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0076 - Oase der Verfluchten

0076 - Oase der Verfluchten

Titel: 0076 - Oase der Verfluchten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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geöffnet. Die schlechten Elemente werden nach oben geschwemmt.«
    »Greift denn da die Regierung nicht ein?« fragte Bill Fleming.
    Zamorra wiederholte die Frage, denn Bill Fleming konnte der Hadschi Kemal nicht verstehen.
    »Er Riad ist weit«, antwortete der alte Silberschmied. »Der König und seine Minister kümmern sich nicht um die inneren Angelegenheiten der Scheichtümer. Jedenfalls nicht, solange die Oberhoheit des Königs anerkannt wird und alle Ölrechte und Ölangelegenheiten über Er Riad geregelt werden. Im Norden von Asch Schamar verläuft die Transarabische Pipeline. Dort gibt es reiche Ölfelder. Der Scheich von Asch Schamar kassiert seine Tantiemen und nimmt sonst keinerlei Einfluß. Dafür kann er sonst in seiner Hauptstadt und seinem Scheichtum so ziemlich schalten und walten, wie er will.«
    Bis Er Riad auf die Geschehnisse in Sakaka reagierte, würde es zweifellos längst zu spät sein. Hadschi Kemal fuhr mit seinem Sermon fort. Anwari hatte Sakaka praktisch abgeriegelt und eine Nachrichtensperre verhängt. Fremde wurden streng kontrolliert und meist gleich weitergeschickt.
    Einheimische durften die Stadt nur mit einer Sondererlaubnis verlassen. Ab Einbruch der Dunkelheit herrschte Ausgangssperre. Doch es gab genug Leute, die sich auf Anwaris Seite schlugen, in der Hauptsache die üblen Elemente. Sie erhofften sich große Vorteile.
    Anwari hatte gewaltige Versprechungen für die Zukunft gemacht. Wer sich ihm unterwarf, sollte sagenhaft belohnt werden. Mit Geld und Gütern, die Anwari seinen Feinden wegnahm.
    Zamorra und Bill Fleming hatten unangefochten in die Stadt gelangen können, weil sie für Ben Nafud gehalten wurden, die gelegentlich Sakaka aufzusuchen pflegten. Mit diesem absolut neutralen und abgeschieden für sich in der Wüste lebenden Stamm beabsichtigte Anwari nichts.
    Zumindest jetzt noch nicht.
    Zamorra fragte nach Nicole und Amal, der Scheichtochter, die am Nachmittag gefangengenommen worden waren. Darüber konnte Hadschi Kemal nicht viel sagen. Eine Patrouille hatte zwei Gefangene in die Stadt gebracht, mehr wußte er nicht.
    »Ihr seid ein Mann von großer Macht, Zamorra Effendi«, sagte der alte Silberschmied. »Ihr könnt diesen Spuk der Dschehenna vernichten, ich spüre es. Allah soll euch die Kraft geben.«
    Zamorra stellte noch ein paar Fragen. In Sakaka einen Aufstand der Gegner Anwaris zu provozieren, war unmöglich, solange der Gewaltherrscher seine Mumiengarde hatte. Wenn sie allerdings wegfiel, würde Anwaris Herrschaft keinen Tag mehr dauern. Hadschi Kemal wußte nichts von Waffen gegen die Schreckensmumien, über die es viele Geschichten gab, alte Sagen und Erzählungen. Über die Bruderschaft der Schwarzen Fakire, die im zweiten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts unter der Herrschaft König Ibn Sauds völlig ausgerottet worden sein sollten, berichtete Hadschi Kemal Schreckliches.
    Geheimnisse des Scheichpalastes, geheime Zugänge und dergleichen, kannte er nicht.
    »Es ist mir aber möglich, Männer zu finden, die Euch in den Palast bringen, Effendi«, sagte der Alte. »Wenn ihr ein Mittel gegen die Söhne des Windes habt, die schrecklichen Mumiengeister.«
    Die Zeit war schnell vergangen. Zamorra wußte alles, was der alte Silberschmied ihm sagen konnte, und vermochte sich ein Bild von den Verhältnissen zu machen. Er vereinbarte mit Hadschi Kemal, daß dieser jeweils um Mitternacht einen Boten zum jetzigen Treffpunkt schicken sollte.
    Falls Zamorra die Hilfe des alten Silberschmieds brauchte, wollte er ihm Bescheid geben. Wenn sich jemand in Sakaka gut auskannte, konnte er den Wachpatrouillen leicht entgehen und auch bei Nacht in der Stadt ein und aus gehen. Trotz Ausgangssperre.
    Zamorra schickte den Alten weg. Unter vielen Salaams und Segenswünschen ging Hadschi Kemal, der strengstes Stillschweigen gelobt hatte. Seine letzten Segenswünsche verstanden Zamorra und Bill schon nicht mehr, denn der Verständigungszauber wirkte nicht länger.
    ***
    »Unsere Aussichten sind so finster wie die eines Negers im Kohlensack«, meinte Bill, als Hadschi Kemal gegangen war. »Der Alte kann uns nicht viel helfen. Wie sollen wir es anfangen, Nicole zu befreien? Wir kennen uns auf dem Palastgelände nicht aus und haben keine Ahnung, wo Nicole gefangengehalten wird. Gewiß wird sie streng bewacht. Eine Mumie hast du vernichten können, Zamorra. Aber mit mehreren wirst du nicht fertig.«
    »Vielleicht nicht einmal mit einer weiteren«, sagte Zamorra, der sich keinen Illusionen

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