0073 - Die Insel der Zyklopen
Dann war das Erdbeben, von dem ja alle Zeitungen berichteten. Nun befanden sich die beiden gerade auf der Insel, auf der die Schiffspassagiere den Zentaur gesehen haben wollen…«
»Entschuldigung, Sir! Ein Whisky oder ein Kaffee gefällig?« unterbrach eine Stewardeß Zamorras Bericht.
»Nein, danke. Nicole willst du etwas?«
»Ja, einen Kaffee mit viel Zucker bitte!« bestellte sie.
»Oder haben Sie vielleicht auch künstlichen Süßstoff dabei?« verbesserte Nicole, sofort auf ihre schlanke Linie bedacht.
»Natürlich!«
Nicole nippte genüßlich an dem brühheißen Kaffee, bevor sie Zamorra bat, in seinem Bericht fortzufahren.
»Also, wie gesagt, die Studenten befanden sich auf der Insel, wo zu späterer Zeit der Pferdemensch gesichtet wurde. Bill erhielt einen Anruf von einem griechischen Bauern, der ihm mitteilte, daß er einen völlig erschöpften jungen Mann aus dem Meer gefischt habe, der unter Schockeinwirkung stand und immer etwas von einem Zentaur erzählte, der seinen Kameraden todgetrampelt hat. Der Gerettete hat dem Bauern eine Telefonnummer aufgeschrieben, die er unbedingt anrufen sollte. Bills Nummer! Der junge Mann ist kein anderer als Jeff Milden, der Student, der mit einem Kameraden diese Reise unternommen hatte, um…«
»Mein Gott, dann ist es also doch wahr!« entfuhr es Nicole, die ihren Chef eigentlich nicht unterbrechen wollte. Sie sah ihn mit großen Augen unentwegt an, während sie mechanisch immer wieder die Tasse an die Lippen führte.
»Tja, das Wesen hat also bereits seine Wildheit und Mordlust unter Beweis gestellt! Es hat einen Menschen umgebracht! Nach Mildens Beschreibung soll der Zentaur eine Höhe von gut drei Meter haben. Es ist natürlich durchaus möglich, daß er etwas übertreibt, kein Wunder nach allem, was er erlebt haben muß. Bill bat den Bauern, alles einstweilen noch geheimzuhalten, es sei besser so. Die Urlauber sollen nur denken, das Monster wäre aus Kunststoff, bis es uns gelungen ist, es unschädlich zu machen. Wir müssen schnell handeln, Nicole, bevor der Zentaur die Insel verläßt. Wer weiß…«
Der Professor wollte diesen Gedanken nicht zu Ende spinnen.
»Die Frage ist nur, warum er die Felseninsel noch nicht verlassen hat? Es gibt doch dort nichts zu jagen und zu töten!« warf Nicole ein. Ein kleines V-förmiges Fältchen hatte sich über ihrer Nasenwurzel gebildet, das ihrem bildhübschen Gesicht einen noch reizvolleren Ausdruck verlieh.
»Meiner Meinung nach existiert das Wesen noch nicht lange. Überlege, wenn es den Zentaur schon länger gäbe, hätte man ihn sicher schon früher und öfter gesehen. Bill sagte noch, Milden könne beschwören, der Pferdemensch sei einer Felsspalte, die sich durch das fürchterliche Beben aufgetan hatte, entstiegen. Möglich, daß sich durch die Erdstöße das Tor zur Freiheit für das Fabelungeheuer ge- öffnet hat!«
Die beiden waren so in das Gespräch vertieft, daß Nicole Duval vergaß aus dem Bullauge des Flugzeugs zu sehen und somit den wunderbaren Anblick der Akropolis aus der Vogelperspektive versäumte.
Erst später wurde ihr die Schönheit dieser historischen Stätte bewußt, und sie hätte vieles darum gegeben, hier ein paar Tage Urlaub mit Zamorra zu verbringen, aber sie wußte ganz genau, der Parapsychologe hatte einen Auftrag zu erfüllen, der ihm im Moment wichtiger was als alles andere. Zamorra hatte sich bereits jetzt in den Fall verbissen und Nicole konnte mit Sicherheit annehmen, daß der Professor den Zentaur mit allen Mitteln bekämpfen würde.
Er würde alles daransetzen, um das Monster zu vernichten, koste es, was es wolle!
Seufzend lehnte sich das Mädchen in den weichen Schaumstoffsitz zurück und legte den Gurt an, denn die Landung stand unmittelbar bevor.
Sie machte sich mehr Sorgen um ihren »Chef« als sie sich selbst eingestehen wollte.
Der Professor war schon ein außergewöhnlicher Mann, und vielleicht liebte sie ihn auch gerade deswegen…
Der sanfte Ruck beim Aufsetzen der Linienmaschine riß sie für einige Sekunden wieder aus ihren Gedanken.
***
Es ging bereits auf Mitternacht zu, als Professor Zamorra, Nicole Duval und Bill Fleming in der Hotelhalle des »Parisienne« im Herzen Athens zusammensaßen. Es war jenes Nobelhotel, in dem Bill bereits von New York aus die Zimmer gebucht hatte.
»Guten Flug gehabt, Bill?« erkundigte sich Nicole.
»Kann man wohl sagen!«
Sie hatten nicht viel Zeit für belanglose Gespräche, dazu war die Situation zu ernst.
»Ich
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