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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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genug, um seine Gemütsbewegungen richtig deuten zu können.
    Mit fast erstickter Stimme sagte sie:
    »Chef, das ist kein einfaches Standbild, das ist Bill selbst, ja?«
    Zamorra nickte langsam. Er war im Augenblick nicht fähig, etwas zu sagen.
    »Oh Gott!« stieß das Mädchen hervor. Ein Weinkrampf überkam sie, schüttelte sie wie hohes Fieber.
    Auch sie war mit Bill Fleming eng befreundet gewesen. Sein Verlust traf sie kaum weniger hart als den Professor.
    Zamorra hatte seine Fassung jetzt wiedergefunden. Er nahm Nicoles Hand.
    »Wein’ dich ruhig aus, Liebling«, sagte er mit leiser Stimme. Und laut und fest fügte er anschließend hinzu: »Bei allem, an das ich glaube – ich schwöre, daß diese Tat gerächt werden wird!«
    ***
    Die Ansiedlung der Einheimischen war jetzt sehr nah. Eine Schafherde, die auf einer hügeligen Weide graste, war der erste Vorbote, den sie zu Gesicht bekamen.
    Eine Herde weidender Schafe. Ein Bild, das so althergebracht, so alltäglich war, daß man normalerweise niemals auf den Gedanken gekommen wäre, an etwas anderes als an eine ländliche Idylle zu denken. Und doch trog der Schein. Diese Insel war nicht alltäglich.
    Die steinerne Gestalt Bill Flemings, die mörderischen Felsen, die den Kutter aus Ierapetra zermalmt hatten, das Dorf, in dem man von den unheiligen Geschehnissen wissen mußte – all dies verkörperte die wahre Realität.
    Professor Zamorra, Nicole Duval und Alexis Emwalomas schritten weiter. Sie waren erschöpft, aber von kalter Entschlossenheit erfüllt.
    Nicht eine einzige Sekunde erweckten sie den Anschein, als würden sie sich dem Dorf heimlich nähern. Ganz offen, sichtbar für jedermann, der Augen im Kopf hatte, bewegten sie sich vorwärts. Wenn ihnen jemand nach dem Leben trachten wollte, sollte er. Sie waren darauf vorbereitet. Und sie würden sich ihrer Haut wehren.
    Der Schafhirt, ein junger Bursche, dem Jünglingsalter noch nicht entwachsen, sah sie. Sie erkannten, wie er stutzte und angestrengt zu ihnen herüberblickte. Offenbar war er sich noch nicht schlüssig, ob ihm seine Augen nicht vielleicht einen Streich spielten.
    Dann sah der Bursche wohl klar. Er rannte plötzlich los, die Wiese hinunter, und verschwand hinter einem Hügel. Ein Meldereiter, der sich auf Schusters Rappen geschwungen hatte, um vom Nahen der feindlichen Armee zu künden.
    Sie erreichten die Weide. Der Hund des Schäferjungen, ein schwarzer Bastard, der zurückgeblieben war, betrachtete sie mit klugen Augen, gab jedoch keinerlei Zeichen von Feindseligkeit von sich. Neben den Schafen war er vielleicht das einzige lebende Wesen auf Tilos, von dem sie nichts zu befürchten hatten.
    Als sie den Hügel umrundet hatten, lag das Dorf vor ihnen. Still und friedlich sah es aus, aber auch hier waren sie völlig sicher, daß der Schein trog.
    Kein Zweifel, daß man sie erwartete. Und ganz bestimmt nicht mit friedfertigen Gefühlen.
    Weiter gingen sie, den Häusern entgegen. Dann waren sie mitten in der Ansiedlung, standen vor dem schäbigen Gasthaus, aus dem sie eine halbe Ewigkeit zuvor unter nicht sehr würdevollen Umständen ausgezogen waren.
    Auch jetzt hatten sie, von der äußeren Erscheinung her, nicht viel Würdevolles zu bieten. Abgekämpft von dem strapaziösen Fußmarsch und der Auseinandersetzung mit der unnatürlichen Gewalt des Meeres, mit völlig zerknitterter, formlos gewordener Kleidung machten sie eher den Eindruck von Landstreichern. Aber diese reinen Äußerlichkeiten kümmerten sie nicht. Was zählte, war die innere Einstellung. Und diese hatte nichts Würdeloses an sich.
    Wie gehabt ließ sich kein Mensch sehen. Die Bewohner dieses Dorfes schienen das Licht der Sonne zu scheuen. Und dazu hatten sie wohl auch allen Grund.
    Zamorra wollte gerade die Tür zur Gaststube aufreißen, als ihn Nicole zurückhielt.
    »Chef, da drüben!«
    Der Professor folgte ihrem Blick. Er erkannte sofort, was sie meinte.
    Zwischen den beiden genau gegenüberliegenden Häusern war eine Gestalt zu sehen.
    Eine Gestalt wie Bill Fleming. Ein Mensch, der zu Stein geworden war.
    Ein weiteres Opfer der furchtbaren Medusa.
    Zamorra war sich völlig sicher, daß die starre Gestalt bei ihrem ersten Auftreten im Dorf noch nicht dagewesen war. Wo kam sie jetzt plötzlich her?
    Hatte die Medusa während ihrer Abwesenheit ihren tödlichen Blick auf diesen armen Mann gerichtet? Oder hatten die Einheimischen den versteinerten Menschen bewußt dort hingestellt, um ihnen damit irgendetwas zu

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