon und meldete den Diebstahl des Wagens. Er gab an, selbst der Besitzer des Fahrzeugs zu sein, und hinterließ die Adresse und Telefonnummer des Professors.
Auch der nächste Tag verdammte sie zu qualvoller Untätigkeit. Aus Angst, etwas zu versäumen, wagte sich keiner der drei aus dem Haus. Die Anspannung steigerte sich bis ins Unerträgliche. Am Abend hatte jeder von ihnen das Gefühl, es nicht mehr länger auszuhalten. Sie verbrachten eine schlaflose Nacht und hockten schon im ersten Morgengrauen wieder ratlos und verzweifelt um den Esstisch des Professors herum.
Der letzte Tag war herangerückt. Mit der Abenddämmerung begann die Walpurgisnacht. Wenn bis dahin keine Wendung eingetreten war, würde Andy verloren sein.
Am Nachmittag erhielten sie endlich eine Nachricht, die sie wieder hoffen ließ. Der Sekretär der Geheimloge bat den
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