0075 - Die Horror-Cops
Henker auf der Feuerleiter und im nächsten Moment auch mich.
Mein Gegner hatte bereits einen zu großen Vorsprung. Die letzten drei Stufen bis zur ersten Plattform unter dem Fenster sprang er.
Es dröhnte laut, als er landete. Die Plattform war auch nicht mehr richtig verankert. Sie schwankte unter dem Gewicht wie ein Schiff im Wind, und es dauerte seine Zeit, bis sie sich beruhigt hatte.
Da aber sprang ich.
Ich kam gut auf und lief sofort die nächste Leiter hinunter. Mein Gegner hatte die folgende Plattform noch nicht erreicht, ich holte auf.
Unten auf der Straße standen noch immer die Cops. Sie hielten zwar ihre Waffen in den Händen, doch die Mündungen deuteten zu Boden. Gespannt beobachteten sie unsere Jagd.
Ray Onedin rannte aus dem Haus und lief auf den Streifenführer zu. Hastig redete er auf ihn ein und zeigte hin und wieder nach oben.
Dann sah ich auch Suko, doch die Jagd ging weiter, und ich mußte mich auf den Kopflosen konzentrieren.
Dieser Teil der Leiter war noch mieser als der vorherige. Die Stufen knirschten und ächzten. Rost rieselte wie Schnee dem Boden entgegen.
Und dann passierte es.
Auf der nächsten Plattform rutschte der Kopflose aus. Sie war nicht mehr richtig im Gestänge verankert und kippte zur linken Seite weg.
Diese Aktion kam zu überraschend für den Kapuzenmann. Er rutschte mit, versuchte vergeblich, das Gleichgewicht zu halten und streckte auch noch den Arm aus, um eine Sprosse zu erreichen, doch die Plattform schwang gleichzeitig herum.
Der Kopflose griff ins Leere.
Und dann stürzte er ab.
Ich stand drei Stufen über ihm, hatte im letzten Augenblick gezögert, nachzuspringen, und das war mein Glück.
Die gesamte untere Hälfte der Feuerleiter krachte zusammen. Metallstreben, Plattformen, Mauerwerk und der Kopflose fielen in einem wahren Regen der Straße entgegen.
Mein Gegner stürzte kopfüber ab.
Dabei verlor er seine Kapuze. Das Stück Stoff wurde vom Wind erfaßt, zur Seite getragen und segelte dann langsam nach unten. Doch niemand der Zuschauer hatte Augen für die Kapuze. Alle starrten nur die Gestalt an, die ohne Kopf dem Erdboden entgegentrudelte.
Ein vielstimmiger Schrei brandete an meine Ohren.
Dann klatschte der Kopflose auf.
Jeder erwartete, daß er tot, zumindest aber schwerverletzt liegenblieb. Die Tatsachen jedoch straften dieser Vermutung Lügen.
Der Unheimliche stand auf.
Ohne Kopf…
Selbst die abgebrühten Polizisten wurden vom Entsetzen gepackt. Sie wichen unwillkürlich zurück, als der Unheimliche durch ihre Reihen brechen wollte.
Dann aber schrie der Streifenführer einen Befehl. »Feuer!«
Die Cops rissen die Waffen hoch. Schüsse peitschten. Kugeln fegten durch die Luft, und sie trafen.
Der Kopflose wurde von den Einschlägen regelrecht durchgeschüttelt, aber nichts geschah.
Er brach nicht zusammen, kein Blut quoll aus den Wunden wenigstens sah ich nichts der Kopflose rannte weiter. Er sprintete auf die Straße, ein Wagen kam ihm entgegen, er schaffte es nicht mehr auszuweichen, wurde von der Kühlerschnauze erfaßt und durch die Luft gewirbelt.
Er überschlug sich zweimal und fiel zu Boden. Der Fahrer des Wagens bremste. Mit weit aufgerissenen Augen hockte er hinter dem Lenkrad und hatte beide Hände gegen seine Wangen gepreßt. Er konnte nicht fassen, was er gesehen und erlebt hatte.
Jetzt endlich konnte Suko starten. Er besaß ebenfalls eine mit geweihten Silberkugeln geladene Pistole. Wahrscheinlich konnte er nur mit diesen Geschossen den Kopflosen stoppen.
Suko hätte früher losrennen müssen, aber da war die Luft noch zu bleihaltig gewesen. Doch nun hatte Suko seine Chance verpaßt. Der Kopflose war bereits in der Menschenmenge verschwunden und rannte soeben durch eine Einfahrt in den nächsten Hinterhof.
Ich hätte mir vor Wut irgend etwas abbeißen können. Fast hatte ich den Kopflosen gehabt, doch jetzt war er wieder verschwunden.
Ich kletterte wieder hoch und mußte den gleichen Weg zurücknehmen, den ich gekommen war. Die Leiter wankte zwar weiterhin, aber sie hielt.
Ziemlich sauer kletterte ich durch das Fenster zurück in die Wohnung.
***
Suko kam mir im Hausflur entgegen. Wir trafen uns in Höhe der ersten Etage.
Der Chinese blieb stehen. Sein Gesicht zeigte einen zerknirschten Ausdruck.
»Er ist entkommen«, sagte Suko.
»Ich weiß«, erwiderte ich. »Ich habe ihn von der Leiter aus selbst laufen sehen.«
»Und jetzt?«
Mein spöttisches Lächeln kerbte die Mundwinkel. »Ein Kopfloser in New York
Weitere Kostenlose Bücher