0072 - Das Höllentor
vertraulich vor. »Über diese Fischer spricht die ganze Insel, Gentlemen«, sagte er gedämpft. »Alle wissen, daß sie bestimmt nicht zum Fischen gekommen sind, auch wenn sie schon einmal ein Boot gemietet haben.«
»Nur einmal?« erkundigte ich mich. »Wie lange sind sie schon hier?«
»Einen vollen Monat«, vertraute uns der Barkeeper an, ein junger Mann mit Augen, die förmlich mein Jackett durchdrangen und meine Brieftasche abtasteten.
Seufzend holte ich eine Pfundnote hervor und schob sie über die Bar. »Was wissen Sie noch über diese Leute?« fügte ich hinzu und legte einen zweiten Schein hinzu, als er die Schultern zuckte.
Der junge Mann ließ die Scheine mit der Geschwindigkeit eines Taschenspielers verschwinden. »Sie haben Geländewagen, mit denen sie immer nach Norden fahren. Mit dem Boot haben sie auch versucht, die Nordküste zu erreichen, aber das ist gescheitert. War wohl zuviel Eis.«
»Und wohin fahren diese sogenannten Fischer?« Ich schüttelte hastig den Kopf, als er noch einmal auf meine Brieftasche starrte. »Ich denke, das genügt.«
Er zuckte die Schultern. »Wie Sie meinen«, sagte er und begann Gläser zu putzen.
Seufzend schob ich die dritte Pfundnote über die Bar und erhielt dafür die Antwort, mit der ich gerechnet hatte.
»Sie fahren zum Höllentor«, flüsterte der Barkeeper und blickte sich dabei scheu um. »Das behauptet zumindest der Autoverleiher, und er hat einmal ein Gespräch der Männer belauscht. Aber verraten Sie mich nicht! Ich habe nichts gesehen und nichts gehört! Ich will mit der ganzen Sache nichts zu tun haben!«
»Und warum nicht?« fragte ich gespannt. »Was steckt denn Ihrer Meinung nach dahinter?«
Ich bekam keine Antwort mehr. Als ich die Brieftasche zückte, schüttelte der Barkeeper sogar den Kopf und putzte hektisch seine Gläser.
***
Jane Collins war ehrlich müde, sonst hätte sie nicht einen Drink mit John und Suko abgelehnt, doch die vergangenen Tage hatten es in sich gehabt.
Sie war einem Großbetrüger auf der Spur gewesen, der aus England verschwinden wollte. Ohne Beweise konnte sie ihn nicht festhalten. Also hatte sie in pausenloser Arbeit die Beweise beschaffen und den Mann gleichzeitig beschatten müssen, damit er ihr nicht im letzten Moment durch die Lappen ging.
Es war ihr keine Sekunde zu früh gelungen, den Verbrecher zur Strecke zu bringen. Auf ihre Veranlassung hin war er auf dem Flughafen in London verhaftet worden.
Danach war sie in ihre Wohnung gefahren und hatte John angerufen, um ihm von dem glücklichen Abschluß ihres Falles zu erzählen. Die Bombenexplosion war dazwischengekommen. Undnun war sie auf Island und dachte im Moment nur mehr an eines: Schlafen!
Sie sehnte sich nach ihrem Bett. Um den aktuellen Fall kümmerten sich John und Suko. Sie selbst konnte morgen früh wieder kräftig mitmischen.
Sie strich sich müde über die Augen, als sie die Zimmertür aufschloß und den dunklen Raum betrat. Ihre Hand glitt an den Lichtschalter.
Es war stockdunkel im Raum. Das Flurlicht riß nur ein schmales Rechteck des Bodens aus der Finsternis.
Doch genau in diesem Moment erlosch auch die Korridorbeleuchtung. Jane sah überhaupt nichts mehr.
Sonst war sie in ihren Reaktionen blitzschnell. Diesmal jedoch glaubte sie, ein Schaden an einer Sicherung wäre schuld am Erlöschen der Beleuchtung. Ungeduldig ließ sie ihre Finger über die Wand gleiten.
Aber wo sich der Lichtschalter befand, stieß sie auf eine Hand!
Das gab Jane Collins augenblicklich ihre Schnelligkeit wieder. Sie drückte sich und wollte auf den Korridor zurückweichen.
Von hinten erhielt sie einen harten Stoß. Einer der Angreifer hatte sich auf dem Korridor angeschlichen.
Sie taumelte in den Raum hinein. Hinter ihr schloß sich die Tür. Hände griffen nach ihr, wollten sie festhalten.
Jane wirbelte herum. Sie schlug zu, traf jemanden, hörte ein unterdrücktes Stöhnen, dann ein Poltern, als einer der Angreifer zusammenbrach.
An seine Stelle traten zwei neue. Sie packten Janes Arm, hielten sie eisern umklammert und stöhnten auf, als Jane nach ihnen trat.
Sie hatte gut gezielt und die Schienbeine getroffen. Die Griffe an ihren Armen lockerten sich.
Im nächsten Moment war Jane wieder frei und schrie um Hilfe.
Sie wußte nicht, daß es ein sehr altes Hotel mit dicken Wänden war.
Wie ein Kreisel drehte sie sich um die eigene Achse und streckte dabei die Arme aus. Zwei Treffer! Zwei Gegner stöhnten und taumelten zurück. Sie erkannte es nur an den
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