Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0073 - Die Insel der Zyklopen

0073 - Die Insel der Zyklopen

Titel: 0073 - Die Insel der Zyklopen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Hrdinka
Vom Netzwerk:
schrecken! Die wissen wenigstens, was sie ihrer Geschichte schuldig sind! Hahahaha!« Der Deutsche mußte sich den Bauch halten vor Lachen.
    »Na, was ist denn, Werner?« knurrte seine Frau. Widerwillig nahm sie das Fernglas und blinzelte hindurch.
    In der nächsten Sekunde setzte sie das Glas ab, stieß einen schrillen Schrei aus.
    »Mein Gott…«
    »Aber nicht doch, das ist doch nur Spaß! Verstehst du nicht? So ein Ding aus Pappmache und Kunststoff, das an die griechische Geschichte erinnern soll«, beruhigte sie der gebräunte Mann.
    Seine Gattin unterbrach ihn.
    »Bist du sicher, daß es nur aus Kunststoff ist?«
    »Aber, Mausi, sei doch nicht kindisch!«
    Sie hatten es geschafft, die Aufmerksamkeit der übrigen Urlauber auf sich zu lenken.
    Nicht alle waren Deutsche. Ein Sprachengewirr schlug dem Ruhestörer entgegen. Jeder wollte wissen, was los war.
    Durch das Geschrei gestört, suchte auch Filos Perikles nach dem ausziehbaren Fernrohr, das irgendwo liegen mußte. Als er es endlich gefunden hatte, zog er es aus, und blickte damit in die Richtung, in die auch der Deutsche geblickt hatte. Belustigt verschwanden einige der Gäste in ihren Kajüten, um die eigenen Ferngläser zu holen.
    »Filos?«
    Der Grieche zuckte herum. Irgend jemand hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt.
    »Ja, Herr Kapitän!«
    »Was siehst du denn da Schönes, he? Du solltest besser auf den Kurs achtgeben!«
    »Nein, das kann doch nicht wahr sein!« stammelte der Steuermann, kreidebleich im Gesicht. Er ließ das Fernrohr fallen und hätte es der Kapitän nicht im letzten Augenblick noch aufgefangen, wäre es auf den hölzernen Bretterboden gepoltert.
    »Laß sehen, Filos!« sagte der Kapitän hastig, nahm das Rohr hoch, kniff das eine Auge zusammen, während er mit dem anderen durch das Okular blickte. Er mußte ein wenig daran drehen, um ein scharfes, vergrößertes Bild zu bekommen. Es dauerte nur wenige Sekunden, bis er das gesichtet hatte, was seinen Steuermann so erschreckt hatte.
    Er pfiff erstaunt durch die Zähne, beobachtete wie gebannt das Wesen, das auf einer Felserhebung stand, den Schädel hin und herschwenkte und sich mit den Händen auf die Brust klopfte!
    Es war ein Zentaur!
    Filos Perikles hatte inzwischen eine Schnapsflasche aus seiner Jacke hervorgezaubert, an der er schlürfend saugte.
    »Laß das Filos!«
    »Sehen Sie dasselbe wie ich, Kapitän? Dort drüben steht ein Zentaur!« stieß der Steuermann aufgeregt hervor.
    »Ja, das sehe ich auch, Filos!« sagte der Mann mit der weißblauen Kapitänsmütze und den vielen Verzierungen aus Goldschnüren gedehnt, schaute einige Sekunden zu den Passagieren auf dem Liegedeck, biß sich kurz auf die Lippen und murmelte mehr zu sich selbst gewandt: »Die denken, das ist ein Kunststoffding! Aber wenn so etwas aufgestellt worden wäre, wüßten wir Schiffer natürlich davon! Es ist gut, daß unsere Fahrgäste so denken…«
    Als der Kapitän zu ihnen hinunterstieg und seinen Reisenden bestätigte, daß der Zentaur nur aus Plastik sei und die meisten der Urlauber das für einen gelungenen Gag hielten, war von dem Monster weit und breit nichts mehr zu sehen.
    Einige der Gäste wollten die schnell improvisierte Geschichte, die ihr Kapitän erfunden hatte, nicht für bare Münze nehmen. Sie hatte das Gefühl, daß irgend etwas dort drüben auf dem Eiland nicht stimmte. Sie nahmen sich fest vor, später einmal Nachforschungen zu treiben.
    ***
    Professor Zamorra korrigierte gerade in seinem Arbeitszimmer auf Cháteau de Montagne einen Bericht, als er durch das stürmische Öffnen der Tür hochgeschreckt wurde.
    Nicole stand im Zimmer. In der Hand hielt sie einen Stapel Morgenzeitungen. Hastig kam sie näher.
    »Störe ich dich sehr bei deiner Arbeit, Chef?«
    »Nicht sehr!« sagte der Parapsychologe, der jedoch genau wußte, daß eine längere Fragestunde bevorstand, wenn Nicole so anfing.
    »Einen Moment noch, ich bin gleich fertig!«
    Zamorra las zu Ende, strich noch einiges mit dem Rotstift an, formulierte einige Satzgruppierungen um, bis er seinen Artikel endlich für gut befand.
    »Das mußt du noch einmal tippen, Nicole!« sagte er dann beinahe beiläufig.
    »Zuerst erzählst du mir aber etwas über Zentauren, ja?« Nicole ließ sich Zamorra gegenüber auf die breite Ledercouch nieder und sah ihren Chef fragend an.
    Zamorra ließ den Rotstift sinken. »Zentauren?« echote er. »Wie kommst du bloß auf Zentauren?« wollte er sichtlich erstaunt wissen.
    Der Professor zog die

Weitere Kostenlose Bücher