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0074 - Ich flog in die Hölle

0074 - Ich flog in die Hölle

Titel: 0074 - Ich flog in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich flog in die Hölle
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irgendein alter griechischer Meergott.
    Das Motorboot zog mich die Küste entlang, schlug einen weiten Bogen und fuhr die gleiche Strecke zurück. Der Vermieter war das so gewohnt, weil die Boys, die hier sonst ihre Wasserskiküste zeigen, wünschen, dass sie von den Mädchen gesehen werden.
    Nachdem wir gewendet hatten, gab ich meinem Bootsführer ein Zeichen mit dem Arm, ein bisschen Gas zu geben. Er grinste und nickte und gab einiges zu. Ich ging ein wenig tiefer in die Knie, und nun schien es den Burschen im Boot zu packen. Das Heck sank ein, der Bug hob sich. Jetzt war die Bugwelle keine Angabe mehr, sondern echtes Zeichen für hohe Geschwindigkeit.
    Klar, dass es mir einen Heidenspaß machte. Der Schaum spritzte mir um die Ohren, der Wind schnitt mir ins Gesicht, die Skier flatterten unter mir, und ich dachte, gleich würde ich mich einfach in die Luft erheben und fliegen. Kurz, es war eine großartige Sache.
    Dann sah ich ein Motorboot, das den Bug quer zu meiner Fahrtrichtung hielt und eine mittlere Geschwindigkeit drauf hatte, und das sich gerade in der richtigen Entfernung befand, um uns zu schneiden, wenn der Kerl am Steuer nicht abdrehte.
    Und der Bursche schien tatsächlich zu schlafen. Ich sah nur sein Kinn und seinen Mund, denn er trug einen Strohhut tief als Sonnenschutz im Gesicht.
    Ich gab ihm mit einem Arm Zeichen. Ich brüllte. Er hörte nichts, und der geschwindigkeitsbesessene Idiot am Steuer meines Motorbootes schien auch nichts zu sehen und zu hören.
    Es sah so aus, als würden die Boote genau aufeinanderrasen. Dann erblickte mein Bootsführer im letzten Augenblick doch den anderen Kahn und drehte scharf nach backbord ab. Der Bursche in dem fremden Boot wachte ebenfalls im letzten Augenblick auf und wirbelte sein Ruder nach steuerbord herum. Auf diese Weise hatten sie Chancen, voneinander freizukommen.
    Keine Chancen entstanden bei diesem Manöver für mich. Man kann beim Wasserski keine Haken wie ein Hase schlagen, sondern nur in weiten Bogen herumschwingen, und ein solcher Bogen, in den man nach den Fliehkraftgesetzen hinter einem abdrehenden Boot hineingezwungen wird, musste mich genau auf den Kahn mit dem schlafsüchtigen Idioten aufprallen lassen.
    Ich sah die Bordwand vor mir aufwachsen. Ich sah den Mann hinter dem Steuer, der mir entgegensah, und beide wurden mit rasender Geschwindigkeit größer und deutlicher. Sie glauben nicht, wie wahnsinnig schnell Ihnen vierzig Meilen Vorkommen können. Für einen Sekundenbruchteil sah ich das Gesicht des Mannes ganz genau, und ich weiß noch, dass ich mich darüber wunderte, dass weder Angst noch Schrecken darin zu lesen war, sondern nur Neugier.
    Wundern Sie sich, warum ich das Zugseil nicht einfach losließ? Wenn Sie mit einer Geschwindigkeit von vierzig Meilen in der Stunde auf das Wasser aufschlagen, dann, ich sagte es schon, hat Wasser durchaus die Eigenschaften einer soliden Betonwand.
    Die Wasserski-Spezialisten haben eine Möglichkeit entwickelt, bei solchen Geschwindigkeiten auszusteigen, ohne sich zu verletzen, aber praktisch beherrschen nur ein paar Berufssportler diesen Trick. Ich hatte ihn einige Male gesehen und wusste, wie man es machen sollte, aber ich hatte ihn noch nie selbst ausprobiert, aber jetzt musste ich ihn ausprobieren, ob ich wollte oder nicht.
    Man zieht sich mit einem Ruck an die Querstange des Zugseiles heran und reißt gleichzeitig die Beine aus dem Wasser. Da dadurch der Widerstand, den das Wasser der Zugkraft geboten hat, schlagartig aufhört, wird man hoch in die Luft gerissen. Im richtigen Augenblick muss man loslassen, den Körper in einen Salto nach rückwärts zwingen, um die Vorwärtsbewegung auszugleichen, und dann, wenn man auf die Wasserfläche niedersaust, muss man sich im richtigen Augenblick strecken, die Arme vorwerfen, um in das Wasser einzuschneiden, anstatt darauf aufzuprallen. Wenn es klappt, ist man anschließend höchstens ein wenig benommen, und wenn es schiefgeht, liegt das Rückgrat oder der Brustkorb bloß, je nachdem, mit welcher Seite man aufgeschlagen ist.
    Ich tat alles das, was ich vorhin beschrieben habe. Ich und die Skibretter flogen durch die Luft. Ich ließ die Stange los, drehte den Salto, warf die Arme vor und streckte mich, und da war auch schon das Wasser, und es war kein Wasser, sondern eine Betonwand, in die ich eintauchte, und die mir, obwohl ich gut hineinkam, die Finger von der Hand reißen wollte und mir wie mit einem schweren Gummihammer gegen die Schädeldecke

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