0071 - Fehlsprung der Tigris
am Sittengerüst der Galaktischen Händler zu rühren, und die Hafenbehörde auf Soral soll jetzt nicht nur daran gerührt haben, sondern sogar noch darin eingebrochen sein und sich nicht im geringsten an der wie ein Heiligtum gehüteten Rangfolge gestört haben? Wenn ich schon viel glauben muß, aber das glaube ich nicht! Los, Exwin, rufen Sie Soral an, aber verlangen Sie nicht den Raumhafen, sondern die Arkonadministration."
Aber es kam noch nicht zu einer Hyperfunkverbindung. General Sutokk rief aus seinem Hauptquartier an.
Sein Gesicht, das schon Major Clyde Ostal auf dem Bildschirm der TIGRIS nicht sonderlich gut gefallen hatte, zwang jetzt auch dem Ekhoniden Egg-or ein ungutes Gefühl ab.
„Ah, dann hat mich Ihre Zentrale doch einmal richtig unterrichtet, Egg-or", kam es spöttisch von dem Bildschirm, während Egg-ors Konterfei auf dem Schirm im Hauptquartier zu sehen war. „Weshalb ich anrufe: Ich habe da einige rätselhafte Andeutungen vernommen, die ein Springerschiff betreffen. Ist Ihnen schon einmal der Gedanke gekommen, daß diese Händlersippe mit Perry Rhodan unter einer Decke stecken könnte? Überlassen Sie mir einmal für ein paar Stunden die Springerbesatzung, und meine Flottenoffiziere liefern Ihnen die klarsten Geständnisse ohne einen einzigen Widerspruch! Dann wissen Sie und auch ich, wo diese vier oder sechs Personen geblieben sind, die sich mit der MAB I nach Ekhas eingeschlichen haben!"
„Gehirnwäsche, General?" fragte Egg-or scharf.
„Natürlich ..."
„Gut", erwiderte Egg-or. „Ich habe noch eine Sache zu erledigen. Sie ist dringend. Danach teile ich Ihnen meinen Entschluß mit."
„Ich warte auf Ihren Anruf, Egg-or!" Damit schaltete der General ab, und sein Gesicht verschwand vom Schirm.
Egg-or kümmerte sich nicht um Exwins fragenden Blick. „Merken Sie sich eins, Exwin: Was auch noch passiert ... weder ein Terraner noch ein Springer von der MAB I kommt mit meiner Erlaubnis unter die Gehirnwäsche! Wenn die Raumflotte von Arkon sich Übergriffe erlauben sollte und sie gelangen Ihnen zur Kenntnis, dann schlagen Sie so zu, als ginge es darum, Ihr Kind vor der Gehirnwäsche zu retten! So, und jetzt rufen Sie endlich den Administrator auf Soral an!"
Wenige Minuten später hieß es: „Der Administrator des Robot-Regenten von Soral ist in den nächsten neun Tagen nicht zu erreichen!"
Egg-or riß das Mikrophon an sich: „Dann verbinden Sie mich mit dem Abwehrchef von Soral, mit meinem Kollegen En-E!"
Ausgesprochen schläfrig, mit einem halben Gähnen kam es zurück: „Wissen Sie denn nicht, daß wir Mitternacht haben? Rufen Sie morgen früh noch einmal an. Ende!"
Egg-or und Exwin fluchten um die Wette und verstummten erschreckt, als sie Sassas Kichern hörten.
Der Positronikspezialist rieb sich schmunzelnd die Hände. „Das hat mir gutgetan, den Herren zuzuhören. Uns allen hängen doch die Arkoniden mitsamt ihrer Maschine zum Hals heraus!"
„Das haben wir aber nicht gerade behauptet", versuchte Egg-or seinen Wutausbruch abzuschwächen.
„Nein", bestätigte Sassas, „das haben die Herren auch nicht gesagt", und vergnügt blinzelte er ihnen zu.
„Der General wartet auf Antwort", erinnerte Exwin seinen Vorgesetzten.
„Wenn er sich meldet, dann sagen Sie ihm, ich sei mit unbekanntem Ziel abberufen worden. Wenn Sie mich suchen oder eine wichtige Nachricht einläuft ... ich bin auf der MAB I zu finden. Ich muß mir die Springer selbst einmal ansehen."
Egg-or ließ sich zum walzenförmigen Raumschiff fahren. Die breite Laderampe war angeschlossen, und auf einem unendlichen Fließband rollten riesige Warenmengen aus dem Sternenboot. Aber bevor die Ware vom ersten Arbeiterroboter berührt wurde, hatte sie schon drei Doppelkontrollen durchlaufen, die das Fließband automatisch gestoppt hätten, wäre in der Ware ein Mensch verborgen gewesen.
Egg-or betrat das Schiff über die kleine Rampe im vorderen Drittel. In der Zentrale und im Funkraum arbeiteten immer noch die Spezialisten der Abwehr, in der größten Kabine war die Besatzung eingesperrt, und einer nach dem anderen wurde in weitem Zeitabstand einzeln zum erneuten Verhör abgerufen.
Die Methoden, die Egg-ors Männer angewandt hatten, waren nicht brutal. Auf die Dauer aber widerstanden nur besonders willensstarke Männer diesen psychischen Belastungen.
Mit teilnahmslosem Gesicht nahm Egg-or als Zuhörer an der Vernehmung eines blutjungen Springers teil.
Nach seinen eigenen Aussagen hatte er nach der zweiten
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