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0071 - Knochensaat

0071 - Knochensaat

Titel: 0071 - Knochensaat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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bemerkte wohl die Veränderung des Mannes. »Haben Sie was?« fragte er.
    Mayr hob den Kopf. »Hat man Ihnen denn nicht gesagt, was es mit dem Stein auf sich hat?«
    »Ich hörte etwas. Die Leute erzählen von einer seltsamen Gegend.«
    Sepp Mayr lachte. »Seltsam ist nicht der richtige Ausdruck, Herr Mallmann. Die Gegend ist verflucht. Ja, verflucht. Glauben Sie mir!«
    Will lächelte und trank einen Schluck. Er hatte zwar schon mit Geistern und Dämonen zu tun gehabt, hatte gegen sie gekämpft, aber im Urlaub sollte man ihm mit den Geschichten vom Halse bleiben. Da wollte er seine Ruhe haben. Will kannte sich in den deutschen Landen aus. Da hatte jedes Dorf seine eigene Spukgeschichte. Irgend etwas gab es in jedem Ort. Ein altes Haus oder einen Stollen – warum sollte es hier nicht ein Stein sein? Das war ganz natürlich.
    »Na, ich weiß nicht so recht, Herr Mayr. So ernst kann man die Geschichten doch nicht nehmen.«
    »Haben Sie eine Ahnung«, antwortete der Wirt. Es klang so, als wüßte er viel mehr. »Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf. Gehen Sie überall hin, nur nicht zu diesem Felsen.«
    »Was ist denn so Schlimmes dabei?« wollte der Kommissar wissen.
    Der Wirt kam nicht mehr dazu, eine Antwort zu geben, denn Karin Becker betrat den Gastraum. Pünktlich auf die Minute. Als hätte die Schulglocke gerade geläutet. Herr Mayr stand auf. »Dann will ich nicht länger stören«, sagte er. »Guten Appetit noch.«
    »Danke.« Will erhob sich ebenfalls und rückte der Lehrerin einen Stuhl zurecht.
    »Danke sehr.« Karin lächelte und nahm Platz. Wills Herz klopfte plötzlich schneller. Er fühlte sich wie ein Primaner vor dem ersten Rendezvous. Und wieder einmal stellte der gute Kommissar fest, daß die Bekanntschaft mit Karin Becker mehr war als nur ein Urlaubsflirt. Nein, das ging tiefer.
    Will hatte auf seinem Zimmer schon darüber nachgedacht. Er, der Junggeselle, war es plötzlich leid, allein zu leben. Er wollte heiraten. Und zwar Karin Becker. Er konnte sich vorstellen, daß ein Leben an ihrer Seite Spaß machen würde. Aber dachte sie ebenso?
    Will Mallmann entschloß sich, noch während des Urlaubs Karin diese Frage zu stellen. Jetzt aber wollten sie essen.
    Es wurde serviert. Anna schleppte ein großes Holztablett heran. Es gab eine Leberknödelsuppe und anschließend echt bayerischen Wurstsalat, den Will so gern aß. Die frischen Bratkartoffeln dampften noch in der Pfanne, und schon allein ihr Geruch ließ bei dem Kommissar das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    Karin lächelte ihn an. »Guten Appetit wünsche ich Ihnen, Will.«
    »Danke sehr, gleichfalls!« Es schmeckte beiden ausgezeichnet. Zwischendurch mußte Will Mallmann die Lehrerin immer wieder anschauen. Karin trug ebenfalls Wanderkleidung. Sie hatte die Haare hinten im Nacken zusammengebunden. Einen großen Teil des Kopfes bedeckte ein gehäkeltes Stoffkäppi, wie es jetzt modern war.
    Sie hatte sich dezent geschminkt, und Will fand, daß es ihr wirklich ausgezeichnet stand.
    Die beiden aßen, bis sie satt waren.
    Aufatmend lehnte sich Karin Becker zurück und klopfte auf ihren Bauch. »Puh«, stöhnte sie, »das war wirklich zuviel des Guten. Ich komme mir vor wie eine Kalorienbombe.«
    »Fragen Sie mich mal.« Will lächelte.
    Karin Becker holte aus ihrer braunen Umhängetasche eine Schachtel Zigaretten hervor. Nach jedem Essen rauchte sie eine Verdauungszigarette.
    Will Mallmann war Nichtraucher. Trotzdem trug er ein Feuerzeug immer bei sich.
    Er ließ es aufschnappen.
    »Danke.« Karin blies den Rauch gegen die Decke. »Bleibt es bei unserem Gang?«
    »Natürlich.«
    Sie lächelte und schaute nach draußen. »Ich gehe gern in der Dämmerung.«
    »Wieder etwas, das wir gemeinsam haben.«
    Karin wurde plötzlich rot und senkte dann den Blick. Sie stäubte die Asche ab.
    Für wenige Augenblicke schwiegen die beiden Menschen.
    Die Gaststätte füllte sich langsam. Pensionsgäste kehrten zurück, auch mit Kindern. Sie ließen sich nieder zum Abendessen, und plötzlich war der gemütlich eingerichtete Gastraum mit Stimmengewirr erfüllt.
    Karin Becker rauchte langsam zu Ende und drückte dann die Zigarette aus.
    »Gehen wir?« fragte Will.
    Karin nickte und stand auf.
    Als sie den Stuhl zurückschob, fragte sie: »Haben Sie schon ein Ziel, Will?«
    Der Kommissar nickte. »Ja, ich wollte mir eigentlich mal den Felsen ansehen.«
    »Welchen Felsen?« Karin runzelte die Stirn.
    »Lassen Sie sich überraschen«, erwiderte Will und reichte ihr seinen

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