0072 - Das Höllentor
Vorläufig beschränkte er sich darauf, sie zu beschatten.
Als sie zum Hotel fuhren, atmete er erleichtert auf, doch als sie anschließend sofort das Feriendorf besuchten, griff er zu einem drastischen Mittel. Er versetzte sich in Trance und ließ eine Kopie der Leiche des Privatdetektivs erscheinen.
Das war schon sein zweiter Fehler, denn er schreckte die drei Freunde keineswegs ab, wie er beabsichtigte, sondern reizte sie erst recht zu Nachforschungen.
Mit Entsetzen beobachtete Pollock, wie John Sinclair die Kopie der Leiche verschwinden ließ. Ihm dämmerte, daß Serapho in London keinen Fehler gemacht hatte, sondern daß dieser Sinclair über die Mittel verfügte, sich gegen dämonische Kräfte zur Wehr zu setzen. Wahrscheinlich verfügten seine beiden Begleiter über ähnliche Fähigkeiten.
Solche Leute konnte er auf Island nicht dulden, nicht jetzt, da er vor dem großen Erfolg stand.
Angel Pollock beschloß, daß schnellstens etwas geschehen mußte. Die drei Fremden sollten sterben – noch in dieser Nacht.
***
Während der Rückfahrt ins Hotel konnten wir nicht offen miteinander sprechen, sonst hätten es unsere Begleiter mitbekommen. Also beschränkten wir uns auf allgemeine Themen. So erkundigte ich mich zum Beispiel nach dem Wetter in der letzten Nacht.
»Es hat leicht geschneit, Mr. Sinclair«, antwortete der Fahrer. »Wir haben einen ungewöhnlich milden Winter.«
»Catfields Pelzmantel war jetzt über und über mit Schnee bedeckt«, warf Jane ein. »Als ob er durch einen Schneesturm gegangen wäre.«
»Wie haben Sie Catfield heute morgen aufgefunden?« erkundigte sich Suko. »Er saß doch so wie eben am Telefon. War sein Pelz auch schneebedeckt?«
Unserem Begleiter waren diese Fragen sichtlich unangenehm. Er beantwortete sie nur zögernd. »Der Schnee war längst geschmolzen, Mr. Suko. Doch Catfield war ganz bestimmt kurz vor seinem Tod in einen Schneesturm geraten. Ich weiß aber mit Sicherheit, daß es auf der ganzen Insel keinen Sturm gegeben hat.«
Daß er überhaupt antwortete, war schon ein gutes Zeichen. Es bedeutete, daß ihn meine Demonstration mit der Gemme beeindruckt hatte.
»Wie kommen wir zum Höllentor?« fragte ich, ohne weiter auf das Schneeproblem einzugehen.
Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Von uns war noch niemand dort. Ab und zu verirrt sich mal ein Wissenschaftler in diese Gegend, aber auch diese Leute erzählen hinterher nichts. Sie haben es sehr eilig, die Insel zu verlassen. Ich würde Ihnen raten, fahren Sie nicht hin. Wenn Sie es trotzdem tun, brauchen Sie einen Geländewagen.«
Vor dem Hotel bedankten wir uns und bestellten an der Rezeption für den nächsten Morgen einen Geländewagen.
»Hast du die Liste?« fragte ich Suko.
Er nickte grinsend. »Hat mich zwei Pfund gekostet«, erwiderte er und hielt mir die offene Hand entgegen.
»Ich lade dich dafür zu einem Drink in der Bar ein«, schlug ich vor und legte meinen Arm um Janes Schultern. »Dich natürlich auch.«
Zu meiner Überraschung schüttelte sie den Kopf. »Ich gehe schon nach oben. Du weißt doch, ich hatte in London einen harten Auftrag. Letzte Nacht habe ich keine Minute geschlafen. Mir reicht es jetzt.«
»Schade!« Ich drückte ihr einen Kuß auf die Stirn und stellte zufrieden fest, daß ihr alle Blicke folgten, als sie zum Aufzug ging und in der Kabine verschwand.
Suko war dafür um so munterer. »Läßt du mich hier verdursten?« rief er und steuerte die Bar an. »Oder willst du dich um die zwei Pfund drücken?«
»Genaugenommen bist du ein Zeuge in einem Mordfall«, erklärte ich Suko, während wir die Bar betraten. »Und Zeugen darf ich nicht bestechen, um von ihnen Informationen zu erhalten.«
Er sah mich verblüfft an. »Von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet«, murmelte er. »Soll ich dich vielleicht einladen?«
»Das könnte auch als Bestechung ausgelegt werden.« Ich winkte den Barkeeper zu uns. »Dann lade schon lieber ich dich ein.« Ich verlangte zwei Whisky. Suko holte die Liste aus der Tasche.
»Es sind außer Catfield noch zwölf Gäste eingetragen. Hobbyfischer aus Großbritannien.«
Ich nahm ihm die Liste aus der Hand. »Hobbyfischer aus Großbritannien?« fragte ich verblüfft. »Was soll denn das sein? Wer kommt um diese Jahreszeit zum Fischen nach Island? Noch dazu aus Großbritannien? Wenn er in einem zugefrorenen Meer herumstochern will, hat er das Wasser doch vor seiner Nase.«
Der Barkeeper stellte die Gläser vor uns hin und beugte sich
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