0073 - Die Insel der Zyklopen
Felsen!
Wütendes Gewieher hallte über das Eiland, brach sich an den bizarren Wänden, wurde als vielfaches Echo wieder zurückgeworfen.
Ein großer Stein klatschte dicht vor ihm ins Wasser. Die Kreatur des Schreckens bombardierte Jeff. Sofort tauchte er unter, hielt die Luft an. Er schwamm nun so schnell er konnte.
Erst viel später wurde Jeff bewußt, daß er eigentlich gar nicht wußte, wohin er überhaupt schwimmen sollte, aber das war im Moment Nebensache. Wichtig war nur, daß er endlich aus dem Schußfeld der rasenden Bestie, die seinen Freund getötet hatte, kam.
Er verlangsamte das Tempo, um sich nicht unnötig zu verausgaben. In einiger Entfernung tauchte jene große Insel auf, wo er vorher den Bauern gesehen hatte! Ja, sie mußte es einfach sein! redete er sich ein, obwohl er sich nicht hundertprozentig sicher war.
Plötzlich hatte er wieder Mut. Der Selbsterhaltungstrieb spornte ihn an, ließ ihn nicht ausruhen. Erst jetzt begann sein Gehirn die Einzelheiten zu rekonstruieren, begannen den jungen Mann Hunderte von Fragen zu quälen, die schließlich unerträglicher wurden, als das Brennen seines geschundenen Körpers!
***
Schweres Erdbeben vor der Küste Griechenlands! Epizentrum lag im Meer. Randausläufer beschädigen einige Hafenorte! Genaue Schadenssumme und der Verlust von Menschenleben noch nicht bekannt!
Dies stand in fettgedruckten, schwarzen Lettern auf der Titelseite der Zeitung, die Bill Fleming von einem Straßenhändler erstanden hatte.
Genauer Bericht Seite 2!
Bill blätterte hastig um. Er mußte an Jeff Milden und Dan Kilroy denken, die sich ja dort noch aufhalten mußten.
Nachdenklich schlug er den Weg nach Hause ein. Er hatte mit einem Mal ein ungutes Gefühl in bezug auf die beiden Studenten. Bill konnte schlecht einschlafen, und als der Digitalwecker schrillte, fühlte er sich wie gerädert. Er tastete schlaftrunken nach dem Schalter, mit dem er den Summton abstellen und gleichzeitig das Radio einschalten konnte.
Er war froh, erwacht zu sein, denn eine Reihe von Alpträumen, an die er sich nun nicht mehr genau erinnern konnte, hatte ihn gepeinigt.
Bill räkelte und streckte sich herzhaft, bis ihn eine Meldung aus dem Radio innehalten ließ.
»Heftiges Erdbeben erschütterte gestern mittag die griechischen Küstengebiete. Besonders schwer davon betroffen wurde Aphelon, eine kleine Fischerstadt…«
Der Rundfunksprecher wiederholte ziemlich genau das, was bereits gestern abend in der Zeitung gestanden hatte, nannte zusätzlich einige stark beschädigte Orte und den geschätzten Verlust an Menschenleben.
Bill hörte nur noch mit einem Ohr zu, als der Sprecher noch einen Satz hinzufügte, der dem Historiker sein ungutes Gefühl bestätigte:
»Außerdem werden zwei amerikanische Studenten vermißt, die zu einer ägäischen Insel aufgebrochen waren, um dort…«
Das Ende des Satzes nahm Bill schon gar nicht mehr wahr. Er war blitzschnell auf den Beinen, duschte und kleidete sich an.
Während des raschen Frühstücks dachte er angestrengt darüber nach, was er für die beiden tun konnte.
***
Filos Perikles steuerte das kleine Touristenschiff von einem mehrtägigen Ausflug zur Insel Kreta wieder in den Heimathafen Piräus zurück.
Der schmucke Dampfer hatte nicht mehr als rund fünfzig Ausflügler an Bord, gerade genug, um nicht überladen zu wirken.
Viele, besonders ältere Urlauber zogen diese Art von Schiffen vor.
Kein Massenbetrieb wie auf den Luxuskreuzern, nette, saubere Kabinen, annehmbare Gesellschaft und vor allem Preise, die noch zu bezahlen waren.
Filos Perikles, ein kräftiger, bärtiger Grieche mit verwaschener Seemannsmütze stand am Ruder und blickte gelangweilt auf das blaugrüne ruhige Meer. Draußen glitten in einiger Entfernung Inseln vorbei, ein Zeichen, daß man sich der griechischen Küste näherte.
Gähnend nahm er einen Schluck Kaffee aus der zerbeulten Thermosflasche, die neben ihm auf dem Boden stand, wo sie monoton gegen die Holzwand klapperte, wenn sie nicht gerade umfiel und in irgendeine Ecke rollte.
Die meisten Passagiere lagen um diese Zeit in ihren Liegestühlen auf dem Deck, um ein Sonnenbad zu nehmen.
»Mensch, das ist ja toll!« rief plötzlich ein älterer, deutscher Urlauber aus, der mit dem Fernglas die Umgebung abgesucht hatte.
»He, sieh doch!« hastig rüttelte er seine Frau wach, die dahingedöst hatte. »Beeil dich! So etwas siehst du nicht alle Tage! Na, ihr Griechen habt aber Einfälle! Da kann man sich ja direkt
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