0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich flog in die Hölle

Vom Netzwerk:

einer von den Umgeworfenen sprang hoch und fiel mich an. Er erwischte meinen Jackenärmel und zog mir halb die Jacke vom Körper.
    Na ja, so im Vorüberlaufen setzte ich ihm die Faust in die Gegend seines kleinen Schnurrbartes auf seiner Oberlippe. Er ließ die Jacke wieder los und legte sich flach.
    Phil verschwand im Ausgang zum Flur. Ich erreichte die Stufen und nahm sie in einem Satz.
    Ein Schuss knallte. Eine Handbreit über meinem Kopf fetzte eine Kugel den Mörtel aus der Mauer. Ich warf einen Blick zurück. Senhor Andozas stand auf der Tanzfläche und hielt eine mächtige Kanone in der Faust. Ich tauchte in dem Gang unter, bevor er zum zweiten Mal abdrücken konnte.
    In dem langen Flur war es verteufelt dunkel. Ich hörte Phils Schritte vor mir. Dann einen leisen Fluch, einen Schlag und einen dumpfen Fall.
    »Phil?«, schrie ich.
    »Okay«, kam seine Stimme zurück. »Da war noch einer, aber er liegt schon. Komm schon! Beeil dich!«
    Ein paar Sekunden später standen wir in der frischen Nachtluft.
    Hallo, es war lebendig auf der Straße geworden. Die Gestalten in den weißen Anzügen hatten sich von den Hauswänden gelöst. Der Schuss schien sie aufgeweckt zu haben. Von allen Seiten schlichen sie auf das Noches d’Amazonas zu, wie die Hyänen, die ein Aas witterten.
    »Wohin?«, fragte Phil.
    »Jedenfalls abwärts. Rios bessere Viertel liegen tiefer!«, antwortete ich und überholte ihn.
    Wir liefen, zwar nicht aus Leibeskräften, aber doch in einem guten Mittelstreckentempo. Vor mir tauchte eine der weißen Gestalten auf. Er breitete die Arme aus, um mich zu halten. Ich schlug einen knappen Haken, und aus dem Haken heraus schlug ich einen Schwinger dahin, wo ich über seiner weißen Jacke im Dunkeln sein Gesicht vermutete. Das Gesicht war dort, und der Kerl begann zu jammern.
    »Schneller!«, sagte Phil. »Jetzt geht’s los!«
    Sie waren hinter uns her. Wir hörten einzelne Schreie und Rufe, mit denen sie sich verständigten. Ich legte einen Zahn zu. Sie jagten uns wie die Hasen, und ich glaube, sie waren eine verdammt große Meute. Sicherlich verfolgten uns jetzt nicht nur die Männer aus der Bar, sondern alles, was sich auf der Straße aufgehalten hatte. Wenn sie uns erreichten und uns stoppen konnten, dann hatten wir keine Chancen.
    Die Straße, auf der wir uns befanden, senkte sich. Wir sprangen sie hinunter wie die Gämsen. Wir hofften, dass die Burschen die Verfolgung aufgeben würden, sobald wir in zivilisiertere Gegenden kamen, aber ich glaube, sie taten es schon früher.
    Nach wenigen Minuten hörten wir keine Rufe mehr. Phil und ich behielten das Tempo noch für einige Zeit bei, dann schalteten wir zurück in einen mäßigen Dauerlauf, und als schließlich die Straßenbeleuchtung wieder einer Großstadt würdig war, fielen wir in Schritt.
    Wir gingen schweigend nebeneinander, bis wir verschnauft hatten. Anscheinend befanden wir uns jetzt in einem Wohnviertel, denn links und rechts standen massive, große Häuser, in deren Fenstern Licht schimmerte.
    Wir blieben stehen, um uns eine Zigarette anzuzünden.
    »Ganz interessant«, sagte Phil mit dem ersten Rauch, den er ausstieß.
    »Außerordentlich interessant«, Stimmte ich zu. »Als dieser Mr. Andozas einsah, dass er uns nicht mehr von dem Gedanken abbringen konnte, dass Hopkins in seinem Laden gewesen ist, wollte er uns diese Idee sofort mit Gewalt austreiben.«
    »Nicht ganz richtig, Jerry. Massiv wurde er erst, als du sagtest, Hopkins hätte dir eine Nachricht von einem Ereignis gegeben, das dann eingetreten wäre.«
    Ich überlegte. »Ja, das stimmt. Jedenfalls dürfte feststehen, dass Jens Hopkins wirklich im Noches d’Amazonas gewesen ist, und mit der fast gleichen Sicherheit steht fest, dass sie dort irgendetwas mit ihm angestellt haben.«
    Wir sprachen nicht darüber, was sie mit unserem Kollegen angestellt haben mochten. Wir ahnten es beide.
    »Dann müsste die Ursache des Absturzes oder des Verschwindens des Flugzeuges in der Bar zu suchen sein«, sagte Phil nach einer Weile, »aber ich sehe noch nicht, wie damit ein Geschäft zu machen ist. Ist eigentlich die versicherungstechnische Seite dieses Fluges auf einen Schwindel hin überprüft worden?«
    »Nein, aber wir werden das nachholen. Ein Versicherungsschwindel ist aber noch keine Erklärung für das Verschwinden der siebenundzwanzig Leute unserer Liste.«
    Ein Wagen mit dem beleuchteten Taxischild kam uns entgegen. Wir winkten. Der Fahrer hielt. Wir ließen uns zu unserem Hotel