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0072 - Das Höllentor

0072 - Das Höllentor

Titel: 0072 - Das Höllentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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Stiefeln bildete sich eine Pfütze aus Schmelzwasser.
    »Der ist erst seit zwei oder drei Minuten hier«, stellte Suko fest und wollte dem Toten den Hörer aus der Hand nehmen.
    »Nichts berühren!« rief Lieutenant Bengtson scharf. »Wir müssen erst alles untersuchen.«
    »Sie werden nichts erreichen«, behauptete ich. »Das hier ist eindeutig eine Warnung an mich. Wer immer Charly ermordet hat, will mich von der Insel vertreiben.«
    Der Lieutenant fuhr zu mir herum. »Haben Sie ›ermordet‹ gesagt?« rief er verblüfft.
    Ich nickte ernst. »Ich kann es Ihnen nicht mit den üblichen kriminalistischen Mitteln beweisen, aber Charly Catfield ist ermordet worden. Vielleicht ist er an einer Überdosis von giftigen Schwefelgasen gestorben, aber er ist damit vergiftet worden. Genauso, wie ich in London mit einer Bombe in die Luft fliegen sollte. Charlys Mörder ist der ›Engel‹. Wer mir an den Kragen wollte, weiß ich noch nicht, aber ich werde es herausfinden.«
    Der Lieutenant ging nicht weiter darauf ein. »Bleiben Sie hier!« befahl er seinem Begleiter und verließ den Bungalow. Gleich darauf heulte der Automotor auf. Der Polizeiwagen entfernte sich schleudernd auf der vereisten Straße.
    Der Bungalow hatte nur einen Raum und ein abgetrenntes Bad. Der isländische Kollege hielt mich nicht zurück, als ich mir alles ansah. Jane und Suko halfen mir dabei, doch wir konnten nichts finden. Es gab keine Spuren, die auf einen Mord hindeuteten. Es fand sich aber auch keine Erklärung, wieso der Tote hier und nicht im Leichenschauhaus war…
    »Wissen Sie, wer in den anderen Bungalows wohnt?« erkundigte ich mich bei meinem schweigsamen Kollegen.
    Er zuckte nur die Schultern. »Ich habe die Untersuchung nicht geführt, Mr. Sinclair.«
    Das konnte eine Ausrede sein, doch ich forschte nicht weiter, sondern warf Suko nur einen Blick zu. Er senkte kaum merklich die Lider. Als der Polizist für einen Moment nicht auf ihn achtete, schlüpfte er aus dem Bungalow.
    Bei unserer Ankunft hatten wir, wie in diesen Feriendörfern üblich, neben der Einfahrt ein Bürogebäude entdeckt. Wenn Suko mich richtig verstanden hatte, besorgte er dort eine Gästeliste.
    Nach ein paar Minuten wurde der Polizist unruhig. »Wo bleibt Ihr Freund, Mr. Sinclair?« fragte er nervös.
    »Er wird wohl frische Luft schnappen«, antwortete ich seelenruhig. »Davon haben Sie hier ja mehr als genug, nicht wahr?«
    Er gab keine Antwort, suchte aber auch nicht nach Suko. Jane lächelte mir verstohlen zu. Wenn ich schon nicht offen auftreten durfte und uns die örtliche Polizei nicht unterstützte, mußten wir eben unsere eigenen Methoden anwenden – natürlich streng im Rahmen der isländischen Gesetze.
    Suko und Lieutenant Bengtson betraten kurz hintereinander den Bungalow. Bengtson warf meinem Freund zwar einen mißtrauischen Blick zu, verzichtete jedoch auf Fragen.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte er ohne Einleitung. »Ich war in der Leichenhalle. Charly Catfield liegt noch immer in dem Kühlfach, in das wir ihn nach der Obduktion gelegt haben.«
    Sein Blick war erwartungsvoll auf mich gerichtet. Zuerst hatte er nichts von einer Zusammenarbeit wissen wollen. Jetzt erhoffte er sich von mir eine Erklärung.
    Ich warf einen abschätzenden Blick auf meinen Koffer und dann auf die Leiche. Keiner von uns wußte, wer der echte Charly Catfield war, dieser hier am Tisch des Bungalows oder der in der Leichenhalle.
    »In diesem Fall spielen vermutlich übersinnliche Dinge eine wesentliche Rolle«, klärte ich meine isländischen Kollegen auf. »Das Höllentor, Geister und Dämonen.«
    Bengtson wollte mich unterbrechen, doch ich winkte sofort heftig ab.
    »Geben Sie mir freie Hand, dann kann ich es Ihnen wahrscheinlich beweisen«, verlangte ich.
    Um seinen Mund spielte ein spöttisches Lächeln. Offenbar hielt er im Moment nicht allzuviel von uns dreien. »Meinetwegen«, sagte er herablassend.
    Ich stellte meinen Spezialkoffer auf den Tisch und öffnete das Sicherheitsschloß so, daß das Betäubungsgas nicht ausströmte. Einen Unbefugten hätte es voll getroffen und außer Gefecht gesetzt.
    Als ich den Deckel hochklappte, lagen die mit roten Samt ausgeschlagenen Fächer frei. Ich wählte die Gnostische Gemme, die eine sehr starke Gegenkraft zum Bösen darstellte.
    Bevor ich meine Waffe einsetzte, warf ich noch einen Blick zu den beiden Polizisten. Sie sahen mir mit einem fast schon mitleidigen Lächeln zu. Ich kannte das von anderen Gelegenheiten, bei denen ich

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