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0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

0072 - Ich war kein Fraß für Tiger

Titel: 0072 - Ich war kein Fraß für Tiger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich war kein Fraß für Tiger
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betrachtete ihn sehr gründlich, gab sie zurück und deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch.
    »Nehmen Sie Platz, Cotton. Was führt Sie zu mir?«
    Ich setzte mich und legte meinen Hut auf das rechte Knie.
    »Ich möchte nicht missverstanden werden«, begann ich vorsichtig, »ich habe weder einen offiziellen Auftrag, noch bin ich irgendwie privat an der Sache interessiert. Vielleicht…«
    Er unterbrach mich ziemlich schroff: »Ich weiß zwar nicht, von welcher Sache Sie überhaupt reden, aber wenn Sie weder dienstlich noch privat daran interessiert sind, warum kümmern Sie sich dann überhaupt darum?«
    Ich blieb geduldig, denn ich weiß genau, dass es unsere Revierleiter verdammt nicht einfach haben in einer Stadt wie New York.
    »Ich könnte jetzt große Worte machen und von Gewissen, Gerechtigkeitsgefühl oder von ähnlichem Kram reden«, sagte ich ehrlich. »Dann würde ich nur meinen Dienstvorschriften entsprechend handeln, denn wir sind ja angehalten, uns um jedes Verbrechen zu kümmern, von dem wir Kenntnis erhalten. Aber mir liegen diese Worte nicht. Ich bin ehrlich genug, zuzugeben, dass mich die pure Neugierde treibt, meine Nase probehalber ein bisschen in die Sache hineinzustecken.«.
    Der grauhaarige Lieutenant sah mich bitter an.
    »Ich habe meinen Leuten verboten, aus purer Neugierde ihre Nasen irgendwo hineinzustecken, wozu sie keinen ausdrücklichen Auftrag haben«, sagte er hart. »Ich kann nämlich nur mit lebenden Polizisten arbeiten, nicht mit toten, mögen sie noch so tapfer gewesen sein…«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ich bin Ihrer Meinung, Lieutenant. Und ich habe auch nicht die Absicht ein Held zu sein oder zu werden. Trotzdem gestatten Sie mir vielleicht, dass ich langsam mal zur Sache komme, wie?«
    »Ich bitte darum«, sagte er.
    Ich beugte mich ein wenig vor und sah ihm in die mausgrauen Augen.
    »Was war im Steve Private Zoo los in dieser Woche?«
    Er wurde um eine Nuance blasser, aber er verlor nicht eine Minute lang die Beherrschung.
    »Zwei bedauerliche Unfälle«, sagte er kühl.
    »Sind die Männer bis nach Schluss der offiziellen Besuchszeit geblieben?«, fragte ich, und langsam kam in mir etwas auf Touren.
    »Ja.«
    »Haben sie sich versteckt, damit sie nicht bei den Kontrollgängen zur Torschlusszeit gesehen und aus dem Zoo hinausgewiesen wurden?«
    »Das müssen sie wohl, sonst hätten sie nach Schluss der Besuchszeiten nicht mehr innerhalb des Zoo-Geländes sein können.«
    »Die Brüstung vor dem Raubtierfreigehege ist neunzig Zentimeter hoch?«
    »Ich habe es nicht nachgemessen, aber ungefähr diese Höhe ist es.«
    »Und die Männer sind von ganz allein über diese Brüstung hinab zu den Tigern gestürzt, die unten ihr Freigehege haben?«
    »So scheint es.«
    »Was heißt: scheint? Hat man es denn nicht untersucht?«
    »Natürlich. Aber mehr als vermuten kann man nicht. Es war niemand dabei.«
    »Welche Mordkommission wurde hinzugezogen?«
    »Überhaupt keine.«
    Mir blieb glatt die Sprache weg. Es dauerte eine Weile, bis ich das verdaut hatte. Dann fragte ich mit gerunzelter Stirn.
    »Keine Mordkommission?«
    »No. Es waren zwei zwar bedauerliche, aber nicht mehr korrigierbare Unfälle. Bei Unfällen braucht eine Mordkommission nicht hinzugezogen zu werden, das müssten Sie wissen!«
    Ich gab den Hieb sofort zurück.
    »Bei eindeutigen Unfällen! Wodurch ist bewiesen, dass es nur ein Unfall gewesen sein kann?«
    Er geriet zum ersten Mal aus seiner starren Ruhe.
    »Bewiesen, bewiesen!«, knurrte er ziemlich laut. »Ich war selbst an Ort und Stelle und sage Ihnen, dass es Unfälle waren!«
    Jetzt war ich dieses törichte Spiel endgültig leid. Ich stülpte mir meinen Hut auf den Kopf, stand auf, stützte mich mit einer Hand gegen den Türpfosten und streckte den anderen Arm aus, dass der Zeigefinger auf seine Brust wies.
    »Ich will Ihnen etwas sagen«, begann ich hart. »Dass Sie an Ort und Stelle waren, beweist gar nichts. Sie können nicht die Kenntnisse von Spezialisten im Spurensicherungsdienst, das Fach- und Erfahrungswissen eines langjährigen Arztes einer Mordkommission, den geübten Blick eines Detectives und die Praxis eines erfahrenen Revierleiters in einer Person vereinigen. Das war Nummer eins.«
    Ich machte eine Pause und sah ihn an. Er wich meinem Blick aus. Im Grunde tat er mir leid.
    »Nummer zwei«, fuhr ich fort. »Diese ganz unglaublichen Zufälle, die an diesen sogenannten Unfällen kleben, sind in Wirklichkeit eine Mordsschweinerei! Sie wissen

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