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0071 - Panik in der Geisterhöhle

0071 - Panik in der Geisterhöhle

Titel: 0071 - Panik in der Geisterhöhle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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Pistole, die er vorsorglich bereits leicht angehoben hatte, wieder sinken. Vielleicht war es angebracht, zuerst auf der weichen Welle zu reiten.
    Er rief nach oben: »Wir möchten mit dir sprechen.«
    »So kommt zu mir!«
    Diese Aufforderung behagte dem Professor gar nicht. Die Sphinx war ihm unheimlich. Woher hatte sie von seiner Absicht gewußt, sie aufzusuchen? Ihre magischen Künste schienen beachtlich zu sein.
    Und dann dieser Turm. Er war verdammt hoch. Wenn die Sphinx dort irgendwo eine Falle aufgebaut hatte, die sie abstürzen ließ, würde sie auch sein Amulett nicht schützen können.
    Dennoch – es mußte wohl sein. Um Bill Flemings willen.
    Eine schmale Wendeltreppe führte nach oben. Zamorra und Nicole stiegen die Stufen hoch.
    Das ebenmäßige Mädchengesicht der Sphinx lächelte ihnen entgegen.
    »Ihr wünscht?«
    »Wenn du alles weißt, dann weißt du auch, daß ich eine Frage an dich habe.«
    Das Lächeln des Geschöpfes verstärkte sich.
    »Du begehrst zu wissen, wie der Bann der Medusa zu brechen ist«, sagte sie.
    Der Professor nickte. »Und weißt du es?«
    »Ich weiß es!«
    »Dann sag es mir!«
    »Ich werde es dir sagen. Zuerst jedoch mußt ein Rätsel du mir lö- sen.«
    Natürlich, fuhr es Zamorra durch den Kopf, ein Rätsel! In mythischer Vorzeit war die Sphinx dafür bekannt gewesen, daß sie den Menschen ein Rätsel aufgab. Und derjenige, der es nicht lösen konnte, wurde von ihr in einen Abgrund gestürzt. Deshalb also ihr Sitz hier auf der Spitze dieses Turms.
    »Und wenn ich dein Rätsel löse, dann wirst du mir meine Frage beantworten?« versicherte er sich noch einmal.
    Sie bejahte. »Bei Zeus, der uns diese Gefilde geschenkt hat, schwö- re ich, daß ich deine Frage beantworten werde.«
    Dann entschied er sich. »Ich bin bereit. Nenne mir dein Rätsel!«
    Triumph blitzte in ihren Augen auf.
    Sie schien sich ihrer Sache sehr sicher zu sein.
    »So höre«, sagte sie. »Welch Ding ist dies? Es hat zwei Füße, drei Füße und vier Füße und ändert seine Gestalt doch nicht?«
    Zamorra konnte es nicht fassen. Es war immer noch dasselbe Rätsel, das sie schon damals gestellt hatte. Die Dämonendame schien nicht ganz auf dem laufenden zu sein, schien nicht zu wissen, daß es mittlerweile Bücher, Radio und Fernsehen gab und daß das Wissen eines Menschen bald das Wissen aller Menschen war. Ihm sollte es recht sein.
    Er sagte: »Das Ding, das du meinst, ist der Mensch. Als Kind kriecht er auf allen vieren, während seiner Blüte geht er auf zwei Beinen und als Greis stützt er sich zusätzlich auf einen Stock.«
    Bebender Zorn ließ die Sphinx erzittern. Wohl nie hatte sie damit gerechnet, daß er die Lösung finden würde.
    »So beantworte mir nun meine Frage«, forderte Zamorra sie auf.
    »Wie ist der Bann der Medusa zu brechen?«
    Sie funkelte ihn an, tückisch und böse jetzt.
    »Nie werde ich es dir sagen«, kreischte sie in wilder Wut. Sie konnte es wohl nicht verwinden, eine Niederlage erlitten zu haben.
    »Hebt euch hinfort! Hinfort mit euch!«
    Auch den Professor packte jetzt die Wut. So viel war also das Wort eines dieser unseligen Geschöpfe aus der anderen Welt wert.
    »Du hast es geschworen!« brüllte er sie an. »Geschworen bei Zeus, deinem Meister!«
    Die irrsinnige Wut, die in ihr tobte, machte sie maßlos.
    »Zeus, Zeus!« wütete sie. »Zeus kann mich…«
    Weiter kam sie nicht.
    Ganz plötzlich erfüllte ein dumpfes Grollen die Luft. Die Wolken des magischen Himmels verdunkelten sich, und ein starker Wind kam auf.
    Der Professor ahnte, was geschah. Zeus, das Oberhaupt dieser ganzen Dämonensippe hier, hatte mitbekommen, wie sich die Sphinx an seinem Namen verging. Und nun kam seine Rache.
    Man wußte von diesem Fürsten aus dem Zwischenreich, daß er zu Überreaktionen neigte. Und so schien es jetzt auch hier zu sein. Er führte seinen Streich nicht gegen die Sphinx allein, sondern gegen diese ganze magische Welt auf Tilos.
    Und wie er den Streich führte!
    Sintflutartiger Regen prasselte aus den dräuenden Wolken. Blitze zuckten, und die Erde bebte.
    Zamorra, der aus dieser Höhe einen guten Überblick über den Kessel hatte, sah wie die Gebäude in seinem Blickfeld anfingen einzustürzen, sah wie die Sintflut Bäume und Blumen verzehrte, sah wie die sanft geschwungenen Hänge abbröckelten.
    Und er erkannte, wie die Sphinx von züngelnden Flammen erfaßt wurde, kleiner und kleiner wurde und schließlich ganz verschwand.
    »Chef!« gellte ihm Nicoles Stimme ins Ohr.

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