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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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demonstrieren?
    Diese Fragen waren ohne nähere Kenntnis der Dinge nicht zu beantworten. Der Professor hielt sich deshalb auch nicht länger mit Spekulationen auf. Er wandte sich wieder der Tür zu, öffnete sie und betrat die Gaststube. Nicole und der Grieche folgten ihm auf dem Fuße.
    Der asketische Wirt – Polizist, Bürgermeister – erwartete sie. Leicht gegen den Tresen gelehnt, blickte er ihnen entgegen. Die Miene, die er aufgesetzt hatte, war undefinierbar.
    Er war nicht allein im Raum. An mehreren Tischen saßen andere Dorfbewohner. Zweifellos waren einige von denen dabei, die sich an dem Handgemenge mit den Fischern aus Ierapetra beteiligt hatten.
    Sie alle starrten die Ankömmlinge schweigend und mit ausdruckslosen Gesichtern an.
    Am liebsten hätte sich Zamorra auf die ganze Bande gestürzt, um Rache für Bill zu nehmen. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Aber er war ein Mann, der sich eisern beherrschen konnte. Er ließ sich nicht zu Kurzschlußhandlungen hinreißen, die nichts einbringen würden.
    Er trat auf den Asketischen zu, stellte sich neben ihn an den Tresen, um den Rücken frei zu bekommen. Auf diese Weise konnte er den ganzen Raum unter Beobachtung halten.
    »Ich möchte mit Ihnen reden«, sagte er zu dem Mann, der keine Anstalten gemacht hatte, ihn daran zu hindern, sich neben ihn zu stellen.
    »Reden Sie«, sagte der Asketische.
    »Allein! Ich habe es nicht so gerne, Zwiegespräche vor Publikum zu halten.«
    »Warum nicht?« Der Mann hob seine Stimme kaum merklich.
    »Wir hier auf Tilos haben keine Geheimnisse voreinander.«
    »Bon«, sagte der Professor, dem es letzten Endes gleichgültig war, ob alle zuhörten oder nicht. »Wundert es Sie nicht, daß wir Ihr Dorf auf dem Landweg betreten haben? Und wundert es Sie auch nicht, daß wir nur zu dritt sind? Wollen Sie nicht wissen, was mit den anderen vier Personen passiert ist?«
    »Nein!«
    »Sie wollen es nicht wissen?«
    »Wir hier auf Tilos kümmern uns nicht um Dinge, die uns nicht berühren.«
    Die kalte, desinteressierte Art des Kerls brachte das Blut des Professors zum Sieden. Dinge, die uns nicht berühren! Der Tod von vier Menschen berührte ihn also nicht.
    Zamorra zwang seinen Zorn nieder.
    Noch war der Zeitpunkt nicht gekommen, mit diesen Kerlen so zu verfahren, wie sie es verdienten. Der Gedanke, daß der Asketische wirklich nicht wußte, was sich ereignet hatte, kam ihm gar nicht. Er durfte getrost davon ausgehen, daß alle hier im Raum ganz genau Bescheid wußten. Sie hatten gesehen, wohin der Kutter gesegelt war. Sie kannten ihre Insel, konnten sich also lebhaft vorstellen, daß die tückische Falle zugeschnappt war. Und ganz sicherlich nicht zum ersten Mal.
    Um auch nicht den leisesten Zweifel aufkommen zu lassen, berichtete er ganz kurz, welches Verhängnis über das Boot der Männer aus Ierapetra hereingebrochen war.
    »Wollen Sie immer noch sagen, daß es Sie nicht kümmert?« fragte er zum Abschluß.
    Der Einheimische zog ganz leicht die Mundwinkel nach oben.
    »Diese Schauergeschichte soll Ihnen jemand glauben?«
    »S i e wissen, daß es keineswegs eine Schauergeschichte ist!«
    »Was wir wissen und was ein Außenstehender weiß, ist ein erheblicher Unterschied. Wer sollte ihnen glauben? Die Regierung? Die Polizei? Die Öffentlichkeit? Ich kann Ihnen nur einen Rat geben: Vergessen Sie, was Sie gesehen haben. Es ist besser für Sie. In jeder Beziehung!«
    Den letzten Satz sagte er mit eigentümlicher Betonung. Was wollte er damit andeuten?
    Der Professor fragte ihn, bekam aber keine direkte Antwort.
    »Kehren Sie nach Kreta zurück«, sagte der Mann. »Kehren Sie in Ihr eigenes Land zurück und denken Sie nicht mehr daran.«
    »Es ist nicht möglich, den Tod von vier Menschen einfach zu vergessen und so zu tun, als sei niemals etwas gewesen«, erwiderte Zamorra. »Und es gibt andere Dinge, die man nicht vergessen kann. Dies hier zum Beispiel!«
    Er griff in die Innentasche seines verknautschten Anzugs und holte seine Brieftasche hervor. Das Leder war noch klamm und hatte sich gewellt. Er entnahm der Brieftasche eine Fotografie Bill Flemings, die er immer bei sich trug, und hielt sie dem Einheimischen vor die Nase.
    »Kennen Sie diesen Mann?«
    Scheinbar gelangweilt betrachtete der Mann das Bild.
    Achselzuckend sagte er: »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »So? Vielleicht kann ich Ihnen ein bißchen auf die Sprünge helfen. Dieser Mann ist vor einer Reihe von Tagen nach Tilos gekommen. Hierhin! Heute morgen, als wir Ihr Haus

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