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007 - Die Nacht mit dem Teufel

007 - Die Nacht mit dem Teufel

Titel: 007 - Die Nacht mit dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Jay
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marschierten in der angegebenen Richtung los.
    „Und was ist mit dir?“ fragte der Professor den Unbekannten über die Schulter.
    „Ich komme gleich nach“, sagte der Mann und öffnete die Tür eines abgestellten Wagens.
    Sie schritten rasch aus. Der Weg führte auf eine Anhöhe, und schlagartig sahen sie sich einem wüsten Gelage gegenüber.
    Die Kulisse erinnerte an ein Amphitheater. Rechts standen die Ruinen der alten Pfarre, von der praktisch nur noch einige Ziegelmauern übrig geblieben waren. Aber das Kreuz über dem Eingang war unbeschädigt. Vor den Ruinen hatte sich eine riesige Menschenmenge versammelt. Es mussten viele Hunderte sein. Und alle waren nackt.
    „Hier hinauf“, flüsterte der Professor. „Vor dort oben überblicken wir alles, ohne selbst gesehen zu werden.“
    Sie krochen eine Böschung hinauf und versteckten sich hinter der Kuppe. Der Platz war gut. Er ermöglichte ihnen einen allgemeinen Überblick.
    Kaum hatten sie sich geduckt, da kam auch schon der Fremde vorbei, der sie beim Wagen angesprochen hatte. Ohne sie zu sehen, stieg er hinab in den Talkessel.
    „Verdammt kalt ist es“, meinte Dan. „Komisch, dass die sich nicht zu Tode frieren, hackt wie sie sind.“
    „Ich glaube eher, die Eiseskälte rührt von der Ausstrahlung des Bösen her“, sagte der Professor. „Ganz abgesehen davon, sind die da unten längst nicht mehr in der Verfassung, körperliches Unbehagen zu empfinden.“ „Und wie geht es jetzt weiter?“ fragte Line.
    „Keine Ahnung. Wir können nur auf eine günstige Gelegenheit hoffen.“
    „Dort ist Andy“, flüsterte Dan heiser und streckte einen Finger aus.
    „Ruhig bleiben!“ warnte der Professor. „Sie würden uns in Stücke reißen. Wir müssen warten, bis er allein ist. Dann erst können wir versuchen, ihn zu überwältigen. Und nicht vergessen: er ist ganz bestimmt hypnotisiert. Also, boxt ihn nieder. Anders geht es sicher nicht.“
    Line und Dan starrten mit weit aufgerissenen Augen in den Talkessel hinab.
    Links von ihnen stand vor dem alten Pfarrhaus ein Thron. Er sah aus wie der Stuhl eines geistlichen Würdenträgers. Vermutlich war er aus einer Kirche gestohlen worden. Davor war ein prachtvoller Kirchenaltar aufgebaut. Über dem Altar flackerten dreizehn schwarze Kerzen. Selbst in dieser Entfernung stieg ihnen der beißende Geruch von Pech und Schwefel in die Nase.
    „Allmächtiger!“ sagte Dan und zeigte abermals in eine Richtung. „Die haben ja tatsächlich einen Hexenkessel! Ich dachte, den gibt es bloß in Märchen.“
    „Es gibt zu viele Erzählungen über Hexenkünste und Teufelsbeschwörungen, und sie ähneln einander zu sehr, um nicht auf irgendwelchen Tatsachen zu beruhen“, sagte der Professor. „Die Spötter und angeblich Aufgeklärten wollen nicht zur Kenntnis nehmen, dass auf der ganzen Welt unabhängig voneinander die gleichen Sagen entstanden sind, und zwar in Erdteilen, die miteinander keinerlei Verbindung hatten. Bis auf gewisse nebensächliche Abweichungen berichten alle Sagen das gleiche, ob es sich nun dabei um den Voodoozauber der karibischen Inseln, das Hexeneinmaleins Europas, die guten Geister und Dschins des Orients handelt oder um die religiösen Feiern primitiver amerikanischer Stämme. Kein vernünftiger Mensch kann annehmen, dass diese grundverschiedenen Rassen rein zufällig die gleichen Vorstellungen hatten.“
    Über einem prasselnden Feuer hing tatsächlich ein mächtiger Hexenkessel, in dem es brodelte. Mehrere Leute warfen verschiedene Zutaten in den Topf. Der Wind drehte sich und wehte ihnen widerliche Gerüche zu. Sie vermengten sich mit den Rauchwolken, die aus den Räucherbecken aufstiegen, die im weiten Umkreis aufgestellt waren.
    „Pfui, der Rauch beißt aber!“ sagte Dan.
    „Bilsenkraut, Gartenraute und verschiedene Gewürze“, erklärte der Professor. „Manche der Kräuter rufen Wahnvorstellungen hervor, genau wie das Gebräu, das sie trinken. Es entfesselt ihre primitiven Triebe und stürzt sie in Abgründe der Lust und des Irrsinns. Ich fürchte, dass wir das alles noch mit eigenen Augen ansehen werden müssen.“
    Auf langen Tischen standen Speisen und Getränke für ein üppiges Gelage bereit und brannten ebenfalls schwarze Kerzen. In Metallbecken qualmte es.
    „Dort, sehen Sie doch! Beim Thron!“
    Line war ganz außer sich. Ihre Blicke folgten seinem ausgestreckten Finger.
    Ein Mann hatte sich aus der Menge gelöst und auf den Thron gesetzt. Genau wie die anderen war auch er völlig

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