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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erhielten außer dem Frühstuck noch ein Abendessen.
    Das wurde um achtzehn Uhr serviert. Etwas früher als sonst, da die beiden noch einen Spaziergang machen wollten. Natürlich war ihre gegenseitige Sympathie nicht unbemerkt geblieben. Die Wirtsleute und Pensionsinhaber freuten sich ebenso wie die anderen Gäste.
    Aber das machte dem Kommissar plötzlich nichts mehr aus. Will Mallmann war ein anderer geworden. Eine halbe Stunde vor Beginn des Essens befand er sich auf seinem Zimmer und zog sich um.
    Geduscht hatte er, schlüpfte nun in seine Wanderkleidung. Trittfeste Lederschuhe, ein Hemd aus Baumwolle, eine strapazierfähige Cordhose und eine Windjacke. Fehlt nur noch der Wanderstab, dann ist Rübezahls Enkel perfekt, dachte der Kommissar.
    Vor dem Spiegel kämmte er sich sein Haar. Will war plötzlich eitel geworden und überlegte, ob er die Haare teilen und dann nach links und rechts legen sollte oder ob er sie wie früher nach hinten kämmte und seine beginnende Glatze damit kaschierte.
    Er probierte hin und her und entschied sich dann für die erste Möglichkeit. Die andere würde Karin noch früh genug sehen.
    Will Mallmann hatte sich sogar zum zweitenmal rasiert. Er betupfte sein Gesicht noch mit einem Duftwässerchen, drehte sich einmal vor dem Spiegel, zog dabei den Bauch ein und nahm sich vor, weniger zu essen. Aber die Verpflegung war hier leider so gut, daß er einfach nicht widerstehen konnte. Will verließ sein Zimmer und schritt nach unten. Die Treppe glänzte frisch gebohnert. Ein dunkelroter Teppich bedeckte sie in der Mitte und ließ nur die Seiten der Stufen frei.
    Überhaupt war die Pension sehr sauber. Aus der Küche wehten dem guten Will Essensdünste um die Nase, und er verspürte plötzlich einen Bärenhunger. Karin Becker war noch nicht da, als er die Gaststube betrat. »Guten Abend!« grüßte er mit sonorer Stimme die wenigen Gäste und nahm an seinem und Karins Stammtisch Platz. Sein Gruß wurde freundlich erwidert. Die Bedienung, ein achtzehnjähriges, rothaariges Mädchen mit Namen Anna, fragte nach seinen Wünschen. Will bestellte ein Bier.
    Kleine Gläser gab es nicht, der Kommissar erhielt einen halben Liter. Anna stellte den Krug vor ihm auf den Tisch. »Bitte schön, der Herr.«
    »Danke.«
    Will Mallmann hob den Krug an die Lippen und trank in langen, durstigen Zügen. Das bayerische Bier schmeckte ihm gut, und nach der Tageswanderung hatte er sich einen anständigen Schluck verdient, fand Will.
    Er und Karin Becker hatten ihren Platz direkt am Fenster. Durch die sauberen Scheiben konnte Will auf den kleinen Parkplatz vor dem Haus schauen. Dort stand die Eiche.
    Sie war Jahrhunderte alt und hatte Wind und Wetter getrotzt. Knorrig breiteten sich armdicke Äste aus und griffen dann dem Himmel entgegen. Der Baum war noch voll belaubt und bildete ein schützendes Dach, unter dem einige helle Tische und Stühle standen, denn im Sommer wurde auch draußen serviert.
    Will Mallmann hatte seinen Manta links neben der Eiche auf einem kleinen Parkplatz abgestellt. Dort standen auch die Autos der anderen Gäste.
    Der Wirt trat an Wills Tisch. Er brachte zwei Obstler mit und schob dem Kommissar ein Gläschen rüber. »Zum Wohl, Herr Mallmann!« Will ließ sich nicht lange bitten.
    Sie tranken den Obstler. Wie Feuer rann er durch die Kehle und in den Magen hinein. Will verzog das Gesicht.
    Der Wirt lachte. Er war dünn wie ein Besenstiel, aber ungeheuer zäh. Und er setzte sich gegen seine gewichtige Frau durch, die mehr als doppelt soviel wog wie er. »Wo bleibt Ihre Bekannte?« fragte der Wirt und drehte seinen Oberlippenbart.
    Will schaute auf die Uhr. »Sie müßte gleich kommen. Wir haben uns zum Abendessen verabredet.« Der Wirt lächelte. »Ich weiß. In der Küche ist schon alles bereit.«
    »Das nenne ich Service.«
    »Dafür sind wir bekannt.«
    Der Wirt hieß Mayr, und er beschäftigte ausschließlich Fachkräfte in seinem Haus. Was auf den Tisch gebracht wurde, schmeckte. Prächtige Hausmannskost, davon konnte man wirklich satt werden.
    »Fräulein Becker erzählte, daß Sie hinterher noch spazieren gehen wollen«, sagte Mayr. Will nickte.
    »Haben Sie schon ein Ziel?«
    »Ja, ich habe von diesem Felsen gehört, der zwar dunkel ist und trotzdem glänzen soll. Da wollen wir mal hin, Herr Mayr.«
    Das Gesicht des Wirts versteinerte. Der Mann senkte den Kopf, schaute auf die weißblau gemusterte Tischdecke und drehte sein Schnapsglas zwischen Zeige- und Mittelfinger. Will Mallmann

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