0072 - Das Höllentor
Geräuschen.
Ihre Astrapistole steckte in ihrer Handtasche, und die war ihr beim ersten Angriff entfallen.
Instinktiv bückte sie sich. Dicht über ihrem Kopf sauste die Faust eines Angreifers vorbei, daß sie noch den Luftzug fühlte.
Im nächsten Moment rammte sie dem Mann die Fäuste in die Seite, daß er mit einem erstickten Aufschrei gegen den Tisch fiel und ihn mit lautem Poltern umriß.
»Genug!« sagte eine eiskalte Stimme.
Jane zuckte bei ihrem Klang zusammen. Diese Stimme war gefühllos und scharf wie ein Rasiermesser. Von diesem Mann drohte ihr mehr Gefahr als von allen anderen Angreifern, obwohl es vier oder fünf sein mußten.
Gleich darauf entstand in einer Zimmerecke ein bläuliches Leuchten. In seinem Schein erkannte Jane vier Männer, von denen sich zwei soeben vom Boden aufrafften. Sie machten einen angeschlagenen Eindruck. Die beiden anderen wollten sich auf sie stürzen, doch der fünfte Mann in der Ecke holte sie mit einem gebieterischen Wink zurück.
Das Leuchten ging von keiner Lampe aus. Der Mann mußte über dämonische Kräfte verfügen.
Verzweifelt sah sich Jane nach ihrer Handtasche um, konnte sie jedoch nirgends entdecken. Vielleicht war sie bei dem Kampf unter das Bett gerutscht.
»John!« schrie Jane Collins.
Sie wollte zur Tür laufen und auf den Korridor hinaus fliehen, ehe der Unbekannte seine Kräfte gegen sie einsetzte, aber es war schon zu spät.
So sehr sich Jane auch bemühte, sie kam nicht von der Stelle. Wie in einem Alptraum rannte sie um ihr Leben, ohne sich auch nur um eine Handbreit fortzubewegen.
Noch einmal wollte sie schreien. Ihre Stimme verwehte im Nichts. Sie hörte sich nicht einmal selbst, obwohl sie aus Leibeskräften um Hilfe rief.
Endlich erlahmten ihre Bewegungen. Sie wurde langsamer und langsamer, als wäre sie in einem riesigen Spinnenetz gefangen, das ihre Arme und Beine festhielt und enger zusammenschnürte.
Die Spinne war jener Mann in der Zimmerecke, der sie aus unnatürlich geweiteten Augen anstarrte. Tief in seinen Pupillen glommen Funken, die Jane frieren ließen.
Als er auf sie zutrat, erschlaffte sie vollständig. Willenlos ließ sie sich von zwei Männern an den Armen nehmen und aus dem Zimmer führen.
Ihr Mantel, den sie über dem Arm getragen hatte, lag noch auf dem Boden. Der Anführer der Gruppe schaltete das Licht ein. Einer seiner Leute hob den Mantel auf und legte ihn Jane um die Schultern.
Niemand bemerkte die Gruppe, als sie über die Hintertreppe entkam. Sie schoben die Privatdetektivin in ein bereitstehendes Auto und entfernten sich, ohne daß einer der Hotelangestellten auf die Entführung aufmerksam wurde. Passanten waren um diese Zeit ohnedies nicht mehr auf den Straßen unterwegs.
Jane Collins saß stocksteif zwischen ihren Kidnappern. Sie befand sich in einer schrecklichen Lage. Einerseits konnte sie alles sehen und hören, andererseits war sie wie gelähmt.
Die Männer sprachen mit ihr kein Wort. Trotzdem wußte sie, wem sie in die Falle gegangen war.
Charly Catfields Mördern.
***
»Zehn Uhr vorbei.« Ich gähnte hinter der vorgehaltenen Hand und sah mich in der Bar um. Suko und ich waren die letzten Gäste. Der Barkeeper putzte noch immer Gläser, jetzt allerdings schon wesentlich langsamer und müder. Hier ging man offensichtlich früh schlafen.
»Morgen sehen wir uns die Hobbyfischer an«, schlug Suko vor. »Heute können wir ohnedies nichts mehr unternehmen.«
Dabei warf er dem Barkeeper einen forschenden Blick zu. Der junge Mann wich ihm aus. Seit er uns die Tips gegeben hatte, war er nicht mehr in unsere Nähe gekommen.
Ich bezahlte, und wir verließen die Bar.
Am Aufzug hing ein Schild, daß er bereits außer Betrieb wäre, damit er nicht die Nachtruhe störte. Es machte uns nichts aus, zwei Treppen zu steigen.
Unsere Zimmer lagen in einer Reihe, Jane hatte das mittlere.
»Bis morgen«, sagte Suko und verschwand in seinem Zimmer.
Ich wollte ebenfalls schlafen gehen, als ich unter Janes Tür einen Lichtstreifen sah. Ob sie noch wach war? Es hätte sie sicher interessiert, was wir über die Bewohner der Feriensiedlung erfahren hatten, auch wenn die Namen auf der Gästeliste vermutlich falsch waren.
Ich klopfte und rief leise ihren Namen. Sie antwortete nicht, doch unter dem Druck meiner Hand schwang die Tür einen Spaltbreit auf.
Ich öffnete sie weiter. »Jane?« rief ich und tastete nach meiner Beretta. Jane Collins war eigentlich immer sehr vorsichtig. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß sie
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